Retro der Woche 04/2025

In der letzten Woche musste ich leider die Präsentation ausgezeichneter Aufgaben aus dem Retro-Preisbericht der Schwalbe 2022 aus aktuellem, traurigen Anlass unterbrechen; heute will ich sie nun fortsetzen mit einem sehr Lösefreundlichen Stück; ich lade euch jetzt schon explizit ein, das selbst zu lösen. So schrieb Preisrichter Richard Dunn dazu: „Ein reizvolles Problem und nicht allzu schwer zu lösen.“

Bernd Gräfrath
Die Schwalbe 2022, 1. ehrende Erwähnung, Yoav Ben-Zwi zum Gedenken
Beweispartie in 18 Zügen (14+15)

 

Sehr auffällig sind die fehlenden Steine: Bei Weiß fehlen die beiden Läufer, die wegen der Bauernstruktur nur zu Hause geschlagen worden sein können, und bei Schwarz fehlt „weit ab vom Schuss“ der a-Bauer, der auf seiner Linie geschlagen sein musste, da für ihn ja kein Schlagopfer zur Verfügung steht.

Bei Schwarz sehen wir im Diagramm nur vier Züge – zehn sind also frei! Aber wir wissen ja, dass beide weißen Läufer verschwinden müssen, und das benötigt einige Zeit. Es stehen ja auch zehn Züge dafür zur Verfügung – aber so viel ist das gar nicht?!

Ein Springer als Schlagtäter scheidet aus, da er mindestens zwölf Züge benötigen würde. Ein Turm schafft das erst recht nicht in der Zeit, also muss wohl oder übel die schwarze Dame schlagend aktiv gewesen sein. Sie kommt sogar theoretisch mit acht Zügen aus.

Dann allerdings kommt das merkwürdige Rangieren der weißen Steine auf der ersten Reihe ins Spiel, und irgendwie – das schafft ja auch nur die Dame in kurzer Zeit – muss noch [Ba7] verschwinden.

Aber vielleicht hilft euch dann die sehr passende Gedenk-Widmung, die Bernd dem Stück mitgegeben hat, ein wenig weiter? Hier im Blog bin ich häufig, auch im Zusammenhang mit seinem Gedenkturnier auf ihn eingegangen; vielleicht mögt ihr, wenn ihr noch einen „Thematipp“ sucht, etwa in seinen Nachruf schauen?!

Ansonsten solltet ihr euch gleich ans Lösen machen — ich kann euch eine Menge Spaß dabei versprechen.

Lösung


Ein paar Zitate noch aus der Lösungsbesprechung im Schwalbe-Heft 317 (Oktober 2022):
Werner Oertmann: „Da die weißen Läufer auf c1 und f1 geschlagen wurden, kommt dafür nur die sD infrage. Die geforderte Umgruppierung von K, D und T ist in der gegebenen Zügezahl möglich, wenn die wD direkt nach g1 gehen kann. Das geht nur durch ein Pendelmänöver der sD. In den Retroproblemen von Ben-Zvi in der PBD ist häufig von einer englischen Hafenstadt die Rede. Als treuer Fan unseres Chefs konnte ich daher auch hier Bahnungen erwarten, was mit T-D und D-L sehr schön gelungen ist.“
Raúl Jordan: „Dass sich die schwarze Dame nicht etwa in einem Aufwasch gleich um beide weiße Läufer kümmert, sondern für jeden extra die Grundreihe besucht und zwischendurch fast wieder heimkehrt, ist wirklich ein Schelmenstreich! Er begründet sich damit, dass die weiße Dame letztlich nur zwei Züge hat, um über g1 den sBa7 zu vertilgen und der wKf3 nicht noch einmal ins Schach geraten darf. Spaßig!“

Dem kann ich nichts hinzufügen!

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