Gelegentlich schreibe ich Beiträge für die Retros der Woche „am Stück“, etwa wenn es um die Besprechung mehrerer Aufgaben aus einem Turnier geht. Für heute hatte ich nicht auf Vorrat geschrieben – in der Hoffnung, dass rechtzeitig zumindest einer der Preisberichte zu den beiden Retro-Thematurnieren beim WCCC in Jūrmala fertig würde.

Und die Hoffnung hat nicht getrogen, wie der am Donnerstag veröffentlichte Preisbericht des 7. Murfatlar-Turniers zeigte. Hier waren Beweispartien mit der Bedingung „Anticirce“ gefordert, optional mit einer weiteren Märchenbedingung. Heute möchte ich mit euch die bestplatzierte Aufgabe der „orthodoxen Abteilung“ (für dieses Turnier – keine weiteren Bedingungen) anschauen.

Zur Erinnerung: Bei Anticirce verschwindet das Schlagopfer ganz orthodox; der Schlagtäter hingegen wird gemäß den Circe-Regeln auf seinem Partieursprungsfeld wiedergeboren. Ist dieses besetzt, so ist der Schlag nicht möglich.

Bei Weiß lohnt es, die Züge zu zählen 0+2+4+3+2+2=13 – alle weißen Züge sind erklärt. Das heißt auf der anderen Seite, dass alle fehlenden weißen Steine, das sind [Ba2], [Bd2], [Be2] und [Bh2], zu Hause geschlagen wurden, da für sie keine Züge zur Verfügung stehen.

Und dann hilft uns auch die Parteianfangsstellung bei Schwarz weiter: Hier können wir nälich erste Überlegungen zu den schwarzen Schlagtätern anstellen.

Natürlich sind dabei stets die Springer die Hauptverdächtigen. Und hier scheint das besonders gut zu passen: Ein schwarzer Springer benötigt drei Züge bis zur zweiten Reihe dort fehlen vier Bauern – das würde alle zwölf schwarzen Züge erklären.

Und ist euch aufgefallen, dass sich allein aus dieser generellen Überlegung heraus das Thema solch einer Lösung sicher erkennen lässt? Wer dafür noch einen kleinen Hinweis benötigt, dem nenne ich als Stichwort „Felderfarben“ …

Aufgrund der Anticirce-Bedingung ist es natürlich auch möglich, dass Schwarz zunächst einmal einen Bauern zieht, um andere Offiziere als Springer zum Schlagen herauszulassen. Und wegen der Partieanfangsstellung bei Schwarz muss diese Bauer ja wieder auf die siebte Reihe zurückkommen. Das kann er ja, auch ohne rückwärts zu ziehen, durch einen Schlag. Aber damit kommt er ja nicht auf sein eigentliches Startfeld, sondern sein „circensisches“ Ursprungsfeld liegt dann wegen des diagonalen Bauernschlags auf der Nachbarlinie.

Und damit ist klar, da ja kein Doppelbauer auf dem Brett steht, dass gleich zwei Bauern ziehen müssten, um schlagend quasi die Plätze zu tauschen. Schlagen können sie erst in ihrem jeweils vierten Zug, sodass damit acht der zwölf schwarzen Züge gebunden sind, sodass den Offizieren nur vier Züge Zeit bleibt, die beiden anderen Bauern zu schlagen – zurück nach Hause geht es dann ja automatisch …

Könnt ihr nun erkennen, welche beiden schwarzen Bauern für solch eine Lösung nur in Frage kommen können? Dann erkennt ihr auch bereits das in solch einer Lösung dargestellte Thema, das sich orthodox natürlich nicht darstellen lässt.

Und nach den vielen Vorüberlegungen solltet ihr nun versuchen, die Lösungen zu finden – eine Menge der schwarzen Züge stehen ja je nach Lösungstyp bereits fest. Und die weißen Züge haben wir ja oben schon diskutiert.

Ja, die beiden Haupt-Themen Lois=„Platzwechsel hin und zurück“ und „Platzwechsel zweier Bauern“ (und dass dies nur [Bd7] und [Be7] sein können) lassen sich direkt schon aus unseren Vorüberlegungen ableiten. Verblüffend, wie viel die Bedingung „Anticirce“ hier bereits über die Lösungen verrät!