Vor wenigen Tagen ist mein Phénix Retro-Preisbericht für das Jahr 2014 erschienen, den ich bereits im März abgeschickt hatte. Nun kann ich aus diesem Turnier eine Beweispartie zeigen, die mir von Anfang an wegen ihres klaren Inhalts besonders gut gefallen hatte.
Phénix 2014, 2. Preis
Beweispartie in 19.5 Zügen (14+14)
Auf beiden Seiten fehlen genau die beiden östlichsten Bauern, und bei Weiß sehen wir sechs Züge, bei Schwarz ist das sofortige Züge-Zählen schon sinnvoller: Hier sehen wir 3+1+4+5+2+4=19 – alle schwarzen Züge sind erklärt. Das hilft uns schon eine Menge weiter.
Einerseits wissen wir nun, dass [Bg7] und auch [Bh7] auf ihren Partieausgangsfeldern geschlagen worden sind, da für sie ja keine Züge mehr frei sind.
Aber noch viel verräterischer ist sTf3: Da uns für die Türme nur vier Züge zur Verfügung stehen, muss er in zwei Zügen von a8 gekommen sein. Über f8 geht das nicht, da dafür sBf5 von g7 oder h7 hätte kommen müssen. Das aber hätte zwei Züge erfordert, aber er hatte nur für einen Zeit, also kommt sBf5 von f7; die f-Linie war immer verschlossen.
Also kann er sein Diagrammfeld nur via a3 erreicht haben. Das aber bedeutet, dass sBa6 und sBb6 über Kreuz geschlagen haben müssen, dass sie also Betrüger-Bauern sind: Bauern, die nur wegen des Zeitdrucks ihre Linie verlassen mussten, denn die Stellung wäre ohne den Zeitdruck der Beweispartie auch mit a7-a6 und b7-b6 erspielbar.
Wen aber haben diese Bauern geschlagen? Nicht die fehlenden [Bg2] und [Bh2]: die müssen sich also umgewandelt haben. Damit sind auch deutlich mehr weiße Züge verbraucht, als wie eben gezählt hatten.
Wegen des Schachgebots gegen den schwarzen König kann wLg8 auch nicht direkt auf seinem Umwandlungsfeld stehen: Denn dann hätte er mit f7xXg8=L umwandeln müssen, hätte als g-Bauer zwei Mal schlagen müssen – aber auch der [Bh7] musste ja noch verschwinden. Das klappt also wegen der Schlagbilanz nicht.
Aber auch Lh8 kann kein Umwandlungsläufer sein, der dann [Lc1] ersetzen würde: Der hätte (schwarzfeldrig!) auf b6 geschlagen werden müssen. Das hätte geschehen müssen, bevor Schwarz Ta8.a3.f3 spielen konnte, hätte allerdings vorher b2-b3 erfordert, was aber den schwarzen Turmweg versperrt hätte.
Damit wissen wir: Auf g8 und auf h8 stehen keine Umwandlungssteine, sondern Originalfiguren.
Demnach müssen die beiden auf g8 und h8 erwandelten Umwandlungssteine auf b6 und a6 (in dieser Reihenfolge: Anders wäre wieder [Ta8] ausgesperrt) geschlagen worden sein. Um dort hin zu kommen, haben sie beide jeder nur zwei Züge Zeit: 6+10=16; in einem Zug ist keines der Schlagfelder zu erreichen.
Also müssen die beiden [Bg2] und [Bh2] selbst auf h7 bzw. g7 geschlagen haben: Nur sie konnten die Bauern auf ihrem Weg ohne Zeitverlust wegräumen.
Was hat denn nun auf g8 und h8 umgewandelt? Springer scheiden aus, da sie zu lange in den Nordwesten brauchten. Für die Ableitung der Umwandlungssteine betrachten wir auch Sh6 und Tg7, da sie ziemlich „im Weg stehen“: Deren Behinderungen lassen sich nur so vermeiden: gxh7 und hxg7, Sh6, g8=X, X zieht, Tg8, h8=D oder L, zieht in zwei Zügen nach b6, axb6, Ta3-f3, b3, sLg7-b2-a3, wLb2-h8, sTg7 – und dabei muss auch der sK noch sicher seinen Weg nach h7 finden.
Nun ahnt ihr es schon, und wenn ihr nun noch die restlichen Puzzle-Steine für die Lösung zusammen fügt, dann seht ihr es auch sehr schnell: Auf g8 und h8 konnten sich nur Läufer erwandeln!
1.g4 d6 2.g5 Lf5 3.g6 Sd7 4.gxh7 Lg6 5.h4 f5 6.h5 Kf7 7.h6 De8 8.hxg7 Sh6 9.g8=L+ Kg7 10.Lc4 Tg8 11.h8=L+ Kh7 12.Ld4 Lg7 13.Lb6 axb6 14.Lg2 Ta3 15.Lgd5 Tf3 16.b3 Lb2 17.La6 La3 18.Lb2 bxa6 19.Lh8 Tg7 20.Lg8+.
Damit haben wir zwei Anti-Pronkin Steine auf g8 und h8 (Originalstein ersetzt einen Umwandlungsstein gleichen Typs auf dessen Umwandlungsfeld), und die 2+2 Schlagfälle waren jeweils Über-Kreuz-Schläge von Bauern, hier also zwei „Betrüger-Bauern-Pärchen“. Sehr klar dargestellte Thematik!
A good proof game, rather easy to solve after the analysis by Thomas.
Euclide finds the solution in some 20 seconds, but is very slow at proving uniqueness (I killed it after 27 minutes).
Hi Henrik,
both Euclide and Natch get mad analyzing a position ending in chek.
The recomended technics is to test all the alternative positions
retracting the last move. It seems to be borry but it is extremely
practical.