Druckfehler in Schwalbe 260

Im Aprilheft der Schwalbe ist leider durch mein Versehen die Aufgabe 15552 verdruckt; hier die Korrektur:

Wolfgang Dittmann & Klaus Wenda
15552 Die Schwalbe April 2013 (Korrektur)
#1 vor 12 Zügen; VRZ Proca Anticirce Typ Calvet; ohne Vorwärtsverteidigung (2+8)

Ich bitte die Autoren und Löser um Entschuldigung!

(Nachtrag 18.6.13: Ich habe die Zügezahl in der Forderung ergänzt; sie hat sich gegenüber der verdruckten Aufgabe in der Schwalbe nicht geändert.)

Frühjahrsmode?

Am letzten Wochenende habe ich den Retro-Urdruckteil für das Aprilheft der Schwalbe zusammengestellt: Zehn Aufgaben wird es dort geben: Eine Textaufgabe, drei Verteidigungsrückzüger (zwei mit Anticirce, einer mit einer anderen Circe-Art) sowie sechs Beweispartien, eine davon mit einer Märchenbedingung.

Gestern hatte ich das neue Heft von StrateGems im Briefkasten, darin neun Retro-Urdrucke: drei Anticirce-Procas und sechs orthodoxe Beweispartien.

Ist das nun nur die aktuelle Frühjahrsmode oder ein allgemeiner Trend, der Retros auf Beweispartien und Märchenprocas reduziert? Das wäre sehr schade — das wäre auf Dauer auch langweilig, wie ich finde.

Also meine Anregung, Bitte, Aufforderung an die Komponisten: Vernachlässigt die “klassischen Themen” der Retroanalyse nicht! Auch dort gibt es noch viel zu entdecken, viele “strategische” Ideen lassen sich dort sicherlich noch darstellen! Wo bleiben also klassische Auflöse-Aufgaben, wo bleiben gute Illegal Clusters, wer versucht sich mal wieder an Høeg-Verteidigungsrückzügern? Wer überträgt solche klassischen Themen weiter ins Märchenschach?

Ich würde mich riesig freuen, wenn ich für die Schwalbe mehr solcher Einsendungen bekäme, ich würde mich riesig freuen, wenn ich auch in anderen Zeitungen, ob nun als Leser, Löser oder Preisrichter, mehr solcher Aufgaben sähe!

Matt durch den König

Schon im letzten Retro der Woche haben wir gesehen, dass es unter bestimmten (Märchenschach-)Bedingungen möglich ist, dass ein König seinen Widerpart mattsetzen kann. Im Anticirce ist dies natürlich auch bei Verteidigungsrückzügern möglich, wobei es ganz unterschiedliche Wege gibt, dies zu erzwingen.

Wolfgang Dittmann hat nun die Möglichkeiten hierfür systematisch untersucht und in einem Aufsatz mit 10 Beispielaufgaben dargestellt. Ich freue mich riesig (und bin ehrlich gesagt ziemlich stolz darauf), dass er mir diesen Artikel zur Veröffentlichung hier im Blog überlassen hat! Wolfgang, nochmals ganz herzlichen Dank dafür! Und mein Dank geht auch an Günther Weeth, der den Artikel ins Englische übersetzt hat, so dass er auch über den deutschen Sprachraum hinaus die Aufmerksamkeit erlangen kann, die er verdient.

Den Artikel Der König setzt matt! Anticirce-Tricks im Verteidigungsrückzüger kann ich nur jedem zur Lektüre empfehlen: Den Spezialisten wegen der systematischen Darstellung, den Noch-nicht-Spezialisten, jedem Retrofreund allein schon wegen der gut kommentierten und erläuterten Aufgaben: Sicherlich eine der besten Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich ein wenig in das Thema “Anticirce-Procas” einzuarbeiten — etwas Mühe ist da am Anfang schon erforderlich, aber es lohnt sich.

Viel Spaß bei der Lektüre!

Retro der Woche 11/2013

In seinem Aufsatz “Beckmesser versus Stolzing Reflexionen zur Legalität unter der Anticirce-Bedingung” (feