Retro der Woche 41/2021

Ähnlich wie StrateGems, von dessen Pünktlichkeit ich in der letzten Woche berichtet hatte, kann man sich auch beim spanischen Problemas darauf freuen, sich pünktlich zum Quartalsbeginn an einem neuen Exemplar erfreuen zu können.

Problemas ist eine sehr vielsprachige Zeitschrift (natürlich spanisch und englisch, gelegentlich auch mal französisch oder deutsch), die allerdings nicht gedruckt, sondern ausschließlich (kostenlos) im Internet erscheint: Natürlich könnt ihr die .pdf-Datei auf euren Rechner, auf euer Tablet laden, um die Exemplare stets griffbereit zu haben.

Das heutige Beispiel (aus dem Januar-Heft) zeigt die inhaltliche Breite, die komplett vom #2 über Studien und Märchenschach bis hin zu (auch nicht-orthodoxen) Retros reicht; der Verfasser ist regelmäßiger Mitarbeiter von Problemas.

Andrej Frolkin
Problemas 2021
Letzte 6 Züge? 2+2 Grashüpfer (15+11)

 

Die kopfstehenden Damen sind Grashüpfer, die auf Damenlinien ziehen, aber einen Sprungbock brauchen, um direkt dahinter zu landen und dabei ggf. einen gegnerischen Stein zu schlagen. sGa1 könnte also Ga4, Gd4 oder Gxc1 ziehen. Bei Retros gilt die Konvention, dass Märchensteine als durch Bauernumwandlung entstanden angesehen werden.

Bei Weiß fehlt nur [Lf1], der offensichtlich mittels e6xLf5 geschlagen wurde — mehr Schlagfälle stehen Schwarz auch nicht zur Verfügung.

Damit müssen auch die beiden schwarzen Bauernmärsche zu den Umwandlungen in Grashüpfer schlagfrei verlaufen sein. Um zu sehen, wo Weiß möglicherweise geschlagen hat, sollten wir erst einmal bemerken, dass der schwarze König im Schach steht. Das kann Weiß nicht mit Gc6-e8+ zurücknehmen, da der schwarze König ja bereits von c6 aus im Schach gestanden hätte; also muss Weiß entwandeln: R 1.e7-e8=G#.

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Champagne-Turnier 2021

Pünktlich zum WCCC auf Rhodos schreibt Michel Caillaud wieder sein Champagne-Turnier aus, wegen Corona auch offen für Nicht-Teilnehmer am Kongress:

Derselbe Stein schlägt mindestens zwei Umwandlungsfiguren.

Es gibt zwei Gruppen: Beweispartien und andere Retros; Märchenbedingungen, nicht aber Märchensteine sind zugelassen. Pro Autor sind maximal zwei Aufgaben pro Gruppe zugelassen, Co-Produktionen zählen voll; maximal eine Beweispartie darf Computer-ungeprüft sein.

Einsendeschluss ist der 20. Oktober 20:00; Preisrichter ist Michel. Weitere Details, auch zu den attraktiven Preisen, findet ihr in der Ausschreibung.

Viel Spaß und Erfolg bei der Teilnahme!

Retro der Woche 38/2021

Bleiben wir bei aktuellen Retro-Preisberichten aus feenschach: Andrej Frolkin ging in seinem Bericht für den Jahrgang 2019, wie immer von ihm ebenso zügig wie profund vorgelegt und perfekt aufbereitet, auf die recht ungewöhnliche Verteilung der Aufgaben in „orthodox“ und „Märchenretros“ ein: Im orthodoxen Bereich fehlten Beweispartien fast vollständig, während bei den klassischen Auflöse-Aufgaben alle 21 vom selben Autor stammen!

Auf den ersten drei Plätzen landeten drei Märchenretros, bei denen die Autoren geschickt die Bedingungen bzw. Figuren ausgewählt haben, die sie das intendierte Thema darstellen ließen.

Den ersten Preis gewann eine Aufgabe des französischen Spezialisten, der auch im Bereich der Märchen-Beweispartien schon hervorragende Erfolge erzielt hat.

