Retro der Woche 30/2023

In den letzten Wochen hatten wir verschiedene Retros aus der Schwalbe von 1999 bis 2001 betrachtet — den Blick in diesen Zeitraum möchte ich noch etwas fortsetzen mit Blicken in feenschach und StrateGems.

Beginnen wir mit dem feenschach-Turnier für 2000, dem einige wenige Retros aus dem Jahr 1999 noch zugeschlagen wurden, die nicht den verschiedenen Abteilungen des f50-Jubiläumsturniers mit Märchenbeweispartien zugeordnet werden konnten.

Beginen wir heute mit den klassischen Retros des Jahres 2000, die Paul Raican zu beurteilen hatte. Den ersten Preis dieser Abteilung von Alexander Kisljak hatte ich hier schon als Retro der Woche 20/2020 vorgestellt, heute hier also die zweitplatzierte Aufgabe.

Alexander Zolotarjew
feenschach 2000, 2. Preis
Wer ist am Zug? (14+1)

 

Den einzig fehlenden schwarzen Stein, einen Springer, hat Weiß offenbar auf c3 geschlagen — und die Rücknahme dieses Schlages ermöglicht dann auch, den Knoten im Westen des Bretts zu lösen. Diesen Entschlag können wir allerdings nicht sofort zurücknehmen, denn zuerst muss [Lc1] nach Hause gebracht werden.

Der kann nicht auf seinem Anfangsfeld geschlagen worden sein? Nein, denn Schwarz hat die beiden fehlenden Steine, darunter auch [Lc1], auf f6 bzw. auf der g-Linie geschlagen. Und diesen Läufer müssen wir erst einmal wieder aufs Brett zaubern.

Der kann wegen der Felderfarbe nur auf f6 entschlagen werden, und damit das möglich wird, muss zunächst analog zu Weiß [Lf8] nach Hause gebracht werden. Bis der aber entfesselt werden kann, sind einige Ablösungen erforderlich, und die herauszufinden, macht das hohe Lösevergnügen dieses Stücks aus.

Vor allen Dingen müssen beide Seiten natürlich vermeiden, dass Weiß retropatt wird.

Na, wenn euch das nicht reizen sollte, die (Auf)Lösung zu suchen?!

Lösung

R: 1.– Sf8-h7 2.g5-g6 Se6-f8 3.g4-g5 Sc5-e6 4.g3-g4 Sb3-c5 5.La2-b1 Th1-a1 6.Lb1-a2 Th4-h1 7.La2-b1 Td4-h4 8.Te7-d7 Td7-d4+ 9.Lb1-a2 Sc5-b3 10.Te5-e7 Sb3-c5 11.Th5-e5 Sc5-b3 12.Th1-h5 Sb3-c5 13.La2-b1 d3-d2 14.Ta1-h1 Sc5-b3 15.Lb1-a2+ Se6-c5 16.Ta2-a1 Sd8-e6 17.Ta1-a2 d4-d3 18.Sc5-b7 Sb7-d8+ 19.Sd3-c5 Lf8-b4 20.Sb4-d3+ e7xLf6 21.Lg5-f6 d5-d4 22.Lc1-g5 Kd4-c4 23.d2xSc3+, und nun geht es leicht weiter zurück.
Begänne Weiß die Rücknahme mit R: 1.g5-g6, wäre er sehr schnell retropatt.

Richter Paul Raican fasste im Preisbericht seine Meinung zu diesem Stück ganz knapp zusammen: „Hier ist das Rückspiel genuin originell und reich an Pointen: … ein Meisterwerk!“ Das komplexe Ablösungs-Spiel gefällt mir auch sehr gut.

Allerdings ist es ein wenig bedauerlich, dass schon die ersten Züge nicht eindeutig sind, denn R: 1.– Sg5-h7 Ta2-a1 würde auch funktionieren. Somit bleibt dem Autor hier nur, nach dem Anzug zu fragen.

2 thoughts on “Retro der Woche 30/2023

  1. I don’t understand this:
    – 16… Sd8-e6 is illegal because of the white king on c6, as Henrik also points out.
    – What does the last line mean? Sg5-h7 Ta2-a1 is impossible as both pieces are black.

  2. Tiny typo: the piece count should be (14+15), not (14+1).
    16… Sd8-e6 is illegal, because it puts the opposing king in check, but this seems fixable.
    Unfortunately a different plan also works: Let Sh7 release Sb7, and unpromote the latter on h8. So the problem is almost cooked.

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