Ausschreibung 11. FIDE World Cup

Vor einigen Tagen ist die Ausschreibung des 11. FIDE World Cup veröffentlicht worden. Jeder kann mit einer Originalaufgabe (keine Gemeinschaftswerke) in jeder der acht Album-Kategorien teilnehmen (per Mail an alexeioganesyan(at)gmail.com); Einsendeschluss ist der 15. Juni 2023. In der Retrosabteilung, die ich die Ehre habe zu richten, sind nur orthodoxe Beweispartien zugelassen.

Die Preisberichte werden sehr schnell erscheinen: Der vorläufige Bericht wird bis zum 15. August, der endgültige bis zum 1. September 2023 veröffentlicht. Für die Gewinner der jeweils ersten Preise sind jeweils neben Urkunde und Pokal 500€ ausgelobt. Die feierliche Preisverleihung erfolgt im Rahmen des WCCC in Batumi.

Viel Erfolg wünsche ich euch bei diesem Turnier — und macht mir die Aufgabe des Richtens mit euren guten Beiträgen richtig schwer!

Alter Preisbericht

Vor einigen Tagen erschien bereits die elektronische Mai-Ausgabe von The Problemist mit dem Retro-Preisbericht für die Jahre 1999 bis 2000.

Ich werde noch ausführlich auf diesen Bericht zurückkommen, heute möchte ich euch aber schon ein mit „Lob“ ausgezeichnetes Stück zeigen, das auch euch, hoffe ich, Spaß machen wird zu lösen?

Allen Bell
The Problemist 1999, Lob
Beweispartie in 7,5 Zügen (11+15)

 

Wie immer findet ihr in einer Woche hier die Lösung — aber so lange wollt ihr sicher nicht warten, das wollt ihr bestimmt selbst „zwischendurch“ herausbekommen?!

Lösung


Das dürfte der kürzeste schlagfreie Königsrundlauf in einer Beweispartie sein — hübsch, wie ich finde!

Retro der Woche 17/2023

Die Geschichte der eindeutigen Beweispartien ist ja verblüffend kurz, und so gab es noch vor 30 Jahren echte Pionierarbeit und Rekordjagden in den unterschiedlichsten Gebieten — besonders natürlich im Bereich „einheitlicher“ Umwandlungen, etwa in gleiche Steine oder gleiche Art des „Verschwindens“.

Aber natürlich ist man bei solchen Rekordsuchen nicht auf Umwandlungen angewiesen, wie Andrej Frolkin mit der heutigen hübschen Aufgabe zeigt.

Andrej Frolkin
Europe Echecs 1993
Beweispartie in 22 Zügen (14+13)

 

Mit dem Blick aufs Diagramm habt ihr vielleicht schon eine Thema-Vermutung? Ich tippe mal, die ist nicht falsch — aber auch nicht ganz präzise!?

Sicherlich fällt euch schon beim ersten Blick der weiße König auf, der mindestens elf Züge gemacht haben muss, um nach a6 zu gelangen: Dazu muss er ja den Umweg über die h-Linie absolvieren. Um den Marsch starten zu können, muss Schwarz aber erst einmal den Lf1 beseitigen, der sich ja selbst nicht vom Fleck bewegen konnte.

Welcher schwarze Stein hat das erledigt?

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Retro der Woche 15/2023

War bei dem Stück, das ich am Karfreitag gezeigt habe, noch einfach zu erkennen, wie die beiden Eier in die Nester gekommen waren, ist das heute deutlich komplizierter — und sehr rizvoll, wie ich finde!

Und spätestens zum Schluss werdet ihr entdecken, dass sich hier noch mehr versteckt, als es auf den ersten Blick scheint…

Roberto Osorio, Jorge Lois & Oscar Cuasnicú
Probleemblad 2004, 3. Lob
Beweispartie in 21,5 Zügen (15+15)

 

Zwei offensichtliche „Ostereier“, also Themafiguren entdecken wir schnell: wTd8 und sDd1 müssen ja irgendwie ins jeweils andere Lager gekommen sein, und da ganz offensichtliche, offen liegende Wege nicht existieren, sollten wir zunächst einmal Stellungsmerkmale zu identifizieren.

Offenbar fehlt auf beiden Seiten jeweils ein Offizier, also kennen wir die beiden Schlagfälle bereits: bxTa3 und bxLc6. Und damit tun sich auch bereits mögliche Wege für die beiden Ostereier auf: Irgendwie muss wohl die b-Linie die Schneise für beide bilden?!

