Retro der Woche 01/2025

Nachdem wir uns in der letzten Woche mit dem ersten Preis der Abteilung B (Retraktoren und andere Typen) des Schwalbe-Retro-2022-Preisberichts beschäftigt hatten, möchte ich euch heute den ersten Preis der Abteilung A (Beweispartien) vorstellen. Und typisch für den Autor: Ein ziemlich kurzes, aber sehr inhaltsreiches Stück; das kann ich euch schon versprechen.

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2022, 1. Preis
Beweispartie in 18 Zügen (13+13)

 

Unsere übliche Zählung der sichtbaren Züge ist bei Weiß schon beendet, bevor sie begonnen hat (Homebase); Bei Schwarz sehen wir 3+2+2+3+2+6=18 Züge – alle sind erklärt!

Und damit können wir schon eine Menge von der Lösung erschließen: Auf alle Fälle sind die Züge der schwarzen zwei Läufer, der Dame und des Springers sowie aller schwarzen Bauern erklärt.

Wieso der Bauern? [Ba7] muss in zwei Zügen nach a4 gelangt sein, [Bd7] in einem nach d5, weil keine schwarzen Züge frei sind. Und weil Le3 in zwei Zügen sein Diagrammfeld erreichen musste, kann der Weg nur Lf8-h6-e3 gewesen sein. Deswegen können wir g7xh6 ebenso ausschließen wie g7-g5xf4.

Und daraus können wir noch weitere Schlüsse ziehen: Alle drei fehlenden schwarzen Steine sind zu Hause geschlagen worden: Das gilt für die Bauern von c7 und g7 ebenso wie für den fehlenden schwarzen Turm.

Nun wenden wir uns den fehlenden weißen Steinen zu: Keiner konnte „auf seiner Linie“ von einem schwarzen Stein geschlagen worden sein, also mussten alle drei weißen Bauern umwandeln und hatten dann jeder genau einen Zug, um ihr Verschwinden vorzubereiten: Auf der achten Reihe konnten sie (Schnoebelen-Figur) nicht geschlagen werden, da kein schwarzer Stein auf die achte Reihe gezogen hat.

Da mit ist auch klar, wo Weiß umgewandelt hat: zweimal auf c8 nach dxc7 und schlagfreiem Durchmarsch des [Bc2] sowie nach f6xg7 und g7xTh8 ebendort, denn anders könnte der fehlende schwarze Turm nicht verschwinden. Damit ist auch der Weg des Turmes mit a8-a5-g5 eindeutig ableitbar.

Für die Schläge der umgewandelten weißen Bauern kommen also nur der schwarze König (ob er nun „links“ oder „rechts“ herum gezogen hat, wissen wir noch nicht) oder der schwarze Springer (Sh6xSf7) in Frage. Und damit kennen wir sogar schon das Thema: Dreimal Prentos!

Viel mehr ist zum Lösen also nicht mehr zu tun – das ist nicht mehr schwer, und das wollt ihr euch sicherlich auch nicht entgehen lassen?

Lösung


„Recht leicht zu lösen“ und „bemerkenswerter Inhalt“ schließen sich, das sieht man hier wieder, nicht aus. Und so sah es auch Preisrichter Richard Dunn: „Ein hervorragend ausgeführtes Problem: drei Prentos-Figuren (zwei Läufer und ein Springer), die vom schwarzen König nacheinander geschlagen werden, gekrönt von einer weißen Homebase …“ Und ich ergänze “… in optimaler Zeitökonomie.“

Wer übrigens beim Schwalbe-Treffen in Essen dem Vortrag von Silvio Baier folgen konnte, kennt von dort die Aufgabe schon, selbst wenn er sie nicht bereits in der Schwalbe gesehen hatte.

One thought on “Retro der Woche 01/2025

  1. Danke fürs “nachdrucken”. An der Aufgabe sieht man es klar: 3fach Prentos ist einfach genug, dass man das noch mit zusätzlichem Inhalt aufwerten kann, wie hier mit einheitlichen Schlägen.
    Dagegen ist 4fach Prentos aber überaus schwierig, so dass es nach wie vor niemand zustande gebracht hat (versucht habe ich es schon, zufälligerweise mit einem ähnlichen Schema, zumindest mit den beiden ersten Königsschlägen wie hier). Leider bin ich bislang aber kläglich gescheitert… 🤷‍♂️

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