Knightmate

Eine relativ neue und auch einfach zu verstehende Märchenbedingung ist „Knightmate“, die ich schon einmal als Retro der Woche 20/2021 im Blog vorgestellt hatte: Hier tauschen Springer und Könige vollständig ihre Funktionen. Das Schwalbe-Lexikon definiert wie folgt:

„In der Partieanfangsstellung werden die Könige durch königliche Springer und die Springer durch nichtkönigliche Könige (=Erlkönige) ersetzt. Könige dürfen geschlagen werden und durch Umwandlung entstehen, die Umwandlung in Springer ist nicht zulässig.“

Ziemlich orthodox ist die Aufgabe von Stephan Dietrich, die er mir freundlicherweise für „Zwischendurch“ zur Verfügung gestellt hat. Das sollte nicht so schwer zu lösen sein?!

Stephan Dietrich
Urdruck
Beweispartie in 10 Zügen, Knightmate (10+10)

 

Da sollte doch die Stellung direkt zur Beschäftigung damit einladen? Viel Spaß dabei — und in etwa einer Woche gibt es hier wie immer die Lösung!

Lösung

1.b4 h5 2.b5 h4 3.b6 h3 4.bxc7 hxg2 5.cxd8=L gxf1=L 6.Lxe7 Lxe2 7.Lxf8 Lxd1 8.Lxg7 Lxc2 9.Kxc2 Kxg7 10.Kd1 Kf8

Wie die Bauernstruktur schon beinahe verrät, haben wir es mit zwei Läufer-Umwandlungen zu tun; beide sterben a la Prentos. Soo märchenhaft war das doch gar nicht?!

Retro der Woche 12/2023

Vor ein paar Tagen hat mich eine Mail, die ich bekommen habe, an einen alten Aufsatz von mir erinnert, den ich im Jahr 1996 in feenschach veröffentlicht hatte. Eine der Aufgaben daraus, aus dem „frühen Mittelalter der Beweispartien“ von vor 32 Jahren, möchte ich euch heute zeigen.

Michel Caillaud
Phénix 1991, 5. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 17,5 Zügen (14+13)

 

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass uns das Zählen der im Diagramm sichtbaren Züge kaum weiter bringt. Selbst die sichtbaren Doppelbauern scheinen nicht viel hilfreiche Information abzugeben — auch, weil nur jeweils ein Schlag sichtbar ist, die anderen verborgen sind.

Aber bei etwas genauerem Hinschauen fällt dann doch etwas auf:

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Retro der Woche 11/2023

Den Grund, weshalb ich heute genau diese Aufgabe als „Retro der Woche“ ausgesucht habe, werde ich euch am Ende des Beitrags verraten; nun aber gleich medias in res:

Mario Parrinello
Probleemblad 2005
Beweispartie in 19,5 Zügen (13+13)

 

Vielleicht möchtet ihr ja raten, was das Themafeld dieser Aufgabe ist, bevor wir mit der Analyse beginnen?

Wieder einmal haben wir eine Beweispartie vor uns, bei der das Zählen der sichtbaren Züge einer Partie schnell erledigt ist: fünf bei Weiß ist genau ein Viertel aller Züge — und wir wissen ja aus langer Erfahrung, dass dies ein Indiz für Umwandlungen oder Rundläufe dieser Partei sein kann.

Bei Schwarz ist das Zählen der sichtbaren Züge schon ergiebiger: 1+0+4+0+5+5=15 — damit sind auch noch vier schwarze Züge frei.

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Ausschreibung Vlaicu Crişan 50

In diesem Jahr am 26. August feiert Vlaicu Crişan seinen 50. Geburtstag. Ihm zu Ehren schreibt Quartz ein Retro-Kompositionsturnier in zwei Gruppen aus:

A) Orthodoxe oder märchenhafte Beweispartie, in der ein Schoebelen-Stein von Stein A geschlagen wird; im Verlauf der Lösung wird auch A geschlagen.

B) Orthodoxe oder märchenhafte Verteidigungs-Rückzüger, in denen die Vorwärtsverteidigung die zentrale Idee ist.

In Heft 56 von Quartz finden sich neben der Ausschrreibung jeweils drei Beispielaufgaben

Einsendungen bitte bis zum 26. August 2023 an Turnierdirektor Eric Huber: hubereric@yahoo.fr ; viel Spaß und Erfolg bei der Teilnahme.

