Ofer Comay baut, da kann man sich drauf verlassen, stets strategisch anspruchsvolle und interessante Aufgaben, und so habe ich mich sehr gefreut, im Rahmen der Bewertung der Einsendungen zum 12. WCCI mit wieder einige Stücke von ihm intensiver anschauen zu können, die ich bisher noch nicht kannte. Eines davon möchte ich euch heute zeigen.
Variantim 2023
Beweispartie in 33 Zügen (14+14)
Ein recht langes Stück, und sicherlich kein leicht zu lösendes! Schauen wir zunächst einmal nach offensichtlichen Schlagfällen: Da sehen wir auf bei Weiß einen: axb. Und beide fehlenden weißen Steine wurden von Bauern geschlagen, wir sehen dxe6 und gxf. Bei Schwarz fehlt [Ba7] sowie [Lc8], bei Weiß [Bg2] und [Bh2]. Was bedeutet das für unseren weiteren Vorüberlegungen zur Lösung — was passierte vor allen Dingen mit den fehlenden Bauern? Kann vielleicht Schwarz auf der f-Linie den [Bg2] geschlagen haben?
Das kann er nicht, denn dafür hätte dieser ja auf die f-Linie schlagen müssen, und damit wären alle Schlagfälle auf beiden Seiten erklärt — wie aber soll dann [Bh2] verschwunden sein? Das kann nur klappen, wenn der auf die g-Linie schlägt und dann auf g8 umwandelt. Und damit sind alle vier Schlagfälle erklärt.
Und das bedeutet, dass auch [Bg2] und [Ba7] umgewandelt haben müssen — und zwar schlagfrei auf ihrer Linie.
Nun können wir die sichtbaren weißen Züge zählen: 4+1+4+4+1+5=19– damit sind noch 14 weiße Züge frei? Nicht wirklich, denn wir wissen ja, dass es zwei weiße Umwandlungen gegeben hat, die schon mal 10 Züge benötigen — und dann sind nur noch vier Züge frei, die benötigt werden. Damit ist klar, dass sich die beiden Umwandlungssteine von g8 aktiv geopfert haben müssen, und dann ist noch höchstens ein weißer Zug frei. Und dafür gibt es bereits einen Kandidaten, nämlich das Bauernpärchen b3/b4: Um das in zwei Zügen hinstellen zu können, müsse recht früh b4 und axb3 geschehen, damit [Ta1] herauskommt und [Ba2] umwandeln kann. Vor b2-b4 müsste aber bereits der wK auf a5 stehen — das kann nicht funktionieren. Übrigens wäre es auch schwierig, dann den [Lf1] nach a2 zu bekommen …
Mit den Zügen kommen wir bei Weiß also klar; wenn es nun ans Lösen geht, werdet ihr feststellen dass bei Schwarz einige Züge noch frei sind, die aber sehr bedacht eingesetzt werden müssen, damit sie keinen Schaden anrichten. Und ihr werdet feststellen, dass die Suche nach solch einem Tempozug bereits im fünften schwarzen Zug beginnt…
Viel Spaß beim Knobeln!
Warum kann Schwarz im fünften Zug nur auf eindeutige Weise einen Wartezug ausführen? Und warum kann der nur genau im 19. Zug wieder rückgängig gemacht werden? Das finde ich schon beeindruckend. Und auch, dass g8 nicht nur durch die beiden weißen Umwandlungen dort — die hatten wir ja bereits herausgearbeitet — thematisch ist…
Wie hat euch das Stück gefallen?
Dieses Stück ist mir auch bereits positiv aufgefallen – originell und interessant zugleich.