Bei Weiß und Schwarz

Ich bin kürzlich über eine Beweispartie gestolpert, die ich ziemlich attraktiv fand, weil dort ein klar erkennbares Thema sowohl bei Weiß als auch bei Schwarz dargestellt wird — und das in sehr geringer Zügezahl, sodass es sich anbietet für kleinere Löseaktivitäten zwischendurch.

Dabei wünsche ich euch viel Spaß — und wie immer findet ihr die Lösung in etwa einer Woche hier.

Mark Kirtley & Gianni Donati
Probleemblad 2001
Beweispartie in 7 Zügen (14+12)

 

 

 

Lösung


Hübsche Häufung von Rückkehren — acht thematische Züge von insgesamt nur 14 finde ich bemerkenswert!

Retro der Woche 39/2024

Zu Beginn des Jahrtausends tauchte plötzlich ein junger Stern aus der Schweiz am Beweispartien-Himmel auf, der schon zehn Jahre zuvor als Teenie mit orthodoxen Zwei- und Dreizügern aufgefallen war, dann ein paar Jahre später mit extremen Märchenschach-Aufgaben auf sich aufmerksam machte, und nun rasant mit seinen Beweispartien begeisterte: Reto Aschwanden, der vor einiger Zeit das sehr schnelle und auf quasi allen Rechnerplattformen laufende Prüfprogramm Stelvio für Beweispartien vorgestellt hatte, das er fleißig weiterentwickelt.

Heute will ich seine Debüt-Beweispartie in der Schwalbe in Erinnerung rufen:

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2001
Beweispartie in 19,5 Zügen (15+14)

 

Bei Weiß fehlt ein Springer, bei Schwarz die e- und f-Bauern. Der einzig sichtbare Schlagfall ist b2xXc3. Dort kann keiner der schwarzen Bauern direkt gefallen sein – dafür hätte etwa [Be7] zweimal schlagen müssen, wofür die weißen Schlagopfer fehlen. Also muss sich einer der beiden schwarzen Bauern umgewandelt haben, um dann selbst geschlagen worden zu sein oder einen Original-Offizier zu ersetzen. Der andere Bauer ist dann auf seiner Linie geschlagen worden. Damit haben wir alle Schlagfälle geklärt, denn der Umwandlungsbauer muss ja, um hinter die weiße Bauernkette zu kommen, den weißen Springer geschlagen haben.

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Retro der Woche 36/2024

Nachdem wir uns in der letzten Woche den ersten Preis in der Abteilung B (andere Retros als Beweispartien) angeschaut hatten, möchte ich euch heute die bestplatzierte orthodoxe Beweispartie des Turniers präsentieren.

Ofer Comay
Champagne-Turnier 2024, Abteilung A, 3. Preis
Beweispartie in 19,5 Zügen (16+13)

 

Wenn man sich den Knoten im Südwesten anschaut, könnte man beinahe an ein klassisches Retro und weniger an eine Beweispartie denken?! Irgendwie müssen der schwarze Turm und seine beiden Läufer-Kollegen ja dorthin gelangt sein, und auch das offensichtliche „Herumgeschiebe“ der weißen Damenflügel-Offiziere wirkt schon interessant.

Die Analyse der Schlagbilanz ist schnell erledigt: Bei Schwarz fehlen [Bf7] und [Bg7] sowie ein Springer; Weiß ist komplett.

Jedoch sehen wir, dass die fehlenden schwarzen Steine nicht von Bauern geschlagen worden sein können, daher muss mindestens ein weißer Offizier bei Schwarz „abgeräumt“ haben.

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Retro der Woche 34/2024

Der Australier Peter Wong ist ein extrem vielseitiger Komponist, wie schon ein kurzer Blick auf die Übersicht in der PDB zeigt: Mit allen Genres (!) ist er dort vertreten; sein Schwerpunkt liegt allerdings auf Hilfsmatts und Retros. Und bei den Retros liegt sein Schwerpunkt auf Beweispartien, die er übrigens „Helpgames“ nennt – eine wie ich finde höchst passende Beschreibung der „Beweispartien“ die in ihrer künstlerischen Form nicht mehr nur ein Beweismittel für die Legalität einer Stellung sind.

Bei den Beweispartien hat er Vorlieben für Aufgaben mit mehreren Lösungen, für Rochade-Paradoxien und für Tempospiel, das häufig ebenfalls recht paradox wirkt.

Peter Wong
Phénix 1997 Version
Beweispartie in 24 Zügen (14+13)

 

Bei Weiß fehlen [Lf1] und ein Springer, bei Schwarz ein Springer und drei Bauern, von denen einer in einen Turm umgewandelt hat. Weiß hat offenbar hxg und gxf geschlagen; der dritte fehlende schwarze Stein muss wegen der Bauernstruktur also von einem Offizier geschlagen worden sein.

Wenn wir versuchen, thematisch zu lösen, so kommen wir rasch auf den Gedanken, dass Weiß schnell den schwarzen König befreien konnte, sodass der rasch nach b5 kommt, wo er dann quasi den kompletten weißen Damenflügel lahmlegt, da [Sc3] nur mit Schachgebot sein Domizil verlassen könnte. Das legt einen Beginn mit 1.Sf3, 2.Se5, 3.Sxd7 Kxd7 nahe.

