Wolfgang Erben 65

Heute gehen herzliche Glückwünsche nach Gechingen im Südwesten der Republik, wo Wolfgang Erben heute seinen 65. Geburtstag feiert.

Wolfgang ist nicht der typische Retro-Komponist oder -Löser, macht sich aber sehr um die „Nachwuchspflege“, auch und gerade für unsere Lieblingssparte des Problemschachs stark. Ich denke dabei nur an seine Beiträge Problemschach für Tiger mit seinen jährlichen, hoch dotierten Problemschachwettbewerben, wo es stets um Konstruktionen im Umfeld der Retroanalyse, gern auch mit Märchenanteilen geht.

Als Blick über den Zaun stelle ich hier eine Märchenaufgabe von Wolfgang vor:

Wolfgang Erben
Problemkiste 11/2009
Hilfsmatt in 48 Zügen, Madrasi (11+12)

 

Bei Madrasi (siehe Schwalbe-Märchenlexikon) gilt: „Wird ein Stein (außer König) von einem gleichartigen Stein des Gegners beobachtet, wird er gelähmt und verliert während der Beobachtung jede Zugmöglichkeit und Wirkung außer seinerseits gegnerische gleichartige Steine zu lähmen.“ Damit sind hier die Damen, die Springer, aber auch die schwarzfeldrigen Läufer, wTd7 und sTd5 sowie wBf5 und sBe6 gelähmt.

Wolfgang weist darauf hin, dass außer dem thematischen Tempozug nur Königszüge stattfinden. Vielleicht mögt ihr mit diesem Hinweis doch die Lösung probieren?

Lösung
1.Kc5 Kb8 2.Kc4 Ka7 3.Kc5 Ka6 4.Kc4 Ka5 5.Kc5 Ka4 6.Kc4 Ka3 7.Kc5 Ka2 8.Kc4 Kb1 9.Kc5 Kc1 10.Kc4 Kd1 11.Kc5 Ke1 12.Kc4 Kf1 13.Kc5 Kg1 14.Kc4 Kh2 15.Kc5 Kh3 16.Kc4 Kg4 17.Kc5 Kxf3 18.Kc4 Ke2 19.Kc5 Kd1 20.Kc4 Kc1 21.Kc5 Kb1 22.Kc4 Ka2 23.Kc5 Ka3 24.Kc4 Ka4 25.Kc5 Ka5 26.Kc4 Ka6 27.Kc5 Ka7 28.Kc4 Kb8 29.Kc5 Kc7 30.Kc4 Kxc6 31.f3 Kc7 32.Kc5 Kb8 33.Kc6 Ka7 34.Kc7 Ka6 35.Kb8 Ka5 36.Ka7 Ka4 37.Ka6 Ka3 38.Ka5 Ka2 39.Ka4 Kb1 40.Ka3 Kc1 41.Ka2 Kd1 42.Kb1 Ke1 43.Kxc2 Kf1 44.Kd3 Ke1 45.Kc4 Kd1 46.Kc5 Kc2 47.Kc6 Kxc3 48.Kc7 Kxb2#

Retro der Woche 26/2019

Die Ergebnisse des 7. WCCI hatte ich in dieser Woche schon vorgestellt und auch eine der Aufgaben, die Silvio Baier den Weltmeistertitel gebracht haben. Quasi in einem Fotofinish hinter Silvio kam der bisherige Weltmeister Dmitrij Baibikov ins Ziel – mit 39,75 gegen 40 Punkten! Daher will ich heute eine der sechs von ihm zum WCCI eingereichten Aufgaben vorstellen.

Dmitrij Baibikov
Wolobujew-60 Turnier 2018, 3. Preis
Löse auf! (15+11)

 

Zunächst sehen wir, dass Weiß mit der Rücknahme beginnen muss, da der schwarze König im Schach steht. Wenn wir die erfolgten Schläge eruieren wollen, so können wir bei den weißen sichtbaren Schlägen sofort einen hinzuzählen, denn das Schachgebot im Diagramm ist nur durch R 1.Da8xXb8+ zu erklären.

