September-Problemist

Heute hatte ich das September-Heft des Problemist im Briefkasten, wieder mit interessantem Inhalt. Bei den “Selected Problems” stellt Bernd Gräfrath die drei erstplatzierten Beweispartien unseres gemeinsamen Geburtstagsturniers vor — und ich muss mich hier outen: Bei den “Selected Problems” studiere ich immer besonders intensiv die Studien- und Selbstmatt-Abteilungen, geführt von meinem “Geburtstags-Vetter” John Nunn bzw. Hartmut Laue.

Der Urdruckteil enthält drei Retros, eines mit einer Bedingung, die in einem Artikel vorgestellt wird: ‘Shrinking Men’ Gains a New Composer von Paul Bissicks — und dieser new composer ist Bernd Gräfrath.

Hier im Blog hatte ich die Bedingung “Growing Men” bereits vorgestellt und dafür eine knappe Definition gegeben: „Die Folge der Zuglängen jedes einzelnen Steins ist monoton wachsend.“ Nun ist auch schon klar, wie die “Shrinking Men” definiert sind: Ganz analog, nämlich „Die Folge der Zuglängen jedes einzelnen Steins ist monoton fallend.“

Dieser Themenkomplex ist sicher gerade für Retro-Aufgaben (nicht nur für Beweispartien) sehr interessant, und da erwarte ich noch eine Menge guter und origineller Aufgaben. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass es im Dezemberheft der Schwalbe einen “growing” Urdruck geben wird — der Autor ist sicher nicht schwer zu erraten?!

Aus dem erwähnten Aufsatz sei “für Zwischendurch” hier eine Aufgabe wiedergegeben:

Bernd Gräfrath
The Problemist Sept. 2019,
Beweispartie in 6,5 Zügen, Shrinking Men (14+16)

 

Die Lösung gibt es wie gewohnt in etwa einer Woche an dieser Stelle.

Lösung

1.e4 h5 2.Dg4 hxg4 3.f4 Th3 4.Sf3 gxf3 5.g4 Tg3 6.Lh3 f2 7.O-O!!

Weiß darf rochieren, da sowohl sBf2 als auch sTg3 nur noch Züge der Länge 1 machen dürfen und daher das Feld g1 nicht beobachten.

Retro der Woche 39/2019

Heute feiert in Roßdorf bei Darmstadt Ulrich Ring einen nicht gerade runden Geburtstag; dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, von hier aus herzlich zu gratulieren: Alles Gute auch im Namen aller Leser hier für dein neues Lebensjahr!

Uli ist ein Pionier der in den 1980er Jahren wachsenden Beliebtheit der eindeutigen kürzesten Beweispartien und hat hervorragende Aufgaben veröffentlicht, von denen ich hier bereits drei vorgestellt hatte: Retros der Woche 39/2012 (das dritte “RdW” überhaupt hier im Blog), 39/2013 sowie 27/2014. Alle drei stammen „eigentlich“ aus dem Jahr 1986, wobei das letzte Stück eine Co-Korrektur mit Joost de Heer aus dem Jahr 2004 ist. Alle drei Stücke lohnen ein erneutes Anschauen!

Die Aufgabe, die ich für heute ausgesucht habe, ist noch etwas älter und bildet quasi ein „Trainingslager“ für die folgenden deutlich komplexeren Stücke. Dieses ist ein wenig einfacher, bietet aber auch heute noch einen hohen Reiz, wie ich finde, und ist als Demonstrations- und Werbestück für Beweispartien in eurem Schachclub bestens geeignet.

Ulrich Ring
feenschach 1985, Hans Gruber gewidmet, 1. Ehr. Erwähnung,
Beweispartie in 13 Zügen (13+16)

 

Kümmern wir uns wie immer zunächst um die Inventur: Bei Schwarz sind wir sehr schnell fertig mit dem Zählen der sichtbaren Züge und fehlenden Steine, bei Weiß müssen wir etwas genauer hinschauen:

Wir sehen zunächst einmal 3+0+3+1+2+2=11 weiße Züge; es sind also noch zwei frei. Außerdem fehlen bei Weiß [Dd1], [Sg1] und [Be2]. Einer dieser Steine muss sich auf c6 geopfert haben.

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5. Retroblog-Thematurnier

Die Bedingung “Fuddled Men” (auf Deutsch “beschwipste Steine”) ist so ziemlich das genaue Gegenteil von Duellantenschach (siehe z.B. das Retro der Woche 36/2019).

Bernd Gräfrath macht uns damit nicht nur mittels sechs Original-Beweispartien vertraut, sondern er lädt uns auch ein, uns damit im 5. Retroblog-Thematurnier zu beschäftigen. Artikel und Ausschreibung könnt ihr natürlich herunterladen.

Nun freue ich mich auf eure Einsendungen bis zum 31.3.2020; Bernd ist Preisrichter.

Viel Spaß bei der Beschäftigung mit dieser interessanten Bedingung und viel Erfolg im Thematurnier!

Retro der Woche 38/2019

Am letzten Sonntag hatten wir uns hier den 1. Preis in der Beweispartie-Abteilung des Champagne-Turniers aus Vilnius angeschaut; heute möchte ich euch den 2. Preis der „sonstige Retros“ Abteilung in diesem Turnier vorstellen. Ihr erinnert euch? Themenvorgabe war „Bahnung“.

