Beweispartie-Rätsel

Beim Schwalbe-Treffen am letzten Wochenende in Jena gab es abends insgesamt sechs sehr abwechslungsreiche Vorträge zu den unterschiedlichsten Bereichen des Problemschachs. Im letzten stellte der alte und neue Schwalbe-Vorsitzende eine Beweispartie vor, die er speziell für das Retro-Löseturnier beim Treffen der französischen Problemisten in diesem Jahr gebaut hatte: Weniger unter thematischen als mehr unter Rätsel-Gesichtspunkten.

Das ist vielleicht etwas für euch heute am Feiertag?

Bernd Gräfrath
Retro-Löseturnier RIFACE 2022, Urdruck für Phénix 2022
Beweispartie in 10 Zügen (13+12)

 

Passend für den Anlass ist das Stück nicht ganz so leicht zu lösen, ist mein Eindruck. Jedenfalls schafften es bei dem Turnier genau die vier Erstplatzierten der zwölf Teilnehmer in der gegebenen Zeit.

Aber sicher wollt ihr euch selbst damit beschäftigen und nicht auf meine Lösungsangabe in etwa einer Woche warten?

Lösung


Wer etwa hatte auch beim zweiten Blick aufs Diagramm beispielsweise die exakten Züge des sSa7 erkannt? Und wer hatte nicht zunächst Kf8-De8-Dh5-Ke8 probiert? Ich finde, da ist ein klasse Vexierstück!

Retro der Woche 40/2022

Heute komme ich — mit herzlichen Grüßen vom Schwalbe-Treffen in Jena — noch einmal auf das Retro-Informalturnier 2015-2016 von Problem-Paradise zurück, aus dem ich in der letzten Woche bereits den zweiten Preis vorgestellt hatte: Den ersten habe ich mir und euch für heute aufgespart.

Ken Kousaka & Satoshi Hashimoto
Problem Paradise 2015-2016, 1. Preis
Beweispartie in 20,5 Zügen (16+13)

 

Bei Weiß sehen wir (nur) 4+1+0+0+0+4=9 Züge — gleich 12 sind noch frei! Bei Schwarz ist es schon deutlich enger: 1+2+3+3+4+3=16. Doch dann sehen wir, dass auf f3 nur der fehlende schwarze Turm geschlagen werden konnte: Der braucht dorthin drei Züge, also haben wir 19 schon fixiert, damit ist nur noch einer frei.

Klar ist damit auch, dass zumindest einer der fehlenden Bauern [Bd7] und [Bg7] zu Hause geschlagen worden sein muss.

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11. WCCT — Ergebnisse

Nun sind die Ergebnisse des 11. WCCT (erst einmal nur die Punkte-Vergabe; die Aufgaben werden Mitte Oktober nachgereicht) veröffentlicht — mit großartigen deutschen Ergebnissen!

Hinter der Slowakei und der Ukraine — beiden ganz herzliche Glückwünsche! — belegt Deutschland den tollen dritten Platz. In allen acht Abteilungen war das Ergebnis gut bis sehr gut, in zweien herausragend: Bei den Mehrzügern erreicht Deutschland den geteilten ersten Platz, bei den Retros mit recht deutlichem Abstand gar den alleinigen ersten Platz.

Das ist das ausschließliche Verdienst von Silvio Baier, der damit seine Weltmeister-Titelverteidigung noch einmal bestätigen konnte. Die Aufgaben belegen Platz 1, Platz 3-4 und Platz 6-8, womit das letztere Stück schon das Streichresultat bildet: Drei Aufgaben durften pro Abteilung eingereicht werden, die zwei besten wurden gewertet.

Wenn die Aufgaben in der Broschüre veröffentlicht sind, werde ich hier natürlich darauf zurückkommen!

Retro der Woche 39/2022

Wie in der letzten Woche möchte ich erneut eine Märchen-Beweispartie vorstellen; die heutige ist aber deutlich „orthodoxer“: Manche Märchenbedingungen ermöglichen nicht „neue“, orthodox nicht mögliche Züge, sondern schränken die orthodoxen Zugmengen ein, bilden also gleichzeitig eine Partie nach den orthodoxen Regeln. Dazu gehören neben Duellantenschach auch Längst- und Kürzestzüger. Beim heutigen Doppelküzestzüger müssen beide Parteien den kürzesten legal möglichen Zug machen; bei mehreren solcher Züge besteht freie Auswahl.

Michel Caillaud
Problem Paradise 2015-2016, 2. Preis
Beweispartie in 40,5 Zügen Doppelkürzestzüger (12+14)

 

Wie bei der Bedingung zu erwarten geht es in der heutigen Beweispartei deutlich ruhiger und bedächtiger zu als in der letzten Woche.

Beim Blick auf das Diagramm kann man direkt keinen Bauernschlag ausmachen: Kein einziger Doppelbauer ist vorhanden. Gibt es aber sonst Auffälligkeiten an der Stellung?

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Unto Heinonen 25.12.1946 — 17.9.2022

Am ersten Weihnachtstag des letzten Jahres hatte ich Unto Heinonen noch zu seinem 75 Geburtstag gratuliert, nun ist er am letzten Sonnabend verstorben.

In dem Beitrag war ich bereits auf die vielseitigen Interessen des Kompositionsgroßmeisters eingegangen, sodass ich gern auf diesen Beitrag verweise. Zwischenzeitlich sind bereits 224 Beweispartien von ihm in der PDB zu finden.