Der einzige schwarze Schlag ist leicht als gxh zu erkennen, bei Weiß ist es schon etwas komplizierter: Neben dem schon identifizierten Dxb8+ sehen wir noch drei, nämlich axbxcxd6, und dann muss noch etwas auf dem Königsflügel geschlagen worden sein: entweder [Bf7], oder der hat (schlagfrei!) umgewandelt; dafür aber musste dann fxg geschehen – damit kennen wir prinzipiell alle Schlagfälle.

Aber warum kann wBd6 nicht [Bf2] sein, und es erfolgte axbxc8=D+ — auch mit fünf Schlägen? Nun, dann kann nach der Rücknahme von cxYb8=D der Käfig um den schwarzen König nicht aufgelöst werden!

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Riesen-Erfolge beim WCCI

Heute sind die Ergebnisse des WCCI (World Championship in Composing for Individuals – Kompositionsweltmeisterschaft) für die Jahre 2016-2018 veröffentlicht worden, und sie zeigen aus deutscher Sicht gleich zwei fantastische Resultate:

Silvio Baier konnte das Ergebnis des vorangehenden WCCI umdrehen und nun den Weltmeister-Titel der Retro-Komponisten erringen, wobei der den bisherigen Weltmeister Dmitrij Baibikov auf den zweiten Platz verdrängen konnte. Platz drei belegt wie beim letzten Mal Nicolas Dupont.

Bei den Studienkomponisten belegte Martin Minski den großartigen zweiten Platz und ist damit Vizeweltmeister hinter Titelverteidiger Oleg Perwakow und vor Steffen Slumstrup Nielsen.

Ganz herzliche Glückwünsche sende ich – sicher auch im Namen aller Leser hier – an Silvio nach Dresden und an Martin nach Berlin!

Die kompletten Ergebnisse auch der anderen Abteilungen findet ihr auf der WFCC-Seite.

Habe ich mich hier eigentlich schon einmal geoutet? Vor gut 15 Jahren war mir klar, dass ich mich schon aus zeitlichen Gründen auf eine meiner beiden Lieblingsgebiete im Problemschach konzentrieren musste: Retros oder Studien! Lange blieb meine Entscheidung offen, bis mir Wolfgang Dittmann mit seiner Einladung, ihn beim Schreiben des „Blick zurück“ lektorierend zu unterstützen, 2004 diese Entscheidung quasi abgenommen hatte…

Die höchstplatzierten Aufgaben von Silvio hatte ich hier schon „nachgedruckt“: Retro der Woche 21/2018 (10,5 Punkte), Retro der Woche 07/2017 (10,5 Punkte). Den sechsfachen Ceriani-Frolkin (LLssDd), der mit 10 Punkten bewertet wurde, hatte ich hier noch nicht gebracht:

Silvio Baier
StrateGems 2016, 1. Preis
Beweispartie in 31,5 Zügen (12+12)

 

Mit dem Themenhinweis ist das vielleicht gar nicht mal soo schwer zu lösen? Vielleicht versucht ihr euch zur Feier des Tages / des Erfolgs einmal daran?!

Lösung
1.h4 e5 2.h5 e4 3.h6 e3 4.hxg7 h5 5.g4 h4 6.g5 h3 7.g6 h2 8.Sh3 Sh6 9.Tg1 h1=D 10.g8=L Dc6 11.g7 Dc3 12.dxc3 exf2+ 13.Kd2 f5 14.e4 f4 15.Le2 f3 16.Ke3 f1=S+ 17.Kf4 Sd2 18.e5 Sb3 19.axb3 Lb4 20.Ta6 La5 21.b4 f2 22.Lb3 f1=S 23.g8=L Sd2 24.Lgc4 d5 25.e6 Dd6+ 26.Kg5 OO 27.e7 dxc4 28.e8=D cxb3 29.Da4 Td8 30.Da2 bxa2 31.Sf2 Sb3 32.cxb3.

Aus den sechs von Martin für die Weltmeisterschaft eingereichten Studien habe ich die höchstbewertete (11,25 Punkte!) ausgesucht –- vor allen Dingen deshalb, weil sie relativ kurz ist und das recht klassische Thema (drei Ideal-Fesselpatts) auch für Nichtspezialisten nachvollziehbar ist.

Martin Minski
Schacholympiade Batumi 2018 , 2. Preis Remis-Studien
Remis (7+5)

 

Martin liebt spektakuläre Züge, und, so viel sei verraten, so beginnt auch die Lösung hier, wo der weiße König sehr unglücklich steht und sich heftigen Angriffen ausgesetzt sieht; es droht einfach 1.– De3#, und etwa 1.Lh2 hilft nicht wirklich wegen 1.– De3+ 2. Ke5 Lg6/xh7#.

Lösung
1.Dh5! [1.Lh2? De3+; 1.Lf4? Dxf4–+] 1.– Dxh5 2.h8D Lh7! [2.– Dg4 3.Dh2+ Lg2+ 4.Df4 Dd7+ 5.Ld6 exd6 6.De3+=] 3.Lf4 Kf2! [3.– Kf3/Kd1 4.De5=] 4.Df8! Batterie [4.De5? Dd1+ 5.Ld2 Dxd2# Matt mit Selbstblock auf e5;
4.Df6?? exf6–+ kein Patt] 4.– Dg4 5.Df6!! [5.Ke5? De2+ 6.Le3+ Kxe3–+] 5.– Kf1! [5.– Lb1 6.Dg5 Dd1+ 7.Ld2=] 6.Df8! [logische Verführung 6.Df7? Lg6! 7.Df8 Kf2! 8.Df6! Dd1+! 9.Ld2+ Ke2! 10.Dxe7+
(10.Dxg6 Dxd2+ 11.Ke5 De3+ 12.De4 Dxe4+ 13.Kxe4 Kd2 14.Kd4 Kc2–+)
10.– Kxd2–+ Position X mit sLg6] 6.– Kf2 [6.– Lb1 7.Ke5 De2+ 8.Le3+=; 6.– Kg2 7.Dh6! Dd7+ 8.Ld6! e5+! 9.Ke3!=] 7.Df6! [7.Dh6? Dd7+ 8.Ld6 e5+! 9.Kxe5 Df5+ 10.Kd4 De4#]

7.– exf6 (1. Ideal-Fesselpatt)

7.– Dd7+ 8.Ld6+ exf6 (2. Ideal-Fesselpatt)

7.– Dd1+ 8.Ld2+ exf6 (3. Ideal-Fesselpatt) [8.– Ke2 9.Dxe7+ Kxd2 Position X mit sLh7 10.Dxh7 Dg1+ 11.Ke5 Dxc5+ 12.Ke6=].

(Ich habe die Lösung von Martins WCCI-Einsendung übernommen und eingedeutscht.)

Retro der Woche 25/2019

Vom Beweispartie-Informalturnier des Probleemblad 2009-2010 hatte ich hier bereits die beiden großartigen ersten Plätze (1. Preis und 2. Preis) vorgestellt. Aber auch der dritte Preis sollte nicht dem Vergessen anheim fallen; mit dem wollen wir uns heute beschäftigen.

Nicolas Dupont
Probleemblad 2009-2010, 3. Preis
Beweispartie in 30 Zügen (15+11)

 

Bei Schwarz sind wir mit dem Zählen der sichtbaren Züge sehr schnell fertig; wir haben ja beinahe eine Homebase-Stellung vor uns; nur ein Turmzug ist sichtbar.

Bei Weiß hingegen fallen sofort zwei Umwandlungsspringer ins Auge, und damit können wir auch schon die sichtbaren Züge zählen: 3+1+4+3+4+4(+10)=29 – nur ein weißer Zug ist noch frei – und auch das nur unter der Voraussetzung, dass die beiden Umwandlungsspringer jeweils nur einen Zug gemacht und der fehlende weiße Bauer zu Hause geschlagen wurde.

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Preisbericht R.I.F.A.C.E 2019 Retroturnier

Am Pfingstwochenende fand das Treffen der französischen Problemfreunde statt — traditionell wurde da wieder ein Retro-Kompositionsturnier ausgerichtet, die Ausschreibung konntet ihr hier im Blog finden; Thema wir die neue Bedingung “Knightmate”.

