Günter Lauinger 75

Herzliche Glückwünsche gehen heute nach Ravensburg, wo Günter Lauinger heute sein drittes Lebensvierteljahrhundert vollendet.

Beruflich war er in der Luft- und Raumfahrt tätig, pflegt(e) sehr viele interessante Hobbys, von denen Problemschach, speziell die Retroanalyse einen ganz besonderen Platz einnehmen: Nicht einmal durch so viele Aufgaben, die er komponiert hat (die PDB zählt 68, davon 60 Retros, davon viele Märchen-Lastmover), sondern durch seine herausragende Leistung als Retro-Sachbearbeiter der Schwalbe von Heft 43 (II/1977) bis Heft 230 (IV/2008), also über weit mehr als 30 Jahre, in denen er die Retro-Rubrik der Schwalbe sicherlich zur Nummer eins in der Welt machte.

Erinnert sei auch an die beiden Schwalbe-Treffen, die er zu Beginn (1977) und zum Ende (2009) seiner Sachbearbeiter-Tätigkeit in Ravensburg organisiert hatte. Bei der ersten war ich noch nicht dabei, die zweite habe ich in bester Erinnerung, wenn ich mal von der schrecklichen Stau-Anreise absehe …

Lieber Günter, für dein neues Lebensjahr wünsche ich dir von Herzen alles Gute — und heute lass dich toll feiern!

„Für zwischendurch“ zeige ich euch einen hübschen Høeg-Retraktor (die Gegenseite bestimmt, ob und was entschlagen wurde) von Günter, der sicherlich gar nicht so schwer zu lösen ist: Irgendwie muss ja der weiße König nach e1 geführt werden! Aber gerade beim Typ Høeg ist es immer spannend, weshalb andere Schläge nicht funktionieren …

Günter Lauinger
feenschach 1979
Rochade vor 3 Zügen, VRZ Høeg (9+8)

 

Die Lösung findet ihr wie immer in etwa einer Woche hier!

 

Lösung

R: 1.Kf2xSf1 (Schwarz muss einen Springer ergänzen, um das Läuferschach erklären zu können) 1.– Sg3-f1+ (Weiß ergänzt nichts, da er die Linie e1-h1 freihalten will) 2.Kf1 (Schwarz kann nun keinen Läufer einsetzen, da bereits Lh4 ein Umwandlungsläufer ist: Zwei Umwandlungsläufer lassen sich nicht erklären) 2.– Se4xBg3+ 3.Ke1-f1 (wegen der Bauern-Ergänzung zuvor kann nun Schwarz wegen der Schlagbilanz keinen Stein auf f1 einsetzen) & vor 1.O-O!

Retro der Woche 31/2023

Bleiben wir in dieser und den kommenden Wochen noch bei feenschach-Retrobeispielen aus der Zeit der Jahrtausendwende.

feenschach ist dafür bekannt, dass dort auch orthodoxe, aber unkonventionelle Aufgaben gut erscheinen können — „nur“ Märchenschach ist dort trotz des Namens gar nicht erforderlich.

Hier stellt uns Michel Caillaud eine Aufgabe mit sehr ungewöhnlicher Zwillingsbildung vor: Üblich ist ja, entweder mehr als eine Lösung für die gleiche Stellung ohne Änderungen zu fordern, und der Unterschied liegt dann meist schon im ersten Zug — oder halt eine Stellungsänderung.

Michel Caillaud
feenschach 2000
Beweispartie in 15 Zügen, zwei Varianten im 5. weißen Zug (14+14)

 

In dieser Aufgabe haben wir nun den Fall, dass die ersten vier Züge völlig identisch sind, dann quasi zwei Varianten entstehen. In einer Notation, die sich hauptsächlich für Hilfsmatts, aber auch allgemein fürs Hilfsspiel durchgesetzt hat, würde man notieren: 1.1;1.1;1.1;1.1;2.1;1…

Damit wird für jede „Zählstelle“ der einzelnen Züge angegeben, wie viele verschiedene vorgesehen sind: Hier sind es im 5. weißen Zug zwei mögliche, und danach geht es dann eindeutig weiter, das Spiel verzweigt sich dort also.

Interessant wird dann zu beobachten sein, wie sich die beiden Varianten zueinander verhalten, ob es inhaltliche oder formale Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede gibt. Bei Beweispartie-Mehrlingen lässt es sich ja generell nicht vermeiden, dass eine Menge Züge in den Varianten gleich sind. Hier ist das etwa für den Weg des schwarzen Königs und auch des weißen Springers zu erwarten.

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Nur noch wenige Tage

… sind es bis zum Einsendeschluss für den 11. Problemschachwettbewerb des Schachverbandes Württemberg!

Bisher gibt es erst wenige Einsendungen, darunter noch keine von Jugendlichen. Deshalb hier nochmals die Eckwerte:

  • Thema ist ein modifiziertes Springerproblem.
  • 1.Preis 100€, insgesamt 250€. Ein Jugendpreis ist garantiert.
  • Von allen Teilnehmern mit korrekten Einsendungen wird mindestens eine Aufgabe im Preisbericht abgedruckt.
  • Einsendeschluss ist der 31.7.2023.

Die Ausschreibung mit Beispielen und den vollständigen Regeln findet ihr natürlich hier im Blog. Also: Plant nichts sonst für das kommende Wochenende!

6. Murfatlar Thematurnier

Das 65. WCCC (World Congress of Chess Composition) findet vo 2. bis zum 9. September in Batumi, Georgien, statt es wirft nun deutlich seine Schatten voraus Etwa durch die Ankündigung des inzwischen schon traditionellen Murfatlar Theaturnier für Beweispartien.