Stelvio 1.1

Heute hat Reto Aschwanden die Version 1.1 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio bereitgestellt: Eine Fehlerbehebung, neue Konfigurationsparameter, weitere Beschleunigung des Programms.

Die neue Version könnt ihr natürlich hier von der Stelvio-Seite herunterladen; viel Spaß und Erfolg damit!

Retro der Woche 09/2023

Die Karnevalszeit ist vorbei, die Schachfiguren haben den Alkohol auch wieder ausgedünstet (Retro der Woche 08/2023) — verblüffen uns aber vielleicht auch heute mit ihren Spaziergängen übers Brett. Und das sind sehr gut überlegte und nüchterne Wege, die sie Michel in der heutigen Aufgabe gehen lässt.

Michel Caillaud
10. WCCT 2016-2017, 3.-5. Platz
Beweispartie in 19,5 Zügen (13+13)

 

Das Zählen im Diagramm sichtbarer Züge ist bei Weiß sehr schnell erledigt, und auch das Ergebnis des Zählens bei Schwarz ist ernüchternd: 4+0+3+1+2+3=13: Deutlich mehr als bei Weiß, aber immer noch sind sechs Züge frei. aber zum Glück fehlen ja ein paar Steine, und mit deren Hilfe lassen sich vielleicht noch ein paar Schlussfolgerungen ziehen?!

Bei Schwarz fehlen neben einem Bauern vom Königsflügel noch [Dd8] und [Lf8]. Um nun die beiden weißen Doppelbauern (kommt Bg3 wohl von f2 oder von h2?) zu erzeugen, müssen sich entweder die beiden fehlenden Offiziere dort geopfert haben — dann sind nur noch zwei Züge frei — oder ein Offizier auf c3 und [Bg7] auf g3, dann bleibt nur noch ein weißer Zug frei.

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Retro der Woche 08/2023

Ach wie gut, dass Schach, dass besonders Problemschach so seriös ist! Ach wie gut, dass auf dem Schachbrett keine vom Alkohol geförderten Feierexzesse, wie wir sie gerade in den Karnevalshochburgen nicht nur am Rhein erleben, denkbar sind!

Wirklich nicht? Spätestes 1987 hat auch das Problemschach seine alkoholische Unschuld verloren, als John Beasley entdeckte, dass auch Schachfiguren Alkoholprobleme haben könnten — Beasley nannte sie deswegen „fuddled men“ — beschwipste Steine: Sie sind dann nach einem eigenen Zug so angeschlagen, dass sie erst einmal einen Zug „Auszeit“ nehmen müssen — wahrscheinlich sich an einem Laternenpfahl festhaltend. In dieser Zeit können sie auch den gegnerischen König nicht bedrohen.

Irgendwann entdeckte Bernd Gräfrath, dass man die beschwipsten Steine überreden konnte, bei Beweispartien mitzuwirken — die Folge davon war ein Artikel hier im Blog, der mit der Ausschreibung des 5. Retroblog-Thematurniers verbunden war.

Und aus diesem Thematurnier, dessen Preisbericht am 10.4.2020, nicht einmal zwei Wochen nach dem Einsendeschluss, erschien, möchte ich am Karnevalssonntag das Preisproblem zitieren.

Michel Caillaud
5. Retroblog-Thematurnier 2020, Preis
Beweispartie in 23,5 Zügen, Fuddled men (15+15)

 

Der fehlende weiße Stein ist offenbar Bg2, er wurde auf c6 geschlagen. Offenbar nicht direkt, [Bg2] muss also umgewandelt haben, um sich selbst schlagen zu lassen oder das weiße Schlagopfer zu ersetzen.

„Klar, sieht man doch: 24.gxh8=T+!“ sagt uns das orthodoxe Auge, um beim zweiten Blick festzustellen, dass das illegal wäre — und das sogar aus mehreren Gründen: Bei Schwarz fehlt nur Lc8 — der aber kann nicht auf dem schwarzen Feld h8 geschlagen worden sein. Und selbst wenn: Wie käme denn [Bg2] bis nach g7 — an sBg6 vorbei? Dafür fehlen Schlagobjekte.

Also müssen wir irgendwie das Ausruhen am Laternenmast ausnutzen …

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