Nun ist der Preisbericht erschienen. Viel Spaß beim Studieren!

Teddy 1.8.1

Vor knapp drei Jahren hatte ich hier über zwei unterschiedliche Programme berichtet – und heute können sie zusammenarbeiten!

Die ursprüngliche Popeye-Grafikoberfläche Teddy kann seit einiger Zeit auch als Benutzungsschnittstelle für (Jacobi und) das Beweispartie-Prüfprogramm Natch dienen. Dabei können die Natch Parameter konsistent mit der Teddy Oberfläche eingegeben, die Stellung dann durch Klicken ins Diagramm oder Eingabe der FEN Notation geändert werden. Für letzteres muss das Eingabefeld für FEN zunächst über das „Einstellungen“ Menü aktiviert werden. Dann aber ändern Eingaben im Diagramm oder im FEN-Feld synchron die Anzeigen im jeweils anderen Feld -– sehr komfortabel!

Übrigens finde ich das Eingabediagramm auch sehr praktisch z.B. zum Nachspielen vom Märchen-Beweispartien, was mit vielen Programmen nicht möglich ist, da dort die „orthodoxe Legalität“ von Zügen überprüft wird, die beispielsweise das Spielen einer Circe-Beweispartie ausschließt. Die Partieanfangsstellung kann man einfach mit Klick auf den mit drei schwarzen und weißen Bauern markierten Knopf aufbauen; klasse!

Probiert Teddy doch einfach mal aus – mir gefällt es sehr gut, ich finde es extrem nützlich. Vielleicht lernt das Programm ja auch bald noch, mit Euclide umzugehen?!

Retro der Woche 24/2019

Dürfte ich nur ein einziges Heft einer Problemschachzeitung mit auf die berühmte „einsame Insel“ nehmen, wäre dies mit Sicherheit feenschach-Heft 192, III-IV/2012: 48 Seiten voll nur mit Preisberichten und großartigen Artikeln — alle über Retros, überwiegend über orthodoxe Auflöse-Aufgaben.

Highlight in diesem Highlight-Heft ist für mich der beinahe 28 Seiten (!!) umfassende Artikel „Retrocages and Retroclusters: a Subjective Perception“ von Andrej Frolkin und Andrej Kornilow mit 78 ausführlich kommentierten Beispielen.

Heute habe ich daraus ein Stück, das nicht allzu schwer zu lösen ist, ausgesucht: Vielleicht motiviert euch das, selbst Löseversuche anzustellen, bevor ihr nachschaut…

Dragan Lj. Petrović
Pavlović Gedenkturnier 1981, 1. Preis Gruppe A
Welches waren die letzten Züge? (15+16)

 

Das Turnier war als 61. Thematurnier von der jugoslawischen Zeitschrift Problem zum Gedenken an Branko Pavlović (6.8.1906-21.5.1980) ausgeschrieben, der hauptsächlich Last Mover und Hilfsrückzüger komponierte.

Beim ersten Blick auf das Diagramm fällt gleich der riesige Knoten im Norden auf, ebenso das Schachgebot der weißen Dame gegen den schwarzen König — und dass nur ein einziger Stein fehlt, ein weißer Turm, der offensichtlich auf g6 oder g5 geschlagen wurde.

Wie aber können wir den Knoten lösen? Dazu muss [Ke1] herausgespielt werden, damit alles nach R: Sd/f6-e8 frei gespielt werden kann. Dazu aber muss [Ke8] ins Freie, und das kann er erst…

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Retro-Kompositionsturnier R.I.F.A.C.E 2019

Gerade eben ist die Ausschreibung zum diesjährigen Retro-Kompositionsturnier des R.I.F.A.C.E Treffens 2019 der französischen Problemfreunde veröffentlicht worden.

In diesem Jahr geht es um Beweispartien mit der Bedingung KnightMate, auch Nicht-Teilnehmer am Treffen dürfen (allerdings nur mit einer Aufgabe) am Turnier teilnehmen (per Mail an abrobecker(at)yahoo.com; Einsendeschluss ist Sonntag, 9. Juni um 18:00 Uhr.