Für diese Abteilung waren nur fünf Aufgaben eingereicht, die Ausrichter Michel Caillaud alle auszeichnete, auch wenn er nicht allzu begeistert von der Originalität speziell der klassischen Retros war (zwei Auflöse-Aufgaben, zwei Verteidigungsrückzüger, ein Hilfsrückzüger).

Ich habe für heute den zweiten Preis, eines der beiden klassisches Retro, ausgesucht.

Joaquim Crusats & Andrej Frolkin
Champagne Turnier 2019, 2. Preis
Löse auf! (14+11)

 

Schauen wir uns wie immer zunächst die Schlagbilanz an: Die beiden fehlenden weißen Steine (Turm und Springer) wurden von [Be7] auf seinem Weg nach g5 geschlagen.

Bei Schwarz fehlen [Ba7], [Bb7], [Bc7] sowie die beiden Springer. Die Bauern können nicht geschlagen haben, wurden also auf „ihren“ Linien geschlagen: [Bc7] durch dxc, die beiden anderen irgendwie anders. Die beiden Springer wurden also auf f3 und g3 geschlagen; damit sind alle fehlenden Steine prinzipiell erklärt.

Wie kann nun der mächtige Süd-Käfig aufgelöst werden?

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Blick ins Buch

Von einigen Internet-Anbietern kennt man, dass man vor dem Kauf eines Buches einen elektronischen Blick hineinwerfen kann, um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen: “Lohnt es für mich, ist das das richtige Buch für mich?”

Vor einiger Zeit hatte ich bereits auf das FIDE-Album 2013-2015 hingewiesen; nun kann man diesen Blick ins Buch mittels einer PDF-Datei über die WFCC-Seite werfen.

Retro der Woche 37/2019

Hatte ich in der letzten Woche hier vom Murfatlar-Turnier in Vilnius berichtet, so möchte ich heute den Sieger der „Beweispartien“-Abteilung des Champagne-Turniers, das Michel Caillaud bereits seit vielen Jahren ausrichtet, vorstellen. Es ging um „Bahnung“ gemäß folgender Definition:

A piece, white or black, (retro-)leaves square x.
Another piece of same color (retro-)plays in same direction, crossing square x.

Ein Stein, weiß oder schwarz, verlässt (in einem Retro-Zug) Feld x.
Ein anderer Stein gleicher Farbe spielt (in einem Retro-Zug) in dieselbe Richtung und überquert dabei Feld x.

Michel vergab jeweils sechs Preise, ehrende Erwähnungen und Lobe bei 22 korrekten Einsendungen; der erste Preis und damit — welche Überraschung bei dem Turniernamen! — eine Flasche Champagner ging nach Japan:

Hitoshi Yanami
Champagne Turnier 2019, 1 Preis
Beweispartie in 20 Zügen (14+14)

 

Schnell sieht man, wie die fehlenden Figuren (beide Damen, weißer Springer und schwarzer Turm) geschlagen wurden: bxa und d7xc6 die beiden weißen, axb und c2xd3 die beiden schwarzen.

Zählt man nun die sichtbaren weißen und schwarzen Züge, so kommen wir bei Weiß auf 0+0+4+2+0+7=13 sowie bei Schwarz (unter Berücksichtigung der möglichen langen Rochade) auf 2+0+2+3+4+4=15 Züge. Weiß benötigt darüber hinaus mindestens 2+3 Züge, um Dame und Springer aktiv loszuwerden, Schwarz für Dame und Turm 2+2 oder 1+3. Hierbei haben wir angenommen, dass sTh6 via langer Rochade auf die d-Linie gelangt ist. Kommt er hingegen von h8, benötigt er einen Zug mehr –- den dann allerdings sein Kollege von a8 einspart.

Damit bleiben noch zwei weiße und ein schwarzer Zug frei.

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Kurz = leicht?

Kurze Beweispartien sind normalerweise leicht zu lösen — aber manchmal gibt es Ausnahmen; zumindest ist die nachfolgende, obgleich nur siebenzügig, für mich eine solche Ausnahme gewesen.

Joost de Heer, Gianni Donati & Michel Caillaud
Probleemblad 2000
Beweispartie in 7 Zügen (14+15)

 

Und wie schaut es bei euch aus, ist das Sekundensache?

In etwa einer Woche findet ihr hier wieder die Lösung.

12.09.2019: Die Woche ist vorbei, hier also die Lösung:

Lösung


Wer hätte da beim ersten Blick aufs Diagramm gleich drei Tempoverluste erwartet?

Champagne-Turnier 2019

Nachtrag 6.9.2019:
Zwei Inkorrektheiten konnten kurzfristig repariert werden; hier findet ihr den revidiertem Preisbericht.

Anlässlich des 62. WCCC in Vilnius hatte Michel Caillaud sein traditionelles Champagne-Retroturnier ausgeschrieben; in diesem Jahr ging es um Bahnungen.

Nun liegt der Preisbericht vor: Michel hat mir gestattet, ihn hier zum Download bereit zu stellen; herzlichen Dank dafür!

Auch dieses Turnier hat sehr gute Aufgaben hervorgebracht, auch auf dieses Turnier werde ich hier im Blog noch näher eingehen.