Auf den Tod von Unto Heinonen war ich hier schon eingegangen. Nun hat die finnische Problemzeitschrift Tehtäväniekka Unto das ganzes Heft 4/2022 gewidmet: Finnischer Text mir englischen Zusammenfassungen, viele Fotos, viele nachgedruckte Aufgaben, darunter auch zehn Beweispartien, zusammengestellt von Per Olin.
Nicht nur wegen dieser Beweispartien lohnt ein Blick in das Heft: auch in den anderen Rubriken werdet ihr sehr gute Aufgaben dieses so vielseitigen und großartigen Komponisten finden; viel Freude beim Stöbern!
Gestern habe ich mal auf mein WordPress Dashboard für den Blog geschaut:
1386 Beiträge sind hier bisher erschienen, davon 521 “Retros der Woche” und 166 Beiträge mit “zwischendurch-Aufgaben”. Beinahe 1700 Kommentare habt ihr schon hinterlassen — über die freue ich mich besonders!
Einige Urdrucke sind auch schon im Blog veröffentlicht worden — der erste erschien schon im vierten Beitrag! Und dass es davon sogar Urdrucke ins FIDE-Album geschafft haben, liegt sicher nur daran, dass bei mir auch noch am Stichtag für das Album ein Urdruck erscheinen konnte…
Und natürlich hinterlasse ich euch zum heutigen zehnten Geburtstag des Retroblogs eine “Zwischendurch” Aufgabe, die gleich aus mehreren Gründen (welchen?) “thematisch” ist.
bernd ellinghoven & Bernd Gräfrath Die Schwalbe 2012, Hemmo Axt zum 70. Geburtstag Beweispartie in 10,5 Zügen (14+14)
Wie immer gibt es die Lösung in etwa einer Woche hier!
Lösung
Ja, thematisch ist das Stück nicht nur, weil es zehn Züge umfasst, weil es genau so alt ist wied dieser Blog, sondern selbst die Widmung ist in gewisser Weise thematisch: Hemmo Axt hat seinen 70. Geburtstag am ersten Tag der Schwalbe-Tagung in Traunstein (5.-7. Oktober 2012) gefeiert — und zu diesem Anlass habe ich seinerzeit ja den Blog gestartet.
Vorgestern hatte ich das neue StrateGems Heft im Briefkasten vorgefunden; speziell auf den Retro-Preisbericht für 2021 werde ich noch zurückkommen.
Sehr bedauerlich finde ich die Information, dass StrateGems mit dem kommenden Heft 100 sein Erscheinen einstellen wird: Nach 25 Jahren verschwindet eine hervorragende Problemschachzeitschrift, die auch immer der Retroanalyse viel Platz eingeräumt hat, die über einen hervorragenden Urdruckteil verfügte, vom Markt. Schade, dass Mike Prcic, der die Zeitschrift zumindest technisch quasi im Alleingang herausgegeben hat, keinen Nachfolger gefunden hat.
Um so größer ist unser aller Dank an ihn für das, was er mit StrateGems für die Problemwelt getan hat!
Von diesem neuen Chess Problem Magazine from SINGAPORE ist nun die zweite Ausgabe im Internet erschienen; Sie bietet wie schon die erste (Erscheinungsdatum: 24.12.2021) viel interessanten Lese- und Lösestoff auch und gerade für uns Retrofreunde. Herausgegeben wird The Hopper von Andrew Buchanan, Anirudh Daga und James Quah. Sicher kennen die meisten von euch Andrew und James, während Anirudh ein junger Student und ein echtes Nachwuchstalent ist — eine Beweispartie von ihm konntet ihr in der Juni-Schwalbe sehen.
Viel zu lösen gibt es, aber besonders auch interessante Artikel: Fünf der sieben Artikel der zweiten Ausgabe beschäftigen sich mit Retroanalyse — da loht sich das Lesen!!
Übrigens haben die Herausgeber die erste Ausgabe (auch die ist mit hervorragenden Retro-Artikeln gespickt) in einer PDF-Datei zusammengefasst, die man dann bequem auch offline lesen kann: Eine gute Idee, finde ich!
Von mir also eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung; da lohnt es, gelegentlich hinzuschauen!
In dieser Woche ist die Februar-2022-Schwalbe erschienen, die ich euch wie immer ans Herz legen möchte.
Besonders möchte ih euch zum Lösen und Kommentieren der (Retro-)Urdrucke einladen; feiert am 22. Februar Werner Keyms Geburtstag — und schaut euch den Artikel von Manfred Rittirsch “Heute schon gegoogelt?” an: Ein induktiver Leitfaden zur strategischen Suche in (Schachproblem-)Datenbanken. Er orientiert sich in den Beispielen an WinChloe, das Prinzip lässt sich aber selbstverständlich auch auf z.B. die PDB übertragen.
Übrigens steht dieser Artikel online, auch für Nicht-Schwalbemitglieder.
Gestern erschien auf der WFCC-Seite die Ausschreibung für das FIDE-Album 2019-2021 für hochklassige Aufgaben, die in diesem Zeitraum urgedruckt wurden. Einsendeschluss ist der 1. Juni 2022.
An den Regelungen und Bedingungen hat sich im Vergleich zum letzten Album nicht viel geändert, so bleibt die generelle “30-Aufgaben” weiterhin gültig, ebenso die halbautomatische Übernahme von mit mindestens 8 Punkten bewerteten Einsendungen zum WCCI; Aufgaben des 11.WCCT gehören erst in das Folgealbum 2022-2024.
Wie immer gibt es acht Abteilungen; Direktor der Abteilung H (Retros) — an den erfolgen die Einsendungen — ist Vlaicu Crișan (Mail: vlaicu_crisan(at)yahoo.com), die Richter sind Dmitrij Baibikov, Silvio Baier und Henrik Juel.
Übrigens sind wieder viele deutsche Problemisten aktiv bei den Vorbereitungen des Albums: Udo Degener und Martin Minski als Direktoren für Zweizüger bzw. Studien sowie als Richter Ralf Krätschmer (n#), Torsten Linß (h#>3), Franz Pachl (Märchen) und der schon erwähnte Silvio Baier bei “unseren” Retros.
Im Retro der Woche 42/2021 hatte ich den ersten Preis in der Beweispartie-Abteilung des Retro-Turniers 2019 in der Schwalbe vorgestellt. Heute will ich den zweiten Preis folgen lassen, der mir auch sehr gut gefällt, da er eine sehr originelle Idee höchst elegant präsentiert.
Reto Aschwanden Die Schwalbe 2019, 2. Preis Gruppe A Beweispartie in 18,5 Zügen (14+14)
Kein einziger Bauernschlag ist im Diagramm auszumachen, bei Schwarz ist nur ein einziger Zug zu sehen — also beginnen wir mit dem Zählen der weißen Züge: Sicherlich können wir daraus erste Schlüsse ziehen.
Also: 3+1+3+4+1+5=17 — zwei Züge sind noch frei. Aber waren wir da nicht zu optimistisch? Was passierte beispielsweise auf der h-Linie?
Allen Retrofreunden wünsche ich
ein gutes neues Jahr 2022!
Wie in den letzten Jahren möchte ich heute mit euch zusammen einen Blick in die Geschichte der Retroanalyse 100 Jahre zurück werfen.
In diesem Jahr ging der Stern eines Jung-Twens auf: Hans Klüver aus Hamburg (*4.3.1901). Große Aufmerksamkeit brachte sein monumentaler Aufsatz (20 Seiten, 40 Aufgaben) “Schnittpunktphänomene in der retrograden Analyse“ im ebenso monumentalen Kongressbuch des Turniers in Teplitz-Schönau im Oktober 1922 (664 Seiten, davon mehr als 200 (!) über Problemschach). Dies war der bis dahin bedeutendste deutschsprachige Beitrag zur Retroanalyse, und Klüver wandte sich besonders an die „Neudeutschen“, um deren Interesse für das rückläufige Spiel zu wecken — dazu waren natürlich Schnittpunkt-Themen besonders geeignet.
Aus dem Artikel möchte ich den Klüver’schen Originalbeitrag vorstellen und euch zum Lösen einladen — so schwer ist die Aufgabe nicht!
Hans Klüver Schachkongress Teplitz-Schönau 1922 Weiß nimmt seinen letzten Zug zurück und setzt in zwei Zügen matt. (13+14)
In einer Woche werde ich hier die Lösungsangabe aus dem Kongressbuch zitieren.
Lösung
Aus dem Kongressbuch S. 483-484, zu Nr. 30:
Nr. 30 zeigt ein antikritisches Manöver im weiß-schwarzen Schnittpunktgefüge. Schwarz könnte zuletzt nicht gezogen haben, da g7-g6 den zu entschlagenden schwarzen Königsläufer aussperren und c7-c5 den Ld8 einsperren würde. Weiß muß also einen Zug zurücknehmen, der einen legalen schwarzen Retrozug ermöglicht. Ein Entschlag auf g4 (h3:Dg4) ist nicht angängig, da der Bg4 auf g3 den schwarzfeldrigen Läufer zu entschlagen hat, um nach dessen Bewegung nach f8 und der eines Turmes nach h8 g7-g6 nebst f6:Dh7 zu ermöglichen. Einzige Möglichkeit: 1.Lb6-d8! (antikritisch) c7-c5; 2.Kd4-d5! e6-e5+ 3.Sa2-b4 (Kc6-b7) oder 3.Lc5-b6 (Sb6-a8). Nach Rücknahme von Lb6-d8 kann Weiß dennoch mittels bc: ep+ dc:+ 2.Lc6# matt setzen.