Bücher und E-Books

Kürzlich sind mir wieder einmal vier Problemschach-Bücher über den Weg gelaufen, die es sowohl”in Papier” als auch elektronisch gibt und die ich euch hier kurz vorstellen möchte, weil sie mir alle sehr gut gefallen.

Das sind Bücher aus dem Gambit Verlag, die überwiegend englischsprachige Partiebücher veröffentlichen, und zwar sowohl gedruckt als auch elektronisch für Amazons “Kindle” Format und für einen eigenen Reader, der für Android und iOS verfügbar ist; letzterer erlaubt auch interaktives Nachspielen von Partien oder eben auch Problemen.

Die vier erwähnten Bücher aus der “Chess Problems and Studies” Serie sind — ich habe sie für Kindle erworben zum Preis von jeweils 8,25 EUR (als Taschenbuch jeweils 18,90 EUR)

Göran Forslund: “Problem Chess: Art and Magic on the Chessboard”, eine schöne Einführung ins Problemschach, das auch Retros nicht außen vor lässt.
John Nunn: “Solving in Style” Das sicherlich beste Buch über Lösen von Schachproblemen in allen Facetten einschließlich Retros.

Beide kann ich uneingeschränkt empfehlen, die beiden folgenden besonders für die, die sich auch für Studien interessieren:

Yochanan Afek: “Extreme Chess Tactics”, Partiestellungen und Studien, nach Themen geordnet.
John Nunn: “Endgame Challenge”, 250 ausgewählte Studien.

ERin Teil der Kindle-Ausgaben enthält Links auf den Lichess-Server zum dortigen Nachspielen — sowie auf die yacpdb und die PDB. auch das ist ein interessanter Ansatz, wie ich finde!

Retro der Woche 06/2025

Vor einiger Zeit schon hatte ich mich bereit erklärt, als einer der fünf Richter der Retroabteilung des 12. WCCI (World Championship in Composing for Individuals) für die Jahre 2022 bis 2024 zu fungieren. Vor einigen Tagen erhielt ich die 126 (!) Aufgaben von 28 Teilnehmern, die ich nun in den kommenden Wochen „à la FIDE-Album“ bewerten muss.

Das Gute daran ist natürlich, dass ich dabei auch einige Aufgaben entdecke, die ich euch hier vorführen kann – und damit will ich gleich heute beginnen.

Vidmantas Satkus
Champagne-Turnier Batumi 2023, 2. Preis
Hilfsmatt in 2 Zügen, (11+15)

 

Wenn solch eine Aufgabe in einem Retro-Turnier auftaucht, ist es vielleicht ganz sinnvoll, anstatt sogleich mit Löseversuchen zu beginnen, die Stellung genauer zu betrachten. Beginnen wir also mit den Schlagfällen.

Schwarz fehlt nur ein Bauer, Weiß hat den fehlenden schwarzen Stein mittels axb geschlagen – das Schlagopfer kann kein Bauer gewesen sein. Also muss sich der fehlende Bauer umgewandelt haben.

Bei Weiß fehlt von jeder Steinart jeweils ein Vertreter, wir sehen aber nur zwei schwarze Doppelbauern im Diagramm. Nehmen wir einfach an, deren Schläge seien cxd und exf gewesen. Macht euch bitte am Ende unserer Überlegungen klar, dass die genauso bleiben, wenn gxf geschehen sein sollte. Also sind noch drei Schläge frei?

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Retro der Woche 05/2025

Preisrichter Richard Dunn hatte seinen Bericht zu den 2022er Retro-Urdrucken der Schwalbe in zwei Abteilungen aufgeteilt – nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, in „orthodox“ und „Märchenaufgaben“, sondern in „Beweispartien“ sowie „Retraktoren und andere Typen“, und das halte ich für sehr sinnvoll: Eine Märchen-Beweispartie ist mit einer orthodoxen näher „verwandt“ als mit etwa einem Verteidigungsrückzüger gleicher Märchenart: die Forderung „Beweispartie in n Zügen“ ist unabhängig vom „orthodoxen“ oder etwas abgeänderten Regelwerk, während Madrasi-Retraktoren völlig andere Ideen verfolgen als Madrasi-Beweispartien.

Michel Caillaud
Die Schwalbe 2022, 3. Preis
Beweispartie in 14 Zügen, Circe Rex Inklusiv (15+16)

 

Die Regel, die Michel bei seiner heutigen Aufgabe anwendet, ist eigentlich selbsterklärend: „Ganz normales“ Circe, bei der aber auch die Könige geschlagen und wiedergeboren werden können. „Matt“ ist ein König erst, wenn er angegriffen ist, sein Schlag nicht zu verhindern ist (so weit „orthodox“) UND die Wiedergeburt zu Hause nicht möglich ist.

Wie kann man das Lösen solcher Aufgaben angehen? Etwa, indem man, wie Silvio Baier „thematisch“ denkt: „Was könnte Michel bei dieser Bedingung und den prägnanten Rochadestellungen wohl aufs Brett gezaubert haben? Dc1 und Dg8 suggerieren auch gleich noch zusätzlich die Idee. Diese ist nett, sparsam und lösbar hingestellt.“

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Retro der Woche 04/2025

In der letzten Woche musste ich leider die Präsentation ausgezeichneter Aufgaben aus dem Retro-Preisbericht der Schwalbe 2022 aus aktuellem, traurigen Anlass unterbrechen; heute will ich sie nun fortsetzen mit einem sehr Lösefreundlichen Stück; ich lade euch jetzt schon explizit ein, das selbst zu lösen. So schrieb Preisrichter Richard Dunn dazu: „Ein reizvolles Problem und nicht allzu schwer zu lösen.“

Bernd Gräfrath
Die Schwalbe 2022, 1. ehrende Erwähnung, Yoav Ben-Zwi zum Gedenken
Beweispartie in 14,5 Zügen (14+15)

 

Sehr auffällig sind die fehlenden Steine: Bei Weiß fehlen die beiden Läufer, die wegen der Bauernstruktur nur zu Hause geschlagen worden sein können, und bei Schwarz fehlt „weit ab vom Schuss“ der a-Bauer, der auf seiner Linie geschlagen sein musste, da für ihn ja kein Schlagopfer zur Verfügung steht.

