Stelvio 1.5

Reto Aschwanden hat die Version 1.5 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio veröffentlicht, die wegen meines Urlaubs zwei Tage hier gelegen hat. Ihr könnt sie wie immer von der Stelvio-Seite herunterladen!

Eine Menge Verbesserungen (Beschleunigungen, weniger Speicherbedarf) “unter der Motorhaube” gibt es. Das führt dazu, dass die Beweispartie in 58,5 Zügen in den ersten 51 Zügen in realistischer Zeit geprüft werden kann — danach allerdings “explodiert” der Suchbaum. aber “51 Züge” ist schon ein Wort: Davon hätte man bis vor Kurzem nicht einmal zu träumen gewagt …

Retro der Woche 32/2023

Natürlich können wir nicht über Retros in feenschach reden, ohne auch experimentelle Märchen-Retros zu betrachten. Ausgesucht habe ich für euch eine Aufgabe von Manfred Rittirsch, die wahrscheinlich erstmals die Nutzung der Märchenbedingung Isardam in einer Beweispartie zeigt. Gut zehn Jahre später würde diese Kombination intensiver untersucht.

Hier die Definition von Isardam aus dem Schwalbe-Lexikon:

„Es sind solche Züge illegal, die dazu führen, dass ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachtet. Ein König steht daher nicht im Schach, wenn durch den virtuellen Schlag des Königs ein Stein einen gegnerischen Stein der gleichen Art beobachten oder von einem solchen beobachtet werden würde.“

Das erklärt auch den Namen: Es ist quasi das Gegenteil von Madrasi, wo sich gegnerische Steine gleicher Art, die sich beobachten, lähmen — „Isardam“ ist also „Madrasi rückwärts“.

Manfred Rittirsch
feenschach 1999
Beweispartie in 15 Zügen, Isardam (11+14)

 

Aus meiner Sicht ist diese Aufgabe ganz typisch für viele Erstdarstellungen einer Märchenbedingung mit einer dafür neuen Forderung: Häufig auf einen besonders spektakulären Zug konzentriert — und so ist es hier auch! Ich will schon einmal verraten, dass die ersten 11,5 Züge komplett orthodox sind — als ob dann beim zwölften Zug Schwarz einfiele, dass es doch noch eine Bedingung gebe…

Dennoch hilft uns die Bedingung auch schon vorher für die erste Analyse:

Bei Weiß fehlen drei Bauern, ein Turm und [Lc1]; Schwarz hat aber bereits drei Doppelbauern. Was ist daran so bemerkenswert??

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Retro der Woche 31/2023

Bleiben wir in dieser und den kommenden Wochen noch bei feenschach-Retrobeispielen aus der Zeit der Jahrtausendwende.

feenschach ist dafür bekannt, dass dort auch orthodoxe, aber unkonventionelle Aufgaben gut erscheinen können — „nur“ Märchenschach ist dort trotz des Namens gar nicht erforderlich.

Hier stellt uns Michel Caillaud eine Aufgabe mit sehr ungewöhnlicher Zwillingsbildung vor: Üblich ist ja, entweder mehr als eine Lösung für die gleiche Stellung ohne Änderungen zu fordern, und der Unterschied liegt dann meist schon im ersten Zug — oder halt eine Stellungsänderung.

Michel Caillaud
feenschach 2000
Beweispartie in 15 Zügen, zwei Varianten im 5. weißen Zug (14+14)

 

In dieser Aufgabe haben wir nun den Fall, dass die ersten vier Züge völlig identisch sind, dann quasi zwei Varianten entstehen. In einer Notation, die sich hauptsächlich für Hilfsmatts, aber auch allgemein fürs Hilfsspiel durchgesetzt hat, würde man notieren: 1.1;1.1;1.1;1.1;2.1;1…

Damit wird für jede „Zählstelle“ der einzelnen Züge angegeben, wie viele verschiedene vorgesehen sind: Hier sind es im 5. weißen Zug zwei mögliche, und danach geht es dann eindeutig weiter, das Spiel verzweigt sich dort also.

Interessant wird dann zu beobachten sein, wie sich die beiden Varianten zueinander verhalten, ob es inhaltliche oder formale Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede gibt. Bei Beweispartie-Mehrlingen lässt es sich ja generell nicht vermeiden, dass eine Menge Züge in den Varianten gleich sind. Hier ist das etwa für den Weg des schwarzen Königs und auch des weißen Springers zu erwarten.

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6. Murfatlar Thematurnier

Das 65. WCCC (World Congress of Chess Composition) findet vo 2. bis zum 9. September in Batumi, Georgien, statt es wirft nun deutlich seine Schatten voraus Etwa durch die Ankündigung des inzwischen schon traditionellen Murfatlar Theaturnier für Beweispartien.

Das Thema in diesem Jahr bezieht sich im Ausschreibungstext explizit auf das 5 Retroblog Thematurnier 2020, dem sind auch die beiden Beispielaufgaben entnommen (siehe die Ausschreibung und den Preisbericht)

Gefordert sind also Beweispartien mit “fuddled men” eine zusätzliche Märchenbedingung ist erlaubt.

