Retro der Woche 40/2014

Sieht man über einem Diagramm den Namen Thomas Volet, so wird der kundige Thebaner gleich das wesentliche Thema der Aufgabe erahnen: Schachschutz. Virtuos kann Thomas diesem Thema immer neue Facetten abgewinnen, kann er sehr tiefgründige klassische Retros damit bauen.

Eines davon, das mir sehr gut gefällt, möchte ich hier heute vorstellen:

Thomas Volet
Uralski Problemist 2011, Andrej Frolkin gewidmet
Löse die Stellung auf (13+14)

 

Betrachten wir die Schlagbilanz, so sind die weißen Schläge leicht zu sehen: Bh6xSg7: das kann erst zurückgenommen werden, wenn sich der [Bh7] wieder zu Hause befindet. Dann hat es noch den Schlag Bf3xLe4 gegeben – nur so kann der fehlende schwarze weißfeldrige Läufer wieder ins Spiel gebracht werden.

Da sieht man schon, dass weiße Entschläge im Moment noch nicht möglich sind.

Mit diesen Überlegungen sind dann auch die schwarzen Entschläge schnell prinzipiell klar: Die schwarzen c- und d-Bauern müssen über Kreuz entschlagen, damit ihre weißen Kollegen nach Hause kommen können; ferner gibt es noch den offensichtlichen Entschlag sBaxb.

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Retro der Woche 38/2014

In der letzten Woche hatten wir uns eine Auflöse-Aufgabe mit der Frage nach dem eindeutigen ersten Zug eines bestimmten Steins angeschaut; ich hatte versprochen, auf dieses Thema heute zurück zu kommen.

Hier nun die Aufgabe mit dem eindeutigen ersten Zug, der bei Erscheinen von Werner Keyms Buch „Eigenartige Schachprobleme“ als einziger noch fehlte:

Gerd Wilts (Hans Gruber zum 50. Geb. gewidmet)
Die Schwalbe 2010, 2. Lob
Erster Zug der weißen Königs? (14+10)

 

Die Aufgabe ist sicherlich nicht allzu schwer, aber hübsch zu lösen. Daher solltet ihr es heute einmal ohne weitere Hinweise selbst versuchen? Viel Spaß und Erfolg dabei!

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Retro der Woche 37/2014

Im Jahr 1981 kam Bernd Schwarzkopf auf den Gedanken, in Retros nach den genau definierten ersten Zügen von bestimmten Steinen zu fragen – ein neues Rekord-Thema war geboren, das jedoch nicht „einfach nur“ bemerkenswert sparsame Darstellungen hervorbrachte, sondern auch einige sehr gute Retros.

Eines davon wollen wir uns heute anschauen:

Michel Caillaud
feenschach 1984
Erster Zug der weißen Dame? (10+8)

 

Machen wir wie üblich Inventur: Weiß hat mit seinen Bauern sechs Mal geschlagen (d2xe3 und h2xg3xf4xe5xd6xe7), darüber hinaus hat er auf c8 den dortigen schwarzen Läufer geschlagen, damit bleibt ein schwarzer Stein als Schlagopfer übrig.

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Retro der Woche 34/2014

Mal wieder ein Blick dreißig Jahre zurück, auf ein klassisches Retro aus der damaligen Sowjetunion. „Wieso Retro, das ist doch eine Vorwärts-Forderung?“ mag der eine oder andere vielleicht fragen.

Richtig, ein einzügiges Matt ist leicht zu finden (Lxf6 bzw. Lg4) –- aber genau das ist der Punkt: Eigentlich können beide Seiten Matt setzen, wenn sie denn am Zug sind. Und das gilt es per Retroanalyse zu klären.

Metschislaw Palewitsch
Shakhmaty v SSSR 1984, 3. Preis
Matt in einem Zug (11+15)

 

Zur damaligen Zeit wurden besonders in der Sowjetunion Retros hinter „Vorwärtsforderungen“ versteckt, wohl um ihre Publikationschancen in den sehr orthodox orientierten Zeitungen zu verbessern, obgleich gerade zu dieser Zeit Retros in der UdSSR eine sehr hohe Qualität und internationale Reputation hatten.

Lassen wir uns also davon nicht irritieren und schauen uns zunächst einmal die Schlagbilanz an:

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Noch eine App

Vor ein paar Tagen hatten ich euch das Popeye Frontend für Android Smartphones oder Tablets vorgestellt; nun soll noch ein tipp in diese Richtung folgen.