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Ostereier

Nein, wirklich gut hat der Verfasser die Ostereier im Diagramm nicht versteckt, aber vielleicht ging es ihm ja auch um eine andere Thematik? Welche?

Sicher wollt ihr aber doch erfahren, wie die dicken Eier d1 und e8 ihren Weg ins Nest gefunden haben? Viel Spaß beim Lösen „zwischendurch“ — und natürlich schöne Ostertage!

Igor Wereschtschagin
PCCC-Kongress 2002, Champagner-Turnier, 2. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 9,5 Zügen (16+14)

 

Klar, die Lösung zeige ich euch wie immer in etwa einer Woche!

Lösung


Da ging es eher um die Doppelschachs von Schwarz und Weiß: Sehr ökonomisch in 9,5 Zügen dargestellt.

Knightmate

Eine relativ neue und auch einfach zu verstehende Märchenbedingung ist „Knightmate“, die ich schon einmal als Retro der Woche 20/2021 im Blog vorgestellt hatte: Hier tauschen Springer und Könige vollständig ihre Funktionen. Das Schwalbe-Lexikon definiert wie folgt:

„In der Partieanfangsstellung werden die Könige durch königliche Springer und die Springer durch nichtkönigliche Könige (=Erlkönige) ersetzt. Könige dürfen geschlagen werden und durch Umwandlung entstehen, die Umwandlung in Springer ist nicht zulässig.“

Ziemlich orthodox ist die Aufgabe von Stephan Dietrich, die er mir freundlicherweise für „Zwischendurch“ zur Verfügung gestellt hat. Das sollte nicht so schwer zu lösen sein?!

Stephan Dietrich
Urdruck
Beweispartie in 10 Zügen, Knightmate (10+10)

 

Da sollte doch die Stellung direkt zur Beschäftigung damit einladen? Viel Spaß dabei — und in etwa einer Woche gibt es hier wie immer die Lösung!

Lösung

1.b4 h5 2.b5 h4 3.b6 h3 4.bxc7 hxg2 5.cxd8=L gxf1=L 6.Lxe7 Lxe2 7.Lxf8 Lxd1 8.Lxg7 Lxc2 9.Kxc2 Kxg7 10.Kd1 Kf8

Wie die Bauernstruktur schon beinahe verrät, haben wir es mit zwei Läufer-Umwandlungen zu tun; beide sterben a la Prentos. Soo märchenhaft war das doch gar nicht?!

Retro der Woche 12/2023

Vor ein paar Tagen hat mich eine Mail, die ich bekommen habe, an einen alten Aufsatz von mir erinnert, den ich im Jahr 1996 in feenschach veröffentlicht hatte. Eine der Aufgaben daraus, aus dem „frühen Mittelalter der Beweispartien“ von vor 32 Jahren, möchte ich euch heute zeigen.

Michel Caillaud
Phénix 1991, 5. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 17,5 Zügen (14+13)

 

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass uns das Zählen der im Diagramm sichtbaren Züge kaum weiter bringt. Selbst die sichtbaren Doppelbauern scheinen nicht viel hilfreiche Information abzugeben — auch, weil nur jeweils ein Schlag sichtbar ist, die anderen verborgen sind.

Aber bei etwas genauerem Hinschauen fällt dann doch etwas auf:

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Retro der Woche 11/2023

Den Grund, weshalb ich heute genau diese Aufgabe als „Retro der Woche“ ausgesucht habe, werde ich euch am Ende des Beitrags verraten; nun aber gleich medias in res:

Mario Parrinello
Probleemblad 2005
Beweispartie in 19,5 Zügen (13+13)

 

Vielleicht möchtet ihr ja raten, was das Themafeld dieser Aufgabe ist, bevor wir mit der Analyse beginnen?

Wieder einmal haben wir eine Beweispartie vor uns, bei der das Zählen der sichtbaren Züge einer Partie schnell erledigt ist: fünf bei Weiß ist genau ein Viertel aller Züge — und wir wissen ja aus langer Erfahrung, dass dies ein Indiz für Umwandlungen oder Rundläufe dieser Partei sein kann.

Bei Schwarz ist das Zählen der sichtbaren Züge schon ergiebiger: 1+0+4+0+5+5=15 — damit sind auch noch vier schwarze Züge frei.

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