Ein klassisches Retro mit der Frage nach den eindeutigen letzten Zügen möchte ich euch noch aus der kleinen feenschach-Parade zeigen.
Diese Aufgabenstellung finde ich auch deswegen so attraktiv, weil da ganz genau klar ist, was gefordert ist, ohne dass erst einmal durch die Forderung schon etwas verraten oder auch verschleiert wird.
Gerald Ettl ist in Deutschland ein besonders aktiver Spezialist für diesen Aufgabentyp – dass er das schon lange ist, zeigt er mit dem heutigen Stück.
feenschach 1999, 1. ehrende Erwähnung
Welches waren die letzten 22 Einzelzüge? (13+12)
Zunächst stellen wir fest, dass keiner der Könige im Schach steht, wir also auch herausfinden müssen, wer mit der Rücknahme beginnt. Ferner müssen wir berücksichtigen, dass (mindestens) zwei Umwandlungssteine auf dem Brett stehen: eine weiße Dame und ein schwarzer weißfeldriger Läufer – nämlich der auf h1.
Schwarz benötigt für seine Bauernstruktur alle drei Schläge, sodass die weiße Bilanz ausgeglichen ist. Weiß benötigt zwei Schläge, um den [Ba7] nach a3 oder a2 zu lassen – deswegen kann wBd6 auch nicht der [Bh2] sein. Der hingegen muss sich in die zweite weiße Dame umgewandelt haben, wofür er einen Schlag brauchte. Er musste ja an [Bh7] vorbeikommen. Damit bleibt Weiß noch ein Schlag übrig, den er z.B. nutzen kann, um Schwarz Züge zu ermöglichen.
Damit sind wir dann auch schon bei der Frage nach dem Anzug, nach der generellen Auflöse-Strategie.
Im Moment kann noch keine Seite entschlagen, Schwarz hat sechs Züge mit [Bh7] zur Verfügung, muss aber schnell einen weißen Offizier entschlagen können, amit Weiß etwas für die Öffnung des Knotens im Süden und Südwesten tun kann: Der lässt sich nur auflösen durch R: Kd4-c3. Dafür aber muss die Fesselung des sSc2 aufgehoben werden.
Und das geht nur über ein sehr genau getimtes und präzises Manöver, das ihr nun sicherlich gern selbst finden wollt? Und mit der Überlegung, dass Schwarz schnell einen Offizier entschlagen muss (welchen wohl?) liegt auch nahe, wer mit der Rücknahme beginnt?
Ach ja, habt ihr gesehen, warum R 7. Sf5xBg3? nicht geht?
Eine spannende Springer-Springer-Ablösung mit präzisem Weg des zweiten Springers nach d4 und interessantem Spiel auf der ersten Reihe -– oder wie Preisrichter Paul Raican schrieb: „Ein perfektes Problem fürs Lehrbuch.“
A nice resolution retro with a long, precise retro-play.