Retro der Woche 18/2025

Korrekturen 27.4.2025 — Dank an Thomas Maeder

Ende letzten Jahres sind noch eine Menge sehr guter und interessanter Retros erschienen — wie das alle drei Jahre üblich ist: Endspurt für die Album- und WCCI Teilnahme; beide Wettbewerbe haben ja einen Drei-Jahres-Zyklus. Und so gab es auch in der Schwalbe wieder einige schöne Aufgaben zu sehen; eine davon, die mir sehr gut gefällt, möchte ich euch heute zeigen.

Joaquim Crusats
Die Schwalbe 2024
-6 & #1, VRZ Proca (12+12)

 

Kurz zur Auffrischung: Beine Verteidigungsrückzüger nehmen beide Seite bei weißem Beginn legale Züge zurück. Weiß hat das Ziel, die Vorwärtsforderung (hier als Matt in einem Zug) vor sechs Zügen erfüllen zu können; Schwarz verteidigt sich dagegen, nimmt also legal so zurück, dass er das möglichst verhindert. Das ist also das Retro-Gegenstück zum direkten Mattproblem. Beim Typ Proca entscheidet die zurücknehmende Partei, ob ihr Rücknahmezug möglicherweise ein Schlagzug war und welchen Stein dabei geschlagen wurde — natürlich unter strenger Wahrung der orthodoxen Legalität.

Joaquim Crusats ist einer der führenden VRZ-Komponisten der Gegenwart — und was mich besonders freut, ist, dass er bevorzugt logisch-neudeutsche Procas baut. und solch einen zeigt er uns auch heute.

Die Schlagbilanz zeigt uns: Alle fehlenden weißen Steine wurden von schwarzen Bauern geschlagen, über die fehlenden schwarzen Steine können wir keine Aussagen treffen.

Weiß könnte nun versuchen, R: 1. a4-a5 zurückzunehmen, um dann nach R 1.– La5-b6 mitTb6-a6 und vor Txb8# sein Ziel zu erreichen. Was kann Schwarz dagegen tun?

Zunächst einmal: Schwarz kann weder 1.– e7xXf6 noch 1.– b7xYc6 zurücknehmen, weil das entweder den [Lf8] oder den [Ke1] aussperren würde. Aber Schwarz kann sich nach R 1.a4-a5 trickreich mittels 1.– Tb7-a7 verteidigen: Weiß muss das Schachgebot aufheben, indem er Ta5xZa6+ zurücknehmen und damit das Mattnetz zerstören muss.

Was kann er dagegen tun? Wenn er im Vorplan alle fehlenden schwarzen Figuren — es fehlen vier Offiziere, jeweils einer der unterschiedlichen Steine — unschädlich entschlagen könnte, könnte sich Schwarz nicht mehr mit R — Tb7-a7verteidigen, da Weiß dann keinen legale Möglichkeit hätte, das Schachgebot aufzuheben.; er könnte dann den Hauptplan spielen.

Nun bleibt also “nur noch” herauszufinden, wer wen wo in welcher Reihenfolge entschlägt? Das solltet ihr euch nicht nehmen lassen, das selbst herauszufinden!

Lösung

Weiß entschlägt zunächst alle fehlenden schwarze Offiziere durch R 1.Lc4xLb5 La4-b5 2.Sh2xSf1 Lb5-a4 3.Tf2xTg2 La4-b5 4.Dh1xDg1 Lb5-a4; nun funktioniert der oben schon beschriebene Hauptplan R 5.a4-a5! La5-b6 (5.– Tb7-a7? ist nicht möglich, da 6.Ta5xXa6+ nun illegal wäre) 6.Tb6-a6 und vor 1.T:b8#.

Überraschend und höchst ästhetisch finde ich, dass Weiß “Figuren-treu” entschlägt; die Reihenfolge ergibt sich daraus, dass alle Steine “ausbruchsicher” wiedererstehen müssen, um Weiß nicht schädigen zu können. Kristallklare Logik und hohe Eleganz!

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