Das Treffen der französischen Problemfreunde am Pfingstwochenende kann in diesem Jahr auf eine 35-jährige Tradition zurückschauen; erstmals wurde es 1980 von Jean Zeller in Mulhouse im Elsass organisiert.
Dort finden stets verschiedene Kompositionsturniere auch für Retros statt, die Preisträger-Riege des 2008er Treffens möchte ich euch heute vorstellen.
Messigny 2008, 3. Preis
Beweispartie in 17 Zügen (15+14)
Bei Weiß fehlt offensichtlich der [Bf2], bei Schwarz [Be7] und [Bb7]. Der Doppelbauer auf der c-Linie impliziert sofort mindestens eine Umwandlung: Entweder hat [Bb7] einen weißen Stein auf der c-Linie geschlagen, um dann auf c3 selbst geschlagen worden zu sein: Dann muss [Bf2], nachdem er [Be7] geschlagen hat, auf e8 umgewandelt haben, um den geschlagenen Stein zu ersetzen oder sich dort selbst zu opfern.
Alternativ kann ein schwarzer Stein nach c3 gezogen haben, um sich dort zu opfern — dann aber muss Schwarz umgewandelt haben, um diesen Stein zu ersetzen.
Die Zug-Inventur hilft uns nun herauszufinden, welche dieser Alternativen nicht funktionieren können. Bei Weiß sehen wir 0+3+1+2+2+3=11 Züge, bei Schwarz 1+0+0+4+1+2=8 Züge. Hierbei habe ich Sb1-a3-b1 bereits mitgezählt, da anders [Ta1] nicht nach d1 gelangt sein kann.
Nun betrachten wir die Umwandlungsmöglichkeiten: Hat Weiß auf e8 umgewandlelt, so bleibt Weiß nur ein einziger Zug, um den fehlenden Stein verschwinden zu lassen. Hat hingegen Schwarz auf f1 umgewandelt ([Bexf-f1=X], so muss hierfür Weiß f1 räumen und mit dem König mindestens nach g2 ausweichen und wieder nach e1 und f1 zurückkehren. Damit sind alle Weißen Züge aufgebraucht, so dass er keine Zeit mehr hat, den [Bb7] zu schlagen, der sich dann ebenfalls umwandeln muss — und dazu reichen dann plötzlich die schwarzen Züge nicht mehr.
Außerdem können wir dann immer noch nicht den weißen Doppelbauern erklären. Deswegen funktioniert auch ein Schlag des [Be7] etwa auf f2 nicht.
Also versuchen wir die Umwandlung des [Bf2] auf e8 mit einem freien weißen Zug: In dem Fall muss [Bb7] den schwarzen Stein, der auf c3 geschlagen wurde ersetzen. Dafür stehen (Opfer und Ersetzung) für Schwarz vier Züge zur Verfügung. Dies ist nur zu erreichen mit sDd8-f6-c3 sowie Bb7-b1=D-b8-d8.
Das funktioniert nur, wenn [Be7] schon verschwunden ist, wenn bereits die weiße Umwandlung stattgefunden hat. Der Umwandlungsstein kann dann nicht auf e8 geschlagen worden sein, sondern das muss auf einem Feld passiert sein, das im Diagramm von Schwarz besetzt ist. Damit bleiben als Umwandlungen nur e8=T (wegen der Stellung des Skf7) und b1=D übrig mit Te8-d8 und Db8xTd8.
Damit haben wir, auch wenn wir die Lösung noch nicht explizit ausgearbeitet haben, schon das geforderte Thema des Kompositionsturniers identifiziert: Umwandlungsstein schlägt Umwandlungsstein. Und die konkrete Zugfolge zu finden, ist nun sicher nicht mehr schwer:
1.f4 b5 2.f5 b4 3.f6 b3 4.fxe7 f5 5.h4 Kf7 6.e8=T Df6 7.Td8 Dc3 8.bxc3 Ld6 9.La3 Lh2 10.Lf8 d6 11.Dc1 Ld7 12.Da3 b2 13.Da6 La4 14.Sa3 Sd7 15.Td1 b1=D 16.g3 Db8 17.Sb1 Dxd8.
Auch die beiden anderen Preise möchte ich noch kurz vorstellen: Im zweiten Preis werden gleich zwei UW-Türme, die beide auf h1 entstanden sind, beide auf c6 geschlagen, allerdings bleibt der weiße UW-Stein sichtbar im Diagramm — bei diesem Thema stört mich das nicht allzu sehr.
Und der erste Preis ist eine unglaublich ökonomische schwarz-weiße Doppelsetzung: Zeigt das Stück mal Partiespielern!
Messigny 2008, 2. Preis
Beweispartie in 14,5 Zügen (15+10)
1.e4 g5 2.Ke2 g4 3.Ke3 g3 4.Se2 gxh2 5.Tg1 h1=T 6.b4 Th6 7.b5 Tc6 8.b6 h5 9.bxc7 h4 10.cxd8=S h3 11.Sxc6 h2 12.Sxa7 h1=T 13.Sxc8 T1h6 14.Sa7 Tc6 15.Sxc6.
Messigny 2008, 1. Preis
Beweispartie in 7,5 Zügen, zwei Varianten (13+13)
1.f4 a5 2.f5 a4 3.f6 a3 4.fxg7 axb2 5.gxh8=S bxa1=L 6.Sg6 Lag7 7.Sxf8 Lxf8 8.d4 sowie … 5.gxh8=L bxa1=S 6.Lhb2 Sb3 7.d4 Sxc1 8.Lxc1.
1st prize: Amazing find, but maybe a little too symmetrical for my taste.
2nd prize: Piece count should be 15+10, I believe.
3rd prize: Excellent analysis shows the theme.
Indeed, it seems to be very hard for me to count the men 🙂 Corrected.