Bleiben wir noch beim Retro-Preisbericht 2003 der Schwalbe –- gehen wir wieder zurück zu den Beweispartien. Vor zwei Wochen konnten wir den ersten Preisträger bewundern; die zweitplatzierte Beweispartie hatte ich hier schon als RdW 45/2018 vorgestellt, kommen wir also zum drittplatzierten Stück.
Die Schwalbe 2003, 3. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (13+14)
Kann uns hier das Züge-Zählen weiterbringen? Bei Weiß im ersten Schritt offenbar nicht, da sind wir auch sehr schnell fertig. Bei Schwarz vielleicht – also zählen wir: 1+2+5+3+4+4=19, und damit sind alle schwarzen Züge erklärt.
Das hilft uns fürs Lösen schon eine Menge weiter:
Zunächst einmal wissen wir, dass Schwarz lang rochiert hat: Anders kann der schwarze König nicht in einem Zug nach c8 gekommen sein.
Dann wissen wir, dass die fehlenden schwarzen Steine wirklich die Bauern von c7 und f7 sind, denn Bd5 und Be5 müssen ihre Zielfelder jeweils in einem einzigen Zug erreicht haben.
Ferner können sie keinen der fehlenden weißen Bauern direkt geschlagen haben, denn der einzige „schlagfähige“ Zug für die fehlenden Bauern wäre Dd8xd7 – aber kein weißer Bauer könnte hinter den sBd5 geschlagen haben.
Denn, das können wir auch ableiten, [Bc7] und [Bf7] wurden zu Hause geschlagen, für sie steht ja kein Zug mehr zur Verfügung.
Also müssen alle drei fehlenden weißen Bauern umgewandelt haben (dxc-c8, c-c8, exf-f8) und dann von schwarzen Offizieren (!) geschlagen worden sein: Wir haben ja eben schon gesehen, dass schwarze Bauern nicht geschlagen haben können. Also kennen wir das Hauptthema „dreifache Prentos-Umwandlungen“ bereits – wobei wie eine Schnoebelen-Umwandlung auf f8 theoretisch noch nicht ausschließen können.
Praktisch aber schon: Vor der langen Rochade kann die Umwandlung nicht erfolgt sein, denn der Umwandlungsbauer kommt von f7, hätte also Schach geboten – und nachher wäre bei einem Schlag der Dual f8=L/S nicht zu vermeiden.
Mit dem Wissen wollt ihr sicher selbst lösen? Viel Spaß dabei!
Also drei gleiche Umwandlungen, die sich dann nach ihrem ersten Zug (klar, das geht ja bei den 18 freien Zügen nicht anders) schlagen lassen: Sehr hübsch und mit eleganter, zum Lösen einladenden Beinahe-Homebase in der Diagrammstellung realisiert.
Eine sehr schöne Beweispartie – und ein gutes Beispiel, wie sich das Genre entwickelt hat. Ich hätte unbedingt versucht, den Zug b3 einzusparen. Ob das mit dem diesem Schema geht, kann ich nicht sagen, aber grundsätzlich ist das möglich: https://pdb.dieschwalbe.de/P1404841. Und ein weiteres Beispiel ist ebenfalls von Reto in der aktuellen Schwalbe unter #19606, bei dem die drei Läufer allesamt unmittelbar nacheinander vom schwarzen König geschlagen werden.
Auf die neue Aufgabe von Reto – siehe seine Anmerkung – bin ich gespannt. Pronkin mit Schlag des Originalsteins durch einen Offizier ist noch einmal viel anspruchsvoller.
Stimme dir voll zu. Das war eine meiner früheren BPs und mir hat sicher noch Erfahrung/Konstruktionstechnik und vielleicht auch Anspruch gefehlt, um da das Beste herauszuholen.
PS: Die erwähnte andere BP kommt dann mal im Probleemblad.
A very impressive triple Prentos.
Zufälligerweise habe ich letzthin etwas Ähnliches gebaut, nur mit dem einen Prentos ersetzt durch einen entsprechenden Pronkin (also Pronkin mit Originalfigur durch Offizier geschlagen). Wird wohl bald publiziert…