Ohne die leidige Corona-Pandemie wären neben mir sicherlich einige der Leser heute noch in Andernach zum traditionellen Problemschach-Treffen am Himmelfahrt-Wochenende, das seit 1975 jedes Jahr dort stattfindet, wenn nicht gerade Corona einen Strich durch die Rechnung macht.
„Zur Feier des Tages“ habe ich daher heute eine Märchen-Beweispartie herausgesucht, wie schon in der letzten Woche aus den Phénix-Urdrucken des Jahres 2020. Die Hinweise aus der letzten Woche sind auch heute gültig.
Phénix 2020
Beweispartie in 20,5 Zügen, Knightmate (15+16)
So sehr märchenhaft ist „Knightmate“ gar nicht; hier die Definition aus dem Schwalbe-Märchenlexikon: In der Partieanfangsstellung werden die Könige durch königliche Springer und die Springer durch nichtkönigliche Könige ersetzt. Könige dürfen geschlagen werden und durch Umwandlung entstehen.
Mit anderen Worten: Könige und Springer tauschen vollständig ihre Rollen.
Und so haben wir bei Weiß, wenn man von den Bauernzügen absieht, eine Homebase-Stellung für diese Märchenbedingung.
Beim Blick auf das Diagramm fällt gleich der schwarze Doppelbauer auf der b-Linie auf, der durch Schlag des einzig fehlenden weißen Steins entstanden sein muss. Es fehlt [Ba2], der allerdings nicht direkt geschlagen werden konnte, da ihm kein Schlagobjekt zur Verfügung stand.
Also wurde ein weißer Stein auf b6 geschlagen, der dann durch schlagfreie Umwandlung auf a8 ersetzt wurde und dann auf das Standfeld des Originalsteins in der Partieanfangsstellung marschiert ist: Also Pronkin-Thema.
Wer kommt als Pronkin-Stein in Frage? Natürlich zunächst die „üblichen Verdächtigen“, die Türme: Ansätze wie a4, Ta3-b3-b6 axb6 a8=T-a1, vielleicht sogar h4, Th3-b3-b6 axb6 a8=Ta3-h3-h1 liegen nahe.
Zählen wir aber zunächst die sichtbaren schwarzen Züge: 6+1+5+3+1+4=20 — alle schwarzen Züge sind erklärt!
Wenn ihr nun versucht, Überlegungen zur Reihenfolge der schwarzen Züge anzustellen, werdet ihr sicher bald bemerken, dass es so trivial gar nicht sein kann, einen umgewandelten weißen Turm wieder auf die erste Reihe zu bringen, sodass ihr vielleicht nach Alternativen Ausschau halten müsst?
Und dann tippe ich noch drauf, dass ihr an einer Stelle der Lösung zunächst intuitiv die falsche Wahl treffen könntet?!
Überraschend — bei dieser Märchenbedingung aber vielleicht auch nicht?! Hübsch finde ich zusätzlich den weißen Tempotrick, der ein wenig an eine kürzlich vorgestellte „Zwischendurch“ Aufgabe erinnert.
How does castling work in Knightmate? Is there no castling, or can you castle with your royal knight and a rook?
Hi Joost,
I am not sure; but at the following page
https://www.chessvariants.com/diffobjective.dir/knightmate.html
it says:
“Castling — Knights can castle with Rooks under the same rules and restrictions as Kings can in Chess. Although the Knight is usually a leaper, it still cannot castle through check.”
In the “Encyclopedia of Chess Variants” (1994), D. B. Pritchard writes about Knightmate: “Castling between knight and rook is legal subject to the usual restrictions.”
Hallo Thomas, die Märchenbedingung heißt nicht “Knightmare”, sondern “Knightmate”! Vgl. dazu den Retro-Kompositionswettbewerb in SAINT-GERMAIN-AU-MONT-D’OR 2019: https://phenix-echecs.fr/Messigny/RIFACE_2019.pdf
Das Löseprogramm “Jacobi” kann das testen:
https://wismuth.com/jacobi/latest/solver.html
Das war ja ein lustiger Fehler — danke für den hinweis; ist korrigiert!