Vor vier Wochen habe ich den zweiten Preis beim Champagne-Turnier 2023 aus der argentinischen Werkstatt Osorio/Lois vorgestellt. Heute möchte ich euch den zweiten Preis aus dem StrateGems Informalturnier 2005 zeigen — wieder von diesem Duo. Den ersten Preis in diesem Turnier könnt ihr euch als Retro der Woche 18/2021 noch einmal anschauen.
StrateGems 2005, 2. Preis
Beweispartie in 21 Zügen (14+14)
Bei Weiß fehlen zwei Bauern, bei Schwarz das Läuferpaar; [Lc8] wurde also offensichtlich auf b3 geschlagen. Was ist mit dem anderen weißen Schlag? Der kann nicht dxc3 gewesen sein: Dann hätte sich [Bc2] zwar auf c6 opfern können, aber Schwarz bleibt (sowieso) kein Schlag des [Be2], aber auch der kann nicht mehr geschlagen haben, um sich umzuwandeln.
Also stamm Bc3 von c2, und [Bd2] sowie [Be2] haben sich auf d8 umwandeln müsse. Dabei hat [Be2] also [Lf8] geschlagen — auf e6 oder auf e4.
Und was können wir aus dem Zählen der schwarzen Züge ableiten?
Zunächst einmal sehen wir 4+2+6+0+1+5=18 schwarze Züge. Damit bleiben noch drei Züge für die schwarzen Läufer, um sich zu opfern. Wir wissen schon Lc8-e6-b3 — und nun kann es nur noch der Zug Lf8-d6 und dann exd6 gewesen sein.
Nun können wir uns auch Gedanken über die weißen Umwandlungen machen: Beide weißen Bauern können keinen Ceriani-Frolkin bilden, denn vor der ersten Umwandlung auf d8 muss ja d7xXc6 erfolgt sein — eine Pronkin-Umwandlung ist schon sicher. Damit ist ein verdächtiger Stein bereits die wDd1: sie könnte in einem Zug ihr Zielfeld d1 erreichen, die Ursprungsdame benötigt nur zwei Züge, um sich auf c6 zu opfern. Allerdings benötigen wir dafür einen Schachschutz auf g5!
Der könnte auch für eine Läufer-Umwandlung mit Läuferopfer auf b4 genutzt werden? Dann aber müsste Weiß Ta1-a5-g5-a5-a1 ziehen können, dafür darf der [Ba7] noch nicht auf a5 stehen. Damit aber behindert er den [Ta8], auf die d-Linie zu kommen.
Und damit bleiben nicht mehr allzu viele Möglichkeiten für die zweite Umwandlung auf d8 und den Schlag auf b4 — die wollt ihr sicherlich selbst herausfinden?
Dem Kommentar des Preisrichters Hans Gruber habe ich nichts mehr hinzuzufügen: “Two interestingly connected Pronkin pieces: The Rook is needed to screen for the Queen. This maneuver has been investigated intensively by Thomas Volet in the orthodox dissolution retro problem. It is interesting to study how this transfers to the domain of proof games. Of additional value is the fact that both promotions occur on the same square, whereas it is of no harm that one Pronkin piece is not a ”true“ Phoenix piece, because the original unit is not captured before the promotion.”
Excellent proof game.