WCCC-Ergebnisse aus Batumi

Die wichtigsten Ergebnisse der WCCC-Sitzungen in Batumi sind nun auf der WFCC-Seite veröffentlicht; hier möchte ich nur die aus „Retro-Sicht“ wichtigsten Ergebnisse kurz vorstellen:

  • Ab dem nächsten WCCT wird es (endlich) eine Retro-Abteilung geben; der Antrag Frankreichs wurde also angenommen.
  • Ebenfalls wurde der deutsche Antrag angenommen, so dass Urdrucke aus den (verspäteten) Schwalbe-Heften X/2012 und XII/2012 ins FIDE-Album 2010-2012 aufgenommen werden können.
  • Mehreren Retro-Komponisten wurden FIDE-Titel verliehen: Internationaler Meister der FIDE für Schachkompositionen ist u.a. Dmitri Baibikov; FIDE-Meister für Schachkompositionen wurden u.a. Vlaicu Crişan, Nikolas Dupont und Kostas Prentos. Allen herzlichen Glückwunsch zum neuen Titel.
  • „Nur“ ein neuer Titel ging nach Deutschland: Martin Minski ist neuer Internationaler Preisrichter der FIDE für Studien; auch ihm herzlichen Glückwunsch!
  • Das nächste WCCC / WCSC Treffen findet im August 2014 in Bern (Schweiz) statt.

 

 

Retros beim WCCT?

Am Sonnabend kommender Woche (21. September) beginnt in Batumi, Georgien der 56. Weltkongress für Schachkomposition, und dort gibt es neben der Löseweltmeisterschaft und vielen Kompositionsturnieren natürlich auch die eigentlichen Kongress-Sitzungen, auf denen offizielle Anträge verhandelt werden, die auch für uns Retrofreunde interessant sind.

Neben dem bereits hier erwähnten Antrag der Schwalbe gibt es auch einen Antrag aus Frankreich, der fordert, beim nächsten WCCT, der “Länderweltmeisterachaft im Komponieren”, auch Retros zu berücksichtigen; dies ist bisher die einzige Problemschach-Disziplin, die (noch) außen vor bleiben muss.

Die Begründung erscheint mir einleuchtend: Analogie zu den FIDE-Alben und zum WCCI (der Kompositions-Einzelweltmeisterschaft) und immer weiter wachsende Internationaliät der Retrofreunde.

Ich würde mich freuen, wenn dieser Antrag akzeptiert würde!

Ein Jahr Retroblog

Heute feiert dieser Blog seinen ersten Geburtstag! 140 Artikel sind bisher erschienen, beinahe hundert Kommentare habt ihr hier im Blog dazu abgegeben, dazu kommen viele Hinweise und Anregungen, die ihr mir per Mail geschickt, im persönlichen Gespräch gegeben habt: Euch allen ganz herzlichen Dank dafür; das zeigt mir, dass ich die Beiträge offensichtlich nicht nur allein für mich schreibe.

Nach einem Jahr habe ich natürlich ein paar Ideen, wie sich der Blog weiterentwickeln kann und soll. Ein wenig Zeit braucht das noch, und ihr werdet die Ergebnisse dann, so hoffe ich, direkt sehen. Und wenn es auf dieser Seite weitere Angebote für euch gibt, werdet ihr es hier natürlich als erste erfahren!

Retros fürs FIDE-Album

Anfang der Woche habe ich, ebenso wie die beiden anderen Richter Henrik Juel und Satoshi Hashimoto, die eingesandten Retro-Aufgaben für das FIDE-Album 2010-2012 erhalten: Genau 400 sind das. Nun werde ich in den kommenden Monaten also sicherlich nicht unter Langeweile leiden müssen: Die wollen alle bewertet und bepunktet werden.

Einen schönen Nebeneffekt für den Blog hat das: Dadurch stoße ich auch auf gute Aufgaben aus nicht ganz so populären und leicht zugänglichen Quellen, so dass ich sicherlich die eine oder andere Aufgabe hier, beispielsweise im Retro der Woche, verwenden kann.

Diagrammfehler!

Durch meine Schuld hat sich in der August-2013-Schwalbe (Heft 262) bei den Urdrucken ein Diagrammfehler eingeschlichen: In Nr. 15669 fehlt eine wDb8.

Danke an Urs Handschin, dass er mich drauf aufmerksam gemacht hat, meine Entschuldigung an den Autor und die Bewidmeten!

Hier das korrigierte Diagramm:

Michael Schlosser
15669V Die Schwalbe VIII/2013, Chr. Potthoff zum 70. & R. Staudte zum 60. Geburtstag gewidmet
#2 (7+1)

 

Schwalbe und Problemist

Heute hat sich bei mir der Blick in den Briefkasten mal wieder gelohnt: Keine Rechnung, dafür das August-Heft der Schwalbe und das Septemberheft des Problemist.

Jede Menge Lesestoff, auch wenn dieses Mal die Schwalbe keinen eigenen Retro-Artikel enthält (zwei Preisberichte liegen schon wieder vor und auch noch ein größerer Artikel). aber so habt ihr vielleicht ein wenig mehr Zeit zum lösen und kommentieren? Das wäre klasse!

Und wenn ihr mir, also der Schwalbe, auch noch den einen oder anderen guten Urdruck schickt, ist das noch besser: In meiner Mappe herrscht nämlich zur Zeit ein wenig Ebbe…

Nachtrag:
Silvio Baier machte mich darauf aufmerksam, dass ich vergessen hatte, auf das in der Schwalbe ausgeschriebene Konstruktionsturnier (gleichzeitig 213. Thematurnier der Schwalbe) Matt durch einen Stein/eine Steinart, ausgeschrieben von Silvio Baier und Bernd Schwarzkopf, hinzuweisen.