Das Thema in diesem Jahr bezieht sich im Ausschreibungstext explizit auf das 5 Retroblog Thematurnier 2020, dem sind auch die beiden Beispielaufgaben entnommen (siehe die Ausschreibung und den Preisbericht)

Gefordert sind also Beweispartien mit “fuddled men” eine zusätzliche Märchenbedingung ist erlaubt.

Schickt eure Originale bis zum 2. September 2023 (dem Starttag des WCCC) an Paul Rãican (Mail: quarpaz1(at)yahoo.fr), der auch Preisrichter ist. Noch in Batumi soll der Preisbericht vorgestellt werden; i Turnier gibt es Bücher zu gewinnen.

Viel Spaß und Erfolg wüsche ich euch!

Retro der Woche 30/2023

In den letzten Wochen hatten wir verschiedene Retros aus der Schwalbe von 1999 bis 2001 betrachtet — den Blick in diesen Zeitraum möchte ich noch etwas fortsetzen mit Blicken in feenschach und StrateGems.

Beginnen wir mit dem feenschach-Turnier für 2000, dem einige wenige Retros aus dem Jahr 1999 noch zugeschlagen wurden, die nicht den verschiedenen Abteilungen des f50-Jubiläumsturniers mit Märchenbeweispartien zugeordnet werden konnten.

Beginen wir heute mit den klassischen Retros des Jahres 2000, die Paul Raican zu beurteilen hatte. Den ersten Preis dieser Abteilung von Alexander Kisljak hatte ich hier schon als Retro der Woche 20/2020 vorgestellt, heute hier also die zweitplatzierte Aufgabe.

Alexander Zolotarjew
feenschach 2000, 2. Preis
Wer ist am Zug? (14+1)

 

Den einzig fehlenden schwarzen Stein, einen Springer, hat Weiß offenbar auf c3 geschlagen — und die Rücknahme dieses Schlages ermöglicht dann auch, den Knoten im Westen des Bretts zu lösen. Diesen Entschlag können wir allerdings nicht sofort zurücknehmen, denn zuerst muss [Lc1] nach Hause gebracht werden.

Der kann nicht auf seinem Anfangsfeld geschlagen worden sein? Nein, denn Schwarz hat die beiden fehlenden Steine, darunter auch [Lc1], auf f6 bzw. auf der g-Linie geschlagen. Und diesen Läufer müssen wir erst einmal wieder aufs Brett zaubern.

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Retro der Woche 29/2023

Vor einigen Wochen hatte ich Aufgaben aus den Retro-Preisberichten der Schwalbe für die Jahre um die Jahrtausendwende vorgestellt und dabei auf die beiden Hefte 232 und 233 (August und Oktober 2008) verwiesen. Im Augustheft findet sich neben dem Bericht für das Jahr 1999 auch noch (Seite 517–514) ein auch nach 15 Jahren noch höchst interessanter Artikel von Silvio Baier zu „ökonomischen Pronkins“ mit 56 Aufgaben.

Neben den 48 „Ökonomie-Rekorden“ stellte Silvio auch acht Vergleichsaufgaben vor, die beispielsweise „mehr Inhalt“ als der vielleicht ein wenig blutleere Zugökonomie-Rekord mit dem Umwandlungsmaterial zeigen.

Eine dieser Aufgaben stammt von mir, die ich heute hier vorstellen möchte.

Thomas Brand
Probleemblad 1995, 6. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 16,5 Zügen (15+15)

 

Vergessen wir zunächst einmal, dass die Aufgabe in dem benannten Aufsatz nachgedruckt wurde: Vielleicht kommen wir selbst schnell zu dem Ergebnis, dass wir es hier mit dem Pronkin-Thema zu tun haben?

Schauen wir uns zunächst die Schlagbilanz an: Auf beiden Seiten fehlt ein Bauer, nämlich offensichtlich [Ba2] und [Be7]. Und beide können wegen der Doppelbauern auf beiden Seiten nicht eines „natürlichen Todes“ gestorben sein, da für sie kein Schlagobjekt vorhanden ist, das sie auf die Nachbarlinie hätte bringen können. Sie müssen sich also umgewandelt haben.

Also stellt sich die in solchen Fällen typische Frage: „Ceriani-Frolkin oder Phönix“? Oder mit anderen Worten: Sind die umgewandelten Steine noch auf dem Brett (also „Phönix“) oder sind sie geschlagen worden (also „Ceriani-Frolkin“)?

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The Hopper Nr. 4

Gestern ist die vierte Ausgabe von The Hopper, dem Schachproblem-Magazin aus Singapur, im Internet erschienen. Das Herausgeber-Trio Andrew Buchanan, Anirudh Daga und James Quah haben wieder interessanten Lese- und Lösestoff zusammengetragen, und gerade für uns Retrofreunde ist natürlich wieder eine Menge dabei: So geht Andrew auf interessante Fragen im Zusammenhang mit Last Movern ein (u.a. mit einer illegalen Stellung!); Jeff Coakley und Andrej Frolkin stellen “Rebus Games” vor.

Ich wünsche euch viel Spaß an dieser Ausgabe!

11 FIDE Cup — Retros

Der vorläufige Preisbericht der Retro-Abteilung des 11. FIDE Cups (wie bereits im letzten Jahr eingeschränkt auf orthodoxe Beweispartien) ist bereits erschienen: in diesem Stadium, wo alle aufgerufen sind, bis zum 15. August etwa Vorgänger oder Inkorrektheiten anzugeben, noch ohne Autornamen. Der endgültige Bericht wird dann bis zum 1. September erscheinen.

Viel Spaß beim Studium der vier für Auszeichnungen vorgesehenen Aufgaben!