Schickt eure Originale bis zum 2. September 2023 (dem Starttag des WCCC) an Paul Rãican (Mail: quarpaz1(at)yahoo.fr), der auch Preisrichter ist. Noch in Batumi soll der Preisbericht vorgestellt werden; i Turnier gibt es Bücher zu gewinnen.

Viel Spaß und Erfolg wüsche ich euch!

Retro der Woche 29/2023

Vor einigen Wochen hatte ich Aufgaben aus den Retro-Preisberichten der Schwalbe für die Jahre um die Jahrtausendwende vorgestellt und dabei auf die beiden Hefte 232 und 233 (August und Oktober 2008) verwiesen. Im Augustheft findet sich neben dem Bericht für das Jahr 1999 auch noch (Seite 517–514) ein auch nach 15 Jahren noch höchst interessanter Artikel von Silvio Baier zu „ökonomischen Pronkins“ mit 56 Aufgaben.

Neben den 48 „Ökonomie-Rekorden“ stellte Silvio auch acht Vergleichsaufgaben vor, die beispielsweise „mehr Inhalt“ als der vielleicht ein wenig blutleere Zugökonomie-Rekord mit dem Umwandlungsmaterial zeigen.

Eine dieser Aufgaben stammt von mir, die ich heute hier vorstellen möchte.

Thomas Brand
Probleemblad 1995, 6. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 16,5 Zügen (15+15)

 

Vergessen wir zunächst einmal, dass die Aufgabe in dem benannten Aufsatz nachgedruckt wurde: Vielleicht kommen wir selbst schnell zu dem Ergebnis, dass wir es hier mit dem Pronkin-Thema zu tun haben?

Schauen wir uns zunächst die Schlagbilanz an: Auf beiden Seiten fehlt ein Bauer, nämlich offensichtlich [Ba2] und [Be7]. Und beide können wegen der Doppelbauern auf beiden Seiten nicht eines „natürlichen Todes“ gestorben sein, da für sie kein Schlagobjekt vorhanden ist, das sie auf die Nachbarlinie hätte bringen können. Sie müssen sich also umgewandelt haben.

Also stellt sich die in solchen Fällen typische Frage: „Ceriani-Frolkin oder Phönix“? Oder mit anderen Worten: Sind die umgewandelten Steine noch auf dem Brett (also „Phönix“) oder sind sie geschlagen worden (also „Ceriani-Frolkin“)?

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11 FIDE Cup — Retros

Der vorläufige Preisbericht der Retro-Abteilung des 11. FIDE Cups (wie bereits im letzten Jahr eingeschränkt auf orthodoxe Beweispartien) ist bereits erschienen: in diesem Stadium, wo alle aufgerufen sind, bis zum 15. August etwa Vorgänger oder Inkorrektheiten anzugeben, noch ohne Autornamen. Der endgültige Bericht wird dann bis zum 1. September erscheinen.

Viel Spaß beim Studium der vier für Auszeichnungen vorgesehenen Aufgaben!

Retro der Woche 27/2023

Zurzeit richte ich die Retros des 11. FIDE World Cup, und da fiel mir auf, dass ich von den letzten beiden hier jeweils nur den ersten Platz vorgestellt hatte. Das letztjährige Turnier gestattete ebenso wie in diesem Jahr ausschließlich orthodoxe Beweispartien, dort belegte eine Aufgabe des Inders Velmurugan Nallusamy den ersten Platz.

Die ziemlich kurze Aufgabe, die den zweiten Platz belegte, gefällt mir ebenfalls sehr gut — auch, weil man direkt durch die Diagrammstellung auf die Thematik gestoßen wird, ohne dass dadurch schon alles klar ist (eigentlich ist da noch gar nichts klar…).

Valeri Semenenko
10 FIDE World Cup 2022, 2. Preis/Silbermedaille
Beweispartie in 15 Zügen (14+14)

 

Sicher ist auch euch sofort der Turm auf e8 aufgefallen — wie kommt der nur dahin?

Bei der Vorstellung der Lösung nutze ich die Anmerkungen des Preisrichters Kostas Prentos, dessen Schlusskommentar ich hier schon gekürzt wiedergebe: „Ziemlich reicher Inhalt sehr kompakt dargestellt … Insgesamt ein hübsches Problem zum Lösen und sich dran erfreuen.“
„Käme sTe8 von h8, dann müssten Lf8 und Sg8 hinaus und wieder zurück gezogen haben, um den Weg frei zu machen. Das dauert fünf Züge. Schwarbz braucht weitere fünf für Ke8>a8, zwei für Ta8>c6 und drei Bauernzüge. Daher wurden Ba7 und Bd7 zuhause geschlagen. Dann bleibt aber keine Zeit für Th1xd7 und dann den Turm wegziehen, um den schwazen König heraus zu lassen Auch Sg1xd7 und Dd1xa7-e3 dauert zu lange.

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Stelvio 1.4

Reto Aschwanden hat heute die Version 1.4 seine Beweispartie-Prüfprogramms Stelvio veröffentlicht, ihr könnt sie wie immer von der Stelvio-Seite herunterladen!

Eine interessante Beschleunigung der Prüfung spezieller Beweispartien, nämlich bei denen im Diagramm ein König im Schach steht, hat er hier implementiert. Schaut euch dazu einfach die Dokumentation an.