Im Retro der Woche 11/2018 hatte ich einen der geteilten ersten Preisträger des StrateGems Thematurniers anlässlich des 50. Geburtstages von Thomas Volet vorgestellt; heute möchte ich euch die andere Aufgabe zeigen.
Thomas-Volet-50 Turnier 2001, 1.-2. Preis
Weg des [Bg2]? (11+7)
Wenn ihr euch noch an das gestellte Thema erinnert, ist die Antwort ja schon prinzipiell klar, aber wie eigentlich immer bei klassischen Retros kommt es ja viel mehr auf den Lösungsweg, die Begründung für die Antwort auf die gestellte Frage an.
Schaut man genauer auf die Stellung, fällt einem sicher sofort ihre Lockerheit auf sowie die eingemauerten Könige im Nordosten sowie die ebenfalls eingekerkerten Turm und Läufer im Südwesten.
Den Südwesten können wir nur durch die Rücknahme von Bdxc3 öffnen — dazu aber muss [Lc1] schon wieder zu Hause sein. Aber viel spannender ist zunächst einmal die Stellung im Nordosten: Sie kann nur entstanden sein, indem der weiße König nach h6 gezogen direkt nach dem ersten Zug des [Bg7] gezogen hat. Also entweder g7-g6+ Kh5-h6 oder g7xf6+ Kg5-h6. Daraus folgt sofort, dass zu der Zeit [Bh7] schon auf der g-Linie stehen muss, damit der weiße nach h7 gelangen konnte.
Ferner ist damit klar, dass [Lf8] zu Hause geschlagen wurde, als nämlich noch [Bg7] zu Hause stand, denn mit wKh6 kann er ja nicht mehr auf f8 stehen. Und damit ist sLa3 ein Umwandlungsläufer, ein Phoenix-Läufer, der den Originalstein ersetzt.
Um den entwandeln zu können, muss nun [Lc1] wieder zu Hause sein, dann muss Weiß Bd2xc3 zurücknehmen. Damit werden sofort Sachen klar: Nach Rücknahme dieses Schlags kann der Läufer nicht auf c1 oder e1 umwandeln, sondern er muss auf g1 aus [Bc7] umgewandelt haben, wofür vier Schläge nötig sind.
Damit ist auch klar, was im Nordosten genau passiert ist: Bh6xLg5, wB->h7, wK->h5, g7-g6+ Kh6, denn für den „krummen Schlag“ g7xf6xg5 und h7xg6 fehlen nun die weißen Schlagobjekte.
Auf seinem Weg von c7 muss der Bauer auch den [Lf1] geschlagen haben. Also kann er nicht auf dem Wege c7xd6xe5xf4xg3 gekommen sein, sondern er muss auf zumindest einem weißen Feld geschlagen haben. Damit kam er über f3 nach g2 und dann g1 — und damit kommt wBf3 von e2: Käme er nämlich von g2, so wären Bg2xf3 und Bf3xg2 nicht beide möglich.
Und damit ist klar, dass wBb7 von von g2 kommt, und damit lautet die Antwort auf die Frage:
Der Weg des [Bg2] war g2xf3xe4xd5xc6xb7.
Beide Aufgaben, die vor zwei Wochen vorgestellte und diese, haben den Weg ins FIDE-Album gefunden. Interessant und für mich zunächst ein wenig überraschend hat unsere heutige Aufgabe mit 10,5 Punkten bei der Auswahl fürs Album (4+2,5+4) sogar jeweils genau einen halben Punkt mehr erhalten als das Stück von Frolkin (3,5+2+3,5). Das ist sicherlich komplexer, dort sind auch die geschlagenen Figuren des „Volet-Bauern“ auf dessen Weg eindeutig, dennoch haben die Album-Richter offensichtlich die unglaubliche Sparsamkeit und Eleganz des heutigen Stücks vorgezogen, und auch Henrik Juel fasst seinen Kommentar in der PDB zusammen: „Wonderful lightweight.“
I have not changed my view on this beauty.