Retro der Woche 26/2024

Kürzlich ist in Variantim der Preisbericht zum ersten Israel-Ring-Turnier für Beweispartien der Jahrgänge 2022 und 2023 erschienen. Preisrichter Andrej Frolkin konnte nur elf Originale beurteilen, war aber von deren Gesamtqualität angetan. Bemerkenswert, dass auch Märchen-Beweispartien zugelassen waren, die Andrej gemeinsam mit den „orthodoxen“ beurteilte.

Den zweiten Preisträger dieses Turniers möchte ich euch heute gern vorstellen.

Michel Caillaud
Variantim 2022-2023, 2. Preis im IRT
Beweispartie in 17,5 Zügen, Weiß und Schwarz müssen schlagen (15+16)

 

Das Zählen der sichtbaren Züge bringt uns nicht viel weiter: Wir sehen sechs Züge von Schwarz, gar nur drei Züge von Weiß!

Der einzig fehlende Stein, ein weißer Turm, wurde auch nicht von einem Bauern geschlagen, da ja alle Bauern auf „ihrer Linie“ stehen. Das aber kann uns eine Hilfe sein, um erst einmal eine Strategie für unsere mögliche Lösung zu finden.

Die entscheidende frage ist natürlich: Wo konnte der Turm geschlagen werden –- und von wem? Dass der fehlende Turm von h1 kommt, ist sicher, denn der hätte ja wegen des wLc1 und der Bauernstruktur niemals nach a2 gelangen können.

Schließen wir zunächst einmal mögliche Schläger aus: Ein schwarzer Turm scheidet eben wegen der Bauernstruktur aus. Die Dame ebenfalls, denn sie hätte „im Süden“ nicht schlagen können, ohne anschließend weiterschlagen zu müssen.

Der übliche Verdächtige für solche Fälle ist ein Springer, aber er kann nicht in die weiße Stellung hüpfen, ohne schon vor Erreichen seines Ziels geschlagen worden zu sein.

Also bleibt nur ein Läufer als Täter übrig, und zwar der weißfeldrige. Und als Tatort kommt nur e2 infrage, denn von f1 aus hätte er weiterschlagen müssen, z.B. nach g2.

Ausgerechnet das am besten gedeckte Feld im weißen Lager! Also ist die Strategie für die Lösung prinzipiell klar: Weiß muss einerseits e2 ent-decken und andererseits seinen Turm genau dorthin bringen.

Schwarz benötigt also neben den sechs sichtbaren Zügen sechs mit seinem Läufer: Lc8-d7-b5xTe2-b5-d7-c8 (warum nicht via e6??). Und mit seinen anderen fünf Zügen muss er Weiß helfen, für seine Offiziere sicheren Unterschlupf zu finden.

Das wollt ihr sicherlich selbst lösen?

Lösung


So viele Feinheiten bei der Reihenfolge der Züge …

Richter Frolkin ist begeistert von den sieben Rückkehren in der (relativ kurzen, aber um so prägnanteren) Lösung; besonders bemerkenswert ist für ihn das Versteck des wLf1. Ich möchte das noch ergänzen um den Hinweis auf die hübsche König-Dame-Bahnung „hin und zurück“ sowie auf den vollständigen Platzwechsel von Turm und König.

Und damit sind wir auch bei meiner Schlussfrage an euch: Warum hat Michel nicht einfach „Schlagschach“ gefordert? Nun, beim Schlagschach verliert der König seine königlichen Eigenschaften und damit auch die Fähigkeit zur Rochade. Mit seiner Forderung behält der König sie – und das ist entscheidend für die gesamte Lösungsstrategie.

3 thoughts on “Retro der Woche 26/2024

  1. why would a non royal king lose castling rights? The castling definition does not use the royal property of tyr King.
    The only thing that would possibly change is whether a king can castle when either the start square, passing square, or final square is attacked.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.