Korrektur 25.3.22: Stellung durch Co-geprüfte (Die Schwalbe VI/2016, S. 525) ersetzt
Im Zusammenhang mit dem Retro der letzten Woche hatte ich erwähnt, dass der Retro-Schwalbe-Jahrgang 2015 „bärenstark“ gewesen sei. Das will ich auch gern noch einmal anhand der Beweispartien zeigen. Den ersten und dritten Preis konntet ihr bereits in den Retros der Woche 33/2019 (mit 12 Punkten im FIDE-Album!) bzw. 52/2020 ansehen. Heute will ich auf das sechstplatzierte Stück eingehen – übrigens die erste der „Nicht-Dupont-Baier“ Aufgaben in diesem Bericht.
Die Schwalbe 2015 (V), 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 16 Zügen (13+15)
Wenn man sich die Diagrammstellung anschaut, fällt auf, dass der weiße König im Schach steht, dass der Schachzug schlagend gewesen sein muss. Dann fällt auf, dass kein Schlag durch irgendwelche Doppelbauern verraten wird.
Bei Weiß fehlt neben dem [Ba2] noch ein weiterer Bauer (vermutlich der [Bd2], aber das wissen wir noch nicht genau) sowie [Lf1]. Bei Schwarz fehlt nur ein Bauer, vermutlich der [Bc7].
Das hilft noch nicht viel weiter – schauen wir nach den offensichtlichen Zügen.
Bei Weiß sehen wir nicht allzu viele: Setzen wir die Rochade voraus, so sind dies 1+1+1+1+1+2=7 – nicht einmal die Hälfte der Züge! Bei Schwarz sehen wir einige mehr, nämlich, auch wieder die Rochade vorausgesetzt, 2+2+5+2+3+2=16!
Allerdings ist schon klar, dass für die weiße Rochade [Lf1] wegziehen und wieder nach f1 zurückkehren musste – oder ein anderer weißer Stein! Und bei den schwarzen Zügen gibt es noch die Variation, dass vier Turmzüge reichen, dafür dann aber der schwarze Bauer auf d5 von c7 kommt, damit dann zwei Züge benötigte. So oder so: Der „andere“ schwarze Bauer musste zu Hause geschlagen werden, da für ihn ja keine Züge mehr zur Verfügung stehen.
Stellen wir aber Überlegungen zur Reihenfolge der schwarzen Züge an, so müssen offensichtlich Dxa2 und La5 recht früh gespielt worden sein – und das spricht für Umwandlung des [Bd2] auf c8. Damit wären fünf weitere weiße Züge erklärt, und nun ist „nur noch“ offen, wie der Umwandlungsstein und der originale Lf1 verschwinden konnten. Dafür hat Weiß nun noch vier Züge zur Verfügung.
Es lohnt sicherlich, das selbst heraus zu finden! Dabei wünsche ich euch viel Spaß.
Preisrichter Mario Richter kommentierte das Stück so: „Verrückt: Original-wLf1 und sein Umwandlungs-Kollege auf c8 werden beide vom selben sTa8 geschlagen, aber erst, nachdem sie ihre Plätze getauscht haben (Pronkin + Antipronkin). Erzwungen wird dieses paradoxe Manöver durch Notwendigkeiten im Umfeld der schwarzen 0-0-0. Hat mir trotz oder gerade wegen der Kürze der Partie gut gefallen.”
The C+ correction 5.Lh6 7.Dd2 15.Td1 was published in DS279 p.275
Die Stellungen nach 15.5 Zügen lassen sich mit Natch prüfen. Und dabei kommt nach weniger als 20 Minuten diese NL raus: 1.Sf3 Sc6 2.e4 Se5 3.d3 Sg6 4.Lf4 d5 5.Lxc7 Ld7 6.Ld6 Da5 7.Lb4 O-O-O 8.Dc1 Kb8 9.De3 Tc8 10.Dd4 Tc3 11.Le2 Txd3 12.O-O Dxa2 13.Tc1 Td1 14.Lf1 La4 15.Ld2 b6 16.g4 T:f1+
@Thomas: Könntest Du bitte eine Notiz für die Schwalbe schreiben?
The paradoxical bishop plays makes the problem difficult to test.
I stopped Euclide 1.01 at position 242 after more than 17 hours, before the solution was found.
Amazing journey by the two light-squared white bishops.