Gern nutze ich zum Nachspielen von Beweispartien die kostenfreie Android-App DroidFish von Peter Österlund. Eigentlich ist sie nur dazu fast zu schade, da sie auch eine recht starke Schach-Engine enthält, aber das Nutzer-Interface, wenn auch komplett auf englisch, ist zum Spielen und auch Abspeichern von Beweispartien ideal.

Man kann auch Stellungen aufbauen und von dort weiterspielen: Toll zum Beispiel für Studienfreunde, da auch Varianten gespeichert werden können. Und selbst für klassische Retros ist sie etwas eingeschränkt zu gebrauchen, wenn man nämlich die Auflösung “von vorn” eingibt und dann rückwärts nachspielt.

Wie bei quasi allen Schachprogrammen beherrsch auch DroidFish ausschließlich die orthodoxen Regeln; eie Schlagschach- oder Circe-Beweispartie ist also nicht möglich. Dennoch kann ich DroidFish sehr empfehlen.

Retro der Woche 29/2014

Das Pronkin-Thema, mit dem wir uns hier in den letzten zwei Wochen beschäftigt haben, ist eigentlich ein klassisches Thema für Beweispartien: Dort wirkt es besonders paradox, wenn ein Stein auf dem Feld der Partieanfangsstellung steht, aber er schon einmal gezogen hat – nicht um zurückzukehren, sondern weil es ein Umwandlungsstein ist, der das Original-Pendant ersetzt.

Dennoch lässt sich das Thema natürlich auch prima in klassischen Retros darstellen. Eine solche Aufgabe, die übrigens ebenso wie unser Retro der Woche 27/2014 nun bereits 25 Jahre alt ist, möchte ich euch heute zeigen.

Nikita Plaksin
Schachmati w SSSR 1989, 2. Preis
Ist die Stellung legal? (12+13)

 

Nun soll natürlich die Antwort auf die Autor-Frage nicht einfach „ja“ oder „nein“ lauten, sie muss selbstverständlich begründet werden.

Beginnen wir also wie üblich mit der Analyse der Schlagbilanz: Die vier fehlenden weißen Steine sind alle durch schwarze Bauernschläge erklärt: gxf und dxcxbxa. Bei Weiß ist erst einmal nur ein weißes Schlag sofort sichtbar: axb; damit sind noch zwei weiße Schläge frei.

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Retro der Woche 26/2014

Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder im feenschach-Heft 186 (April-Juni 2011) geblättert – ein richtig schönes „Retro-Heft“, das neben einem interessanten Artikel von Bernd Gräfrath (Begründungsstrategien für Schnoebelen-Damen) noch die Retro-Preisberichte von 2003 (Richter: Thierry Le Gleuher) und 2009 (Richter: Günther Weeth) enthält.

Aus dem erstgenannten Preisbericht möchte ich heute eine Aufgabe vorstellen, die, wenn man sie genau betrachtet, nicht ganz orthodox ist. Die Frage der Aufgabenstellung impliziert nämlich eine Auflösung unter der Bedingung, dass die Damenzüge minimal sind. Demnach muss man die Auflösung so gestalten, dass möglichst wenige Damenzüge gespielt worden sind.

Alexander Zolotarew
feenschach 151 (2003), S.57 3. Preis
Minimale Zahl aller Damenzüge? (10+13)

 

Was schreibt der Preisrichter zu dieser Aufgabe? „Ein ausgefeiltes Werk, das … es verdient, in allen seinen Details von den Lösern ausführlich studiert zu werden.“

Dazu lade ich euch nun ein, indem ich zunächst die Lösung und anschließend den gesamten Kommentar von Thierry zitiere: Ich kann euch nur einladen, seiner Empfehlung zu folgen!
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feenschach Retro-Artikel

Zwei Retro-Artikel der beiden letzten feenschach-Hefte stehen im Internet zum Download (auch für noch-nicht-feenschach-Abonnenten) zur Verfügung:

Auf den Spuren von Karl Fabel von Yoav Ben-Zvi sowie der hier schon mehrfach erwähnte A compilation of some fascinating open problems in the Proof Game genre von Nicolas Dupont.

Beide Artikel findet ihr auf der feenschach Homepage. Viel Spaß beim Lesen!