Er hat sich von Anfang an besonders für komplexe und komplizierte Themen interessiert; deswegen war es gar nicht so leicht, ein für die „Zwischendurch“ Rubrik passende Beispielaufgabe zu finden.

Unto Heinonen
The Problemist 1991
Beweispartie in 12 Zügen (15+16)

 

Wie immer findet ihr in etwa einer Woche hier die Lösung; die wollt ihr aber sicher, besonders bei der Attraktivität der Diagrammstellung mit schwarzer Homebase, im Gedenken an Unto selbst finden?!

 

Lösung


Springer-Platzwechsel

Retro der Woche 38/2022

Hatten Silvio Baier und Dmitrij Baibikov zum aktuellen WCCI ausschließlich orthodoxe Beweispartien bzw. klassische Retros eingesandt, so belegte Kostas Prentos mit seiner Einsendung von sechs Märchen-Beweispartien Platz drei.

Eines dieser Stücke möchte ich natürlich hier vorführen; es nutzt als Bedingung Point Reflection oder „Punktspiegelung“, die ich hier im Blog schon vorgestellt hatte. Ich persönlich halte sie für sehr interessant; das war auch der Grund, dass ich zugestimmt hatte, das Point Reflection Turnier 2020 des Münchener Problemkreises, das sich allerdings mit Hilfsmatts beschäftigte, zu richten.

Aus diesem Bericht zitiere ich auch die Definition: „Stehen zwei Steine (beliebiger Farbe, Könige eingeschlossen) auf Feldern, die punktsymmetrisch bezüglich der Brettmittelpunkts zueinander sind (z.B. a1-h8, b3-g6), tauschen sie ihre Zug-, Schlag- und Wirkkräfte (behalten aber die Farbe, die Bauernzugrichtung und evtl. königliche Eigenschaften bei). Ein Bauer auf der ersten Reihe kann nicht selbstständig ziehen, sein korrespondierender Stein auf der achten Reihe daher auch nicht. Die Rochade ist nur mit nicht-gespiegelten Figuren (König, Turm) möglich. Nur nicht-gespiegelte Bauern können en passant schlagen.“

Kostas Prentos
3. Murfatlar TT 2020-2021, 1. Preis
Beweispartie in 16 Zügen, Point Reflection (10+10)

 

Beim Blick auf das Diagramm fällt sofort der Bauer auf a1 auf: Der kann natürlich von b2 gekommen sein, wenn auf g7 ein Läufer oder eine Dame gestanden hat — oder auch beispielsweise von f1 aus, wenn er dort schon als Bauer stand und auf c8 ein Turm oder eine Dame.

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Ein wenig Statistik

Gestern habe ich mal auf mein WordPress Dashboard für den Blog geschaut:

1386 Beiträge sind hier bisher erschienen, davon 521 “Retros der Woche” und 166 Beiträge mit “zwischendurch-Aufgaben”. Beinahe 1700 Kommentare habt ihr schon hinterlassen — über die freue ich mich besonders!

Einige Urdrucke sind auch schon im Blog veröffentlicht worden — der erste erschien schon im vierten Beitrag! Und dass es davon sogar Urdrucke ins FIDE-Album geschafft haben, liegt sicher nur daran, dass bei mir auch noch am Stichtag für das Album ein Urdruck erscheinen konnte…

Und natürlich hinterlasse ich euch zum heutigen zehnten Geburtstag des Retroblogs eine “Zwischendurch” Aufgabe, die gleich aus mehreren Gründen (welchen?) “thematisch” ist.

bernd ellinghoven & Bernd Gräfrath
Die Schwalbe 2012, Hemmo Axt zum 70. Geburtstag
Beweispartie in 10,5 Zügen (14+14)

 

Wie immer gibt es die Lösung in etwa einer Woche hier!

 

Lösung


Ja, thematisch ist das Stück nicht nur, weil es zehn Züge umfasst, weil es genau so alt ist wied dieser Blog, sondern selbst die Widmung ist in gewisser Weise thematisch: Hemmo Axt hat seinen 70. Geburtstag am ersten Tag der Schwalbe-Tagung in Traunstein (5.-7. Oktober 2012) gefeiert — und zu diesem Anlass habe ich seinerzeit ja den Blog gestartet.

Retro der Woche 36/2022

In meinem Bericht letzte Woche vom Ergebnis der Retro-Kompositions-Weltmeisterschaft WCCI hatte ich bereits angekündigt, darauf noch intensiv zurück zu kommen; das will ich nun tun.

Natürlich beginne ich mit einer Aufgabe des alten und neuen Weltmeisters — das ist übrigens das im Wettbewerb mit Abstand am höchsten bewertete Stück, das in höherem Sinne Silvio Baier die Titelverteidigung sicherte.

Silvio Baier
Die Schwalbe 2020, 2. Preis
Beweispartie in 26 Zügen (12+14)

 

Auffällig an der Diagrammposition ist natürlich die weiße Homebase, die das übliche Züge-Zählen für Weiß sofort ad absurdum führen würde. Und der zweite Blick lässt uns als potenzielle Löser vielleicht gar verzweifeln: Nicht ein einziger Schlag ist sichtbar, da bei Schwarz kein Doppelbauer zu sehen ist.

Aber vielleicht hilft hier das Zählen der sichtbaren schwarzen Züge? Gehen wir zunächst einmal davon aus, dass wir keine schwarzen Bauernschläge einrechnen; das hat dann speziell Auswirkungen auf die Turmwege.

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