Konstruiere eine orthodoxe, legale Stellung, in der Weiß (am Zug) nur Mattzüge hat. Alle werden von A) demselben Stein, B) derselben Steinart ausgeführt. Der weiße König steht in der Diagrammstellung nicht im Schach. Umwandlungsfiguren sind a) nicht zulässig, b) zulässig. In jeder Untergruppe (Aa, Ab, Ba, Bb) wird je eine möglichst ökonomische Stelltung zu K, D, T, L, S, B gesucht. Bauernumwandlungen sind erlaubt, jede Umwandlung zählt.

Einsendungen bis zum 28. Februar 2014 möglichst per Mail an Silvio Baier (hilfsmatts(at)dieschwalbe.de); weitere Details finden sich im Artikel im Augustheft der Schwalbe, Seite 180f.

Elsässisches Circe

Vor in paar Tagen begann im Forum von MatPlus.net eine Diskussion über Elsässisches Circe. Diese Bedingung ist ziemlich genau ein Drittel Jahrhundert alt; sie wurde von Jean Zeller (er stammte aus dem Elsaß, daher auf Vorschlag von Michel Caillaud der Name der Bedingung) in 49 feenschach Januar-März 1980 (S.298-303) eingeführt.

Die Regel ist eigentlich ganz einfach, hat aber dann gelegentlich verblüffende Konsequenzen:

Nach jedem Circe-Zug muss die Stellung unter orthodoxen Gesichtspunkten legal bleiben. Auch muss das Diagramm selbst sowohl nach den Circe- als auch nach den orthodoxen Regeln legal sein.

Mit anderen Worten: Zur Diagrammstellung und nach jedem Zug muss es eine orthodoxe und eine circensische Beweispartie (die natürlich nicht eindeutig sein muss) geben, die zu dieser Stellung führt.

Das ist also eine Märchenbedingung, die für uns Retro-Freunde sehr interessant ist — und ich bin mir sicher, auf diesem Gebiet sind noch sehr viele interessante Sachen möglich!

Ein kleines und einfaches Beispiel aus dem oben zitierten Artikel möchte ich hier vorstellen:

Jean Zeller
feenschach 1980
Hilfsmatt in 3 Zügen, Elsässisches Circe (7+3)

Die Stellung ist orthodox legal (wLa6 ist ein Umwandlungsläufer), und es gibt auch keine Zweifel an der circensischen Legalität der Stellung. Wäre die sDh1 ein Turm, löste sich die Aufgabe auch ohne Circe in zwei Zügen (1.Th8 Ta1 2.Tb8 Lc8#), aber die schwarze Dame ist ein denkbar schlechter Block.

Aber irgendwie muss ja die neue Bedingung zum Tragen kommen — und dann finden wir ein Mattbild mit schwarzen Blocks auf a7 und b8 und Lb7#, wenn denn das Schlagen des Läufers aus irgendwelchen Gründen nicht möglich wäre. Das kann natürlich nur elsässisch begründet werden, und dann ergibt sich die Lösung

1.Dh2 f3 2.La7 Tf2! 3.Db8 Lb7#, denn nun entstünde nach einem Schlag des Läufers und dessen circensischer Wiedergeburt auf f1 eine illegale Stellung, da der wTf2 niemals orthodox in diesen Käfig hätte gelangen können — also Matt.

Übrigens lässt sich die elsässiche Bedingung auch mit anderen Bedingungen (z.B. Madrasi, Anticirce, etc.) verknüpfen, und da lassen sich bestimmt noch interessante Sachen entdecken!

Nachtrag 31.8.13:
Beim Blick in WinChloe fand ich die Nebenlösung 1.Lxf2 Ld3 2.La7 Tf7 3.Lb8 Le4# — ganz ohne Circe, von “elsässisch” ganz zu schweigen… Das lässt sich natürlich leicht reparieren, z.B. +wBf5 oder +sBe7.

113

Heute gehen herzliche Glückwünsche zum 113. Geburtstag an bernd ellinghoven und Hans Gruber. Nein, natürlich wird nicht jeder von ihnen 113, aber zusammen schaffen sie es. Und da bernd genau sieben Jahre älter ist als Hans, könnt ihr euch ja ausrechnen, wer von beiden welchen runden Geburtstag feiert…

Beide sind ja bekanntlich nicht nur hoch geschätzte Retro-Experten, sondern problemschachlich breit interessiert und engagiert. So hat bernd als einer der entscheidenden Protagonisten die “Hilfsmatt-Revolution” eingeleitet und Hans kürzlich in der Schwalbe die Dreizüger-Sachbearbeitung übernommen. Darüber hinaus sind beide ja auch im Vorstand der Vereinigung engagiert.

Und ohne beide wären weder feenschach noch viele andere problemschachliche Aktivitäten und Veröffentlichungen vorstellbar!

Zur Feier des Tages habe ich eine sehr elegante Kleinigkeit herausgesucht, die beide zusammen komponiert haben.

bernd ellinghoven & Hans Gruber
Phenix 1991, 1. Preis
Hilfsmatt in 4 Zügen (2+3)

Stünde der sK auf h3 und würde der sBh2 nicht g1 decken, wäre es bereits Matt. Damit haben wir eigentlich schon die schwarzen Züge — und Weiß muss vier Züge lang eigentlich gar nichts tun, außer den sK durchzulassen. Das führt dann zu eleganten Dualvermeidungen bei Weiß:

1.h1=T Ke3 (Ke2??) 2. Kg4 Se2 (Sf3??) 3. Kh3 Kf3 4. Th2 Sg1#.

Euch beiden alles Gute für die neuen Lebensjahre und heute schönes Feiern!