Natürlich können wir nicht über Retros in feenschach reden, ohne auch experimentelle Märchen-Retros zu betrachten. Ausgesucht habe ich für euch eine Aufgabe von Manfred Rittirsch, die wahrscheinlich erstmals die Nutzung der Märchenbedingung Isardam in einer Beweispartie zeigt. Gut zehn Jahre später würde diese Kombination intensiver untersucht.
Hier die Definition von Isardam aus dem Schwalbe-Lexikon:
„Es sind solche Züge illegal, die dazu führen, dass ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachtet. Ein König steht daher nicht im Schach, wenn durch den virtuellen Schlag des Königs ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachten oder von einem solchen beobachtet werden würde.“
Das erklärt auch den Namen: Es ist quasi das Gegenteil von Madrasi, wo sich gegnerische Steine gleicher Art, die sich beobachten, lähmen — „Isardam“ ist also „Madrasi rückwärts“.
feenschach 1999
Beweispartie in 15 Zügen, Isardam (11+14)
Aus meiner Sicht ist diese Aufgabe ganz typisch für viele Erstdarstellungen einer Märchenbedingung mit einer dafür neuen Forderung: Häufig auf einen besonders spektakulären Zug konzentriert — und so ist es hier auch! Ich will schon einmal verraten, dass die ersten 11,5 Züge komplett orthodox sind — als ob dann beim zwölften Zug Schwarz einfiele, dass es doch noch eine Bedingung gebe…
Dennoch hilft uns die Bedingung auch schon vorher für die erste Analyse:
Bei Weiß fehlen drei Bauern, ein Turm und [Lc1]; Schwarz hat aber bereits drei Doppelbauern. Was ist daran so bemerkenswert??
Da sich Bauern bei Isardam nicht „in Schlagweite“ gegenüber stehen können, hat Schwarz also drei Offiziere geschlagen, woraus wir messerscharf schließen können, dass Weiß einen Bauern umgewandelt haben muss, der sich dann schlagen ließ oder einen geschlagenen Offizier ersetzt.
Nun liegt der Gedanke nahe, dass diese Umwandlung durch [Bc2] erfolgt, der dann über b7 nach b8 oder c8 zur Umwandlung kommt.
So viel sei schon verraten: Ganz so geht es nicht — wie dann?
Natürlich schade, dass nur ein einziger echter „Isardam-Zug“ in der Lösung auftaucht, der aber hat es in sich! Ich bin übrigens fest davon überzeugt, dass mit Isardam noch viel möglich ist — auch und gerade auf dem Gebiet der Retroanalyse.
… but the initial diagram is a different problem.
Henrik, the animation stops after white’s 12th move, because the applet doesn’t understand Isardam and refuses to play Bc6.
Thanks, Joost.
Nice last move.