Nicolas Dupont
feenschach 2019, 1. Preis, Vlaicu Criçan gewidmet
Beweispartie in 16 Zügen, Vertikales Spiegelcirce (16+16)

 

 

Die Bedingung „Vertikales Spiegelcirce“ ist viel einfacher, als man bei dem recht sperrigen Namen vermuten sollte: „Ein geschlagener Stein wird auf dem Feld wiedergeboren, das sich symmetrisch an der vertikalen Mittelsenkrechten zu seinem Ursprungsfeld befindet.“ (Definition aus dem Schwalbe-Lexikon) Ein auf d3 (weißes Feld) geschlagener schwarzer Turm wird also nicht auf a8 wie im „normalen“ Circe wiedergeboren, sondern auf h8, sonst gelten die normalen Circe-Regeln.

Bei Weiß sind nur zwei Züge sichtbar, bei Schwarz allerdings springt die Bauernstruktur sofort ins Auge.

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Retro der Woche 37/2021

In der letzten Woche gab es die erste ehrende Erwähnung im Retro-Preisbericht für 2018 von feenschach zu sehen; heute möchte ich euch den ersten Preis aus diesem Turnier zeigen.

Ich habe „zeigen“ geschrieben, weil ich nicht unbedingt davon ausgehe, dass ihr euch selbst aufs Lösen stürzt, obgleich das natürlich klasse wäre. Deshalb verstecke ich wie üblich auch wieder die Lösung — und die kommentiere ich dabei auch noch ein wenig: Ähnlich, wie ich es in dem Preisbericht gemacht habe.

Günther Weeth
feenschach 2018, 1. Preis
#1 vor 10 Zügen, VRZ Høeg, Anticirce (5+13)

 

Beim Verteidigungsrückzüger nach Niels Høeg bestimmt, wir erinnern uns, die Gegenseite, ob und wenn ja was entschlagen wurde. Und bei Anticirce wird der Schläger auf seinem Partieanfangsfeld wiedergeboren; ist das besetzt, so ist der Schlag unmöglich. In der Diagrmmstellung kann also nur der weiße König — er steht als einziger auf seinem Partieanfangsfeld — entschlagen. Im ersten Moment meint man vielleicht, das sei eine deutlich Lösungsvereinfachung? aber das ist es nur bedingt, da der weiße König ja quasi überall auf dem Brett geschlagen haben könnte.

(Ich orientiere mich in der Lösungsangabe und -kommentierung stark an meinem Preisbericht in feenschach 244.)

Günther Weeth hat sich in den letzten Jahren intensiv bemüht, dem Anticirce-Verteidigungsrückzüger weitere interessante Seiten abzugewinnen. Neben seinen „magischen Wandersteinen“ und in letzter Zeit der Verbindung mit Circe sei hier die Untersuchung des Typs Høeg besonders erwähnt, der noch einmal zusätzliche Komplexität bringt: Bei jedem Entschlag müssen die Interessen der Gegenseite berücksichtigt werden.

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80. feenschach-Thematurnier

Im gerade erschienenen Heft 245 (Mai-Juni 2021) schreibt feenschach ein sehr interessantes Thematurnier aus: Wie der Name (“Priorität von Märchenschachbedingungen”) scho vermuten lässt, geht es um Aufgaben mit (mindestens) zwei Märchenbedingungen, bei denen die Zwillingsbildung durch Vertauschen der Reihenfolge der Anwendung dieser Bedingungen innerhalb eines Zuges erfolgt.

Die Ausschreibung enthält genauere Erklärungen und Beispiele. Ihr könnt ihr auch entnehmen, dass die Aufgaben bis zum 31.12.2021 per E-Mail an den Turnierdirektor Walter Lindenthal (A-Großstelzendorf/Weinviertel) schicken solltet, Adresse: ego.143y(at)yahoo.de Preisrichter sind Siegfried Hornecker und Hans Gruber.

Die Art der Forderungen ist nicht eingeschränkt — vielleicht fällt euch dazu ja auch eine Retroaufgabe ein? Viel Spaß und Erfolg!

Doppel-Homebase

Die Lösungsbesprechungen in der Schwalbe und in feenschach sind stets sehr ausführlich: Dort können Aufgaben intensiv diskutiert werden, dort können auch viele Vergleichsaufgaben vorgestellt werden. Das macht sie für mich so einmalig, so wertvoll.

Aber auch dort gibt es Platzprobleme, und so nutze ich hier die Gelegenheit, zwei der drei Vergleichsaufgaben, die Manfred Rittirsch zu 18559 in Die Schwalbe April 2021, die ihm zum Geburtstag gewidmet war, eingeschickt hatte, zu präsentieren.

Marco Bonavoglia
Problemkiste 2006
Beweispartie in 4,5 Zügen, Circe (14+16)

 

 

 

 

Marco Bonavoglia
Problemkiste 2006
Beweispartie in 5 Zügen, Circe (15+16)

 

 

 

 

Viel Spaß beim Knnobeln; die Lösung gibt es hier wie immer in etwa einer Woche.

Lösungen

Oben: 1.Sc3 d5 2.Tb1 Lf5 3.Sxd5[d7] Lxc2 4.Sc3 Lxb1 5.Sxb1[Lc8]

Unten: 1.e4 Sf6 2.Df3 Sxe4[e2] 3.Kd1 f6 4.Dxf6[f7] Sxf6 5.Ke1 Sg8

Nikita Plaksin 90

Nikita Plaksin ist sicherlich einer der bekanntesten, produktivsten und besten Retro-Komponisten aller Zeiten; heute vollendet er sein 90. Lebensjahr — ihm ganz herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!

Seit dem Jahr 2001 ist der Wasserbau-Ingenieur FIDE-Meister für Schachkomposition (16,5 Album-Punkte); bereits seit 1989 ist er Internationaler Preisrichter für Retros. Allein in der PDB sind von ihm 1520 Retros enthalten, von denen er fast 1150 in feenschach veröffentlicht hat. Das liegt vor allen Dingen daran, dass er sich intensiv mit “Märchen-Retros” beschäftigt hat, speziell mit Lastmovern-Ökonomierekorden, dies häufig gemeinsam mit Andrej Kornilow.

Besonders bekannt ist er aber für seine beinahe 100 Aufgaben mit Nutzung der 50-Züge-Regel, wonach ein Remis (bei Retros automatisch!) eintritt, wenn seit 50 Zügen kein Schlag oder Bauernzug stattgefunden hat — meist wird auch die Rochade als “die Regel unterbrechender Zug” hinzugezählt. 1979 hat Plaksin dazu in Problem einen bekannten Artikel 50×50 veröffentlicht, in dem er — ihr ahnt es — 50 eigene Aufgaben mit diesem Thema vorstellt. Sehr lesens- und studierenswert, aber nicht gerade “leichte Kost” wegen der doch recht lakonischen Lösungsangaben.

Als Beispiel möchte ich eine Aufgabe aus den Märchen-Lastmove-Untersuchungen zeigen, allein schon um zu demonstrieren, dass auch die Verwendung zweier Märchenarten nicht automatisch schwer zu lösende Stücke hervorbringen.

Nikita Plaksin & Andrej Kornilow
feenschach 12/1982
Letzter Zug? Circe, monochromes Schach (5+1)

 

Bei diesem Stück solltet ihr euch aber auch Gedanken zumindest über den vorletzten Zug machen. Die Lösung folgt an dieser Stelle traditionsgemäß in etwa einer Woche.

Lösung

Mit letztem Zug von Schwarz klappt es nicht: R 1.– Kb1-a2/Kb1xBa2 2.0-0+ Kc2-b1: Weiß hat keinen legalen letzten Zug.

Also R 1.0-0! Kb1xTa2!, und nun hat Weiß Tempozüge mit seinem Umwandlungsturm, und der schwarze König kann via c2-d1-e2-f3 nach draußen kommen.

Und warum ging nicht R 1.– Kb1-a2 2.0-0 Kc2xTb1? Weil der Turm als Umwandlungsstein (das Original steht ja auf h1!) wegen “monochrome” niemals auf die erste Reihe gelangen konnte!

Klein und unscheinbar, aber doch mit einigem Tiefgang!

R.I.F.A.C.E. 2021

Unsere französischen Problemschachfreunde treffen sich an diesem Wochenende zu ihrem traditionellen R.I.F.A.C.E. in Charenton-le-Pont (Paris), dem Heimatort von Jean-Michel Trillon (21.8.1929-1.3.2007).

Traditionell gibt es bei diesem Treffen wieder ein Retro-Kompositionsturnier, das auch für Nicht-Teilnehmer offen ist. In diesem Jahr geht es um Vorgabepartien; die Ausschreibung benennt als Einsendeschluss den kommenden Sonntag (11.7.21) 15 Uhr unserer Zeit. Dort findet ihr auch Hinweis zum Computertesten.

Viel Spaß und Erfolg für euch, herzliche Grüße nach Frankreich!