Bei Schwarz sehen wir im Diagramm nur vier Züge – zehn sind also frei! Aber wir wissen ja, dass beide weißen Läufer verschwinden müssen, und das benötigt einige Zeit. Es stehen ja auch zehn Züge dafür zur Verfügung – aber so viel ist das gar nicht?!

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Stelvio 3.1

Reto Aschwanden hat heute die neue Version 3.1 seines Beweispartie-Prüfprogramms “Stelvio” bereitgestellt.

Das neue Release bringt weitere Verbesserungen der Strategie-Analyse sowie ein paar Fehlerbehebungen, unter anderem einen teuflisch schwer zu findenden. Das Herunterladen, das Aktualisieren von stelvio lohnt also wieder!

Und wie stets findet ihr die aktuelle Version auf der Stelvio-Seite hier auf meiner Site.

67. WCCC & 48. WCSC

Der 67. World Congress of Chess Composition (WCCC) und die 48. World Chess Solving Championship (WCSC) finden vom 5. bis zum 12. Juli 2025 in Alba Iulia / Rumänien statt.

Die offizielle Einladung mit ausführlichen Informationen findet ihr auf der WFCC-Seite; eine offizielle Website für die Veranstaltung wird kurzfristig eingerichtet.

Aber schon jetzt weisen die Veranstalter wegen der Hauptsaison im Juli darauf hin, dass Anmeldungen bis spätestens 5. Mai 2025 erfolgt sein müssen!

Retro der Woche 03/2025

Die Aufgabe, die ich heute vorstelle, hatte ich für den 2. Februar eingeplant – zum 80. Geburtstag des Verfassers. Nun ist Henrik Juel am 3. Januar verstorben – und so wird aus der Feieraufgabe ein Erinnerungsstück.

Henrik Juel
Thema Danicum 1997, 2. Preis
Ergänze einen Stein! Letzter Zug? (8+9)

 

Kaum zu glauben, dass die beiden Fragen eindeutig bei diesem Kindergarten-Problem (neben den Königen sind nur Bauern auf dem Brett – ein Begriff, den Peter Kniest eingeführt hatte) beantwortet werden können.

Machen wir uns zunächst einmal Gedanken über die erforderlichen Schläge: Wir sehen sieben schwarze Schläge mit seinen Bauern: d7xe6, g7xf6, h7xg6xf5xe4xd3xc2. Zusätzlich Wurde Lc1 zu Hause geschlagen, somit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt. Damit ist übrigens auch schon klar, dass wir nur einen schwarzen Stein einsetzen können!

Bei Weiß sehen wir direkt drei Bauernschläge, die wir auch ziemlich genau verorten können: hxg3, exd3 sowie cxd. Wie konnte denn der fehlende [Ba2] verschwinden? Er musste sich auf d8 umwandeln, um sich anschließend schlagen zu lassen. Damit haben wir das Ceriani-Frolkin-Thema schon jetzt erkannt.

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Henrik Juel 2.2.1945–3.1.2025

Sehr traurige Nachrichten kamen gestern aus Dänemark: Bjørn Enemark teilte mir mit, dass Henrik Juel (2.2.1945 bis 3.1.2025) am letzten Freitag verstorben sei, also vier Wochen vor seinem 80. Geburtstag.

Wer ein wenig diesen Blog verfolgt, weiß, dass Henrik von Anfang an einer der aktivsten Leser und Kommentatoren hier gewesen ist. Auch darüber hinaus haben wir im Austausch gestanden, und ich erinnere mich noch gern an seine Zeit als Schwalbe-Preisrichter für die Retro-Urdrucke 2016.

Auch als Komponist war Henrik sehr den Retros zugetan: Fast genau die Hälfte seiner Aufgaben in der PDB entstammen unserem Lieblings-Genre, von denen er die meisten natürlich in seiner „Heimat-Zeitung“ der Dänischen Problemschach-Vereinigung, Thema Danicum, veröffentlicht hat; darüber hinaus überwiegen Hilfsmatts und Märchen-Aufgaben. Auf der Seite finden sich auch ein Foto und mehrere Aufgaben von Henrik.

In meinen Gedanken bin ich bei Henriks Familie und seinen Freunden; wir werden ihn hier nie vergessen!

Mit einem sehr hübschen Illegal Cluster (Eine illegale Stellung, die legal wird, wenn man einen beliebigen Stein außer den Königen entfernt.) möchte ich an Henrik erinnern; ich lade euch herzlich ein, euch damit „zwischendurch“ zu beschäftigen; die Lösung kommt wie üblich in einer Woche.

Henrik Juel
Thema Danicum 1998
Ergänze die Könige und eine schwarze Dame zu einem Illegal Cluster (0+1)

 

 
 

Lösung

+wKg7 +sKe8 +sDg8

Henrik Juel bemerkte dazu in der PDB: “It is probably the first C+ IC problem ever.” Mario Richter hatte es mit seinem Programm rawbats getestet.