Vorgestern hatte ich auf die Ausschreibung des 12. FIDE WorldCup aufmerksam gemacht. Beim 11. hatte ich die Ehre und das Vergnügen, die Retro-Abteilung zu richten; den überlegenen 1. Preis von Joachim Hambros hatte ich im Retro der Woche 36/2023 vorgestellt. Das Stück hat der damals gerade zwanzigjährige Autor jetzt selbstverständlich zum WCCI 2022-2024 eingeschickt — aber natürlich auch noch fünf andere Aufgaben, vor denen ich eine hier vorstellen möchte.
Die Schwalbe 2024
Beweispartie in 18 Zügen (15+15)
Auf beiden Seiten fehlt nur jeweils ein Bauer, und das Zählen der sichtbaren schwarzen Züge ist schnell erledigt: vier! Allerdings sieht man, dass der letzte schwarze Zug Sa6-b8+ gewesen sein muss, also mindestens sechs Züge. Das ist aber nur ein Drittel all seiner Züge!
Und bei Weiß?
Das lassen wir uns von *Schwalbe*-Löser **Werner Oertmann** vorrechnen: “Hier ist Weiß in Zugnot. Er hat nur 4 K-Züge und 2 T-Züge. Damit ist 0-0-0 zwingend. Der Bb3 kommt nicht von b2, da sonst Lg5 4 Züge statt 3 bzw. Db5 3 Züge statt 2 braucht, was auf 19 Züge hinausläuft; damit kommt es zu Ba3xBb2 und Bb1=X mit vermutlichem X=T”
Aber was macht Schwarz die ganze Zeit — oder ganz konkret gefragt: Was macht der schwarze Läufer in der weißen Stellung und wie kommt der weiße König dran vorbei? Aber Werner Oertmann meinte: “Nach den Vorüberlegungen war die Lösung nur in der K-Wanderung etwas knifflig.”
Gilt das auch für euch? Ich bin mir sicher, dass es sich lohnt, in die Zugfolge ein wenig Grip zu stecken!
Der Autor beschreibt die Verstellungen: “Erst mit Lc1, um Tb1 abzuschirmen, dann Tb2, um La3 abzuschirmen, und zum Schluss Lb2 ,um Tb1 abzuschirmen.“ Und er verweist auf Michel Caillauds P1000010, wo die gegenseitige Verstellung zweimal gezeigt wird und der Thematurm nach Hause zurückkehrt: ebenfalls ein hervorragendes Stück, das ihr euch hier als Retro der Woche 10/2015 anschauen könnt. Lustiger Zufall: Die Veröffentlichung erfolgte vor exakt 10 Jahren!
Und Silvio Baier ist auch ganz angetan von dem Stück: “Inhaltlich ist das die beste Aufgabe des Autors, die mir bisher untergekommen ist. Lf8 und der Umwandlungsturm verstellen sich insgesamt dreimal; letzterer verschwindet anschließend durch einen Betrügerbauern. Dazu gibt es ineinandergeschachtelte lineare Rundläufe des schwarzen Läufers und des Umwandlungsturms sowie eine Rückkehr des schwarzen Springers. Die Variation eines sehr bekannten Motivs zur Rochadeermöglichung halte ich für preiswürdig.”
Jetzt bin ich mal gespannt, was der Preisrichter — ein gewisser Thomas Brand — dazu sagen wird?!
Next development could be that the bishop is also promoted, so that two promoted pieces shield each other twice (compare e.g. with P1013072)
Die Aufgabe gefällt mir auch ausgezeichnet. Eine tolle Abwandlung eines bekannten Themas (Kollision von Rochade mit UW-Steinen), gekonnt und schnörkellos dargestellt.