Retro der Woche 02/2025

Eine meiner Lieblings-Märchenbedingungen ist „monochromes Schach“: Weil einerseits die Bedingung quasi mit einem Satz erklärt werden kann („Es sind stets nur Züge erlaubt und legal, deren Ausgangs- und Zielfeld von gleicher Farbe sind; Rochaden gelten als Königs- und Turmzug.“), sie gleichzeitig aber unglaublich tiefsinnige Aufgaben erlaubt.

Gerade „monochrome Retros“ besitzen häufig in „einfacher“ Stellung unerwartete Tiefe, wie vor allem die Spezialisten Thierry Le Grleuher und René J. Millour schon vielfach gezeigt haben. Heute möchte ich ein solches Stück aus dem 2022er Retro-Preisbericht der Schwalbe vorstellen.

Thierry Le Gleuher
Die Schwalbe 2022, 2. ehrende Erwähnung
Wo wurde sTa8 geschlagen? Monochromes Schach (8+5)

 

Aus der Definition ergibt sich beispielsweise sofort, dass Springer nie ziehen können, dass eine lange Rochade niemals möglich ist, dass ein Bauer mindestens vier Schläge bis zur Umwandlung benötigt.

Auch für Türme können wir wichtige Aussagen treffen: Weiße Türme können nur auf ungerade, schwarze nur auf gerade Reihen ziehen, bei Umwandlungstürmen ist es genau anders herum. Wir können also im Diagramm für jeden Turm eindeutig entscheiden, ob er durch Umwandlung entstanden oder der Originalstein ist.

So fällt hier also sofort auf, dass wTg4 erwandelt wurde, was allein schon vier Bauernschläge auf weißen Feldern erfordert hat.

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2025

Allen Retrofreunden wünsche ich
ein gutes und friedliches neues Jahr 2025!

Auch zu Beginn dieses neuen Jahres möchte ich wieder mit euch zusammen in der Geschichte der Retroanalyse 100 Jahre zurückblicken.

Nach dem begeisterten und begeisternden Start der Zeitschrift Die Schwalbe im August 1924 musste deren Erscheinen bereits nach acht Ausgaben mit dem Maiheft 1925 eingestellt werden. Rasch fand sie aber “Asyl” bei Funkschach, das besonders in der ersten Zeit einen extrem hohen Problemschach-Anteil enthielt, sodass dort die Schwalbe mehr Druckraum als zuvor in der eigenen Zeitschrift zur Verfügung hatte. Doch dies änderte sich jedoch bereits Ende des Jahres 1925, als Funkschach auch noch das Deutsche Wochenschach übernahm.

In Funkschach veröffentlichte der junge, aber schon als Retro-Fachmann etablierte Hans Klüver (4.3.1901–26.2.1989) die Korrektur einer Aufgabe, die er noch im Jahr 1924 in Die Schwalbe veröffentlicht hatte (die Schreibweise der Forderung habe ich buchstabengetreu aus Funkschach übernommen); dieses Stück möchte ich euch heute “für zwischendurch” ans Herz legen.

Hans Klüver
Funkschach 25.10.1925
Weiß nimmt zurück und setzt mat in 2 Zügen (13+12)

 

Wie üblich werde ich in etwa einer Woche hier die Lösung veröffentlichen.

 

Die Aufgabe ist die Korrektur einer im Februar 2025 noch in der Schwalbe veröffentlichten Aufgabe; Klüver hat wBg4 und sSh5 ergänzt.

Ich zitiere die Lösung wörtlich aus Funkschach vom 25.10.1925, S. 210:

Lösung

In der Diagrammstellung scheitert 1. e5-e6 an 0-0, denn der Wechsel ist noch möglich. Die für die drei schw. Bauernschlagfälle erforderlichenVerwandlungen der weißen Dame waren angängig, ohne die Wechselstellung zu verletzen. Es fehlen vier schw. Steine, die folgendermaßen geschlagen worden sein können: h4XTg5XBf6XDe7XLf8 (S oder L) Be2 hat sich ohne Schlagfall auf c8 verwandeln können. —
Lösung: Weiß nimmt zurück: a7-a8 (S)! Jetzt bedingt dieser Bauer allein schon zwei Schlagfälle, so daß sich der w. h-Bauer nunmehr nur über. f7 auf f8 verwandelt haben kann. Schwarz muß also seinen König bereits (aus dem Schach) gezogen haben, und 1. e5-e6 findet keine Parade mehr. – Das ausgezeichnete Problem hat einige Verführungen in Rückzügen, die den schw. Wechsel ebenfalls ausschalten, aber die Matführung behindern oder aus rechtläufigen Gründen verboten sind. 1. fg7: scheitert am 1.– Sf6. Die Möglichkeit von 0-0 zurück ist natürlich nur ein nebensächlicher Spaß!

Mit “Wechsel”, ihr habt es sicher bemerkt, ist schön eingedeutscht die Rochade gemeint.