Retro der Woche 07/2024

So ein Zufall … Da gab Kjell Widlert vor exakt neun Tagen hier seinen Einstand als Autor, da taucht er heute im Retro der Woche schon wieder auf! Die Aufgabe könnte aber auch gut von einem Kölner, einem Mainzer, einem Düsseldorfer stammen, passt sie doch hervorragend zur fünften Jahreszeit, die an diesem Wochenende und den beiden folgenden Tagen ihrem Höhepunkt entgegengeht.

Nicht nur die Lösung, das werdet ihr sehen, sondern schon die Bedingung passt großartig zum Karneval: „Fuddled men“ (“Beschwipste Steine”, oder etwas freier übersetzt: „Betrunkene“) können, nachdem sie gezogen haben, nicht sofort wieder ziehen, sondern müssen mindestens einen Zug lang pausieren, deshalb haben sie auch direkt nach ihrem Zug keine Wirkung auf den gegnerischen König. Diese Bedingung war auch Thema beim 5. Retroblog-Thematurnier; hier findet ihr den Preisbericht — und gerade, weil die Bedingung so prima zu Karneval passt, hatte ich im Retro der Woche am letztjährigen Faschingssonntag den Preisträger dieses Turniers vorgestellt.

Kjell Widlert
Murfatlar-Turnier Batumi 2023, 3. Preis
Beweispartie in 13,5 Zügen, Fuddled men (14+16)

 

Eine lustige, zum Lösen reizende Stellung in der Südhälfte des Bretts hat Kjell dort gezaubert. Weiß hat offenbar vier Züge gemacht (theoretisch können es auch mehr sein), um seine Türme zu opfern – und ist dann zehn Züge lang zum Nichtstun verdammt? Nicht einmal schlagen kann er …

Und was hat Schwarz gemacht? Das lässt sich abzählen: 1+1+2+2+3+3=12 – ein Zug übrig?! Nein, dass Schwarz einen Extrazug benötigt, sehen wir recht leicht:

Hätte Schwarz Dd8-c8 gezogen, hätte [Ta8] nicht rechtzeitig nach e6 kommen können – also muss die Dame einen Umweg eingelegt und damit einen Zug mehr verbraucht haben, sodass die schwarzen Züge aufgehen.

Konnte Weiß irgendwelche Wartezüge einlegen? Wenn man sich erste Gedanken über die möglichen schwarzen Zugfolgen macht, stellt man rasch fest, dass die Läufer so schnell wie möglich ziehen, also die Türme schlagen, müssen. „Erschwerend“ kommt ja bei dieser Bedingung hinzu, dass ein „Tempozug“ gleich zwei Züge kostet – wegen der erforderlichen (Erholungs-)Pause.

Das aber kann doch nicht funktionieren?! Dann können ja nur noch die weißen Springer gezogen haben, und im orthodoxen Schach wäre dies einfach: Fünfmal z.B. Sb1-c3-b1, und fertig. Das aber kann hier nicht klappen, weil dieses Zwei-Züge-Manöver ja VIER Züge braucht – wie soll das dann in zehn Zügen schaffbar sein? Habt ihr vielleicht eine Idee?

Wenn das Hin-und-her-Ziehen eines Springers nicht funktioniert, könnte vielleicht eine konzertierte Aktion beider uns weiterhelfen? Dann hat jeder der beiden Springer wegen des Abwechselnd-Ziehen-müssens fünf Züge – und die Springer stehen nach ungerader Zügezahl stets auf einem Feld der anderen Farbe, als das Startfeld hatte?!

Fällt nun der Groschen (heute: das Fünf-Cent-Stück)? Dann sollte es auch nicht mehr so schwer sein, die Lösung zu finden.

Lösung


Das ist schon klasse, finde ich: Nur durch die Märchenbedingung erzwungen wird hier ein schlagfreier Springer-Platzwechsel aus der Partieausgangsstellung heraus gezeigt.

Zusatzfrage: Warum ist die weiße Zugreihenfolge eindeutig – bezüglich der Bauernzüge und der Frage, welcher der Springer denn starten muss?

Eleganz und Humor wunderschön kombiniert: Das Stück passt doch großartig zum Karneval, zum Fasching?!

2 thoughts on “Retro der Woche 07/2024

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