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Champagne-Turnier

Neben dem Murfatlar-Turnier war beim WCCC in Jūrmala auch das traditionelle Champagne-Turnier ausgeschrieben. Gefordert waren Beweispartien, in denen ein Stein einem der anderen Farbe mindestens zweimal folgt. Der vorläufige Preisbericht (noch ohne Lösungen und Kommentare) von Preisrichter Michel Caillaud ist nun
veröffentlicht.

Der verleitet natürlich besonders zum Schmökern und Lösen! „Für zwischendurch“ möchte ich euch hier das 2. Lob anbieten: Sehr hübsch, wie ich finde!

Igor Wereschtschagin
Champagne-Turnier 2024, 2. Lob
Beweispartie in 7 Zügen (16+11)

 

 

Dass hier in etwa einer Woche die Lösung nachgetragen wird, muss ich gar nicht erwähnen?!

 

Lösung


Eine nette Kleinigkeit, die euch hoffentlich Spaß gemacht hat!

Retro der Woche 32/2024

Gelegentlich schreibe ich Beiträge für die Retros der Woche „am Stück“, etwa wenn es um die Besprechung mehrerer Aufgaben aus einem Turnier geht. Für heute hatte ich nicht auf Vorrat geschrieben – in der Hoffnung, dass rechtzeitig zumindest einer der Preisberichte zu den beiden Retro-Thematurnieren beim WCCC in Jūrmala fertig würde.

Und die Hoffnung hat nicht getrogen, wie der am Donnerstag veröffentlichte Preisbericht des 7. Murfatlar-Turniers zeigte. Hier waren Beweispartien mit der Bedingung „Anticirce“ gefordert, optional mit einer weiteren Märchenbedingung. Heute möchte ich mit euch die bestplatzierte Aufgabe der „orthodoxen Abteilung“ (für dieses Turnier – keine weiteren Bedingungen) anschauen.

Zur Erinnerung: Bei Anticirce verschwindet das Schlagopfer ganz orthodox; der Schlagtäter hingegen wird gemäß den Circe-Regeln auf seinem Partieursprungsfeld wiedergeboren. Ist dieses besetzt, so ist der Schlag nicht möglich.

Michel Caillaud
7. Murfatlar-Thematurnier 2024, 1. Preis Abt. A
Beweispartie in 12,5 Zügen, Anticirce – 2 Lösungen (12+16)

 

Bei Weiß lohnt es, die Züge zu zählen 0+2+4+3+2+2=13 – alle weißen Züge sind erklärt. Das heißt auf der anderen Seite, dass alle fehlenden weißen Steine, das sind [Ba2], [Bd2], [Be2] und [Bh2], zu Hause geschlagen wurden, da für sie keine Züge zur Verfügung stehen.

Und dann hilft uns auch die Parteianfangsstellung bei Schwarz weiter: Hier können wir nälich erste Überlegungen zu den schwarzen Schlagtätern anstellen.

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Preisbericht 7. Murfatlar-Turnier

Der Preisbericht des 7. Murfatlar-Turniers, das traditionell zu WCCC ausgeschrieben wird, liegt schon vor!

Alt Thema waren Beweispartien mit der Bedingung “Anticirce” und optional einer weiteren Märchenbedingung (Ausschreibung) bis zum 15. Juli 2024 gefordert. Preisrichter Paul Rãican konnte sich nicht nur über 34 eingesandte Probleme freuen (neuer Rekord für das Turnier), sondern hatte dann natürlich auch viel Arbeit damit, den Bericht innerhalb von zwei Wochen zu erstellen.

Der Preisbericht findet sich seit heute auf der WCCC-Seite; ich werde hier auf das Turnier natürlich noch genauer eingehen.

Retro der Woche 31/2024

Noch einmal möchte ich auf das Israel-Ring-Turnier für Beweispartien der Jahrgänge 2022 und 2023 zurückkommen, den ihr im Heft 92 (April 2024) von Variantim im Internet komplett anschauen könnt.

Vielleicht ahnt ihr schon beim Blick auf das Diagramm, dass ich damit eine Aufgabe, die eines meiner Lieblingsthemen zeigt, ausgesucht habe? Ansonsten lasst euch überraschen!

Michel Caillaud
Variantim 2022-2023, 1. ehrende Erwähnung im IRT
Beweispartie in 23,5 Zügen (14+14)

 

Allzu viele Züge können wir im Diagramm für beide Parteien nicht identifizieren — und unser üblicher Verdacht, dass dann irgendetwas mit Umwandlungen passieren wird, widerlegt sich hier sehr schnell, wenn man nur die Bauern auf dem Brett zählt: Sowohl Weiß als auch Schwarz haben jeweils ihre „Achterbande“ noch komplett an Bord.

Auffällig sind vielleicht noch die offensichtlichen Rochadestellungen – und bei etwas genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass wir die Schlagfälle schon recht gut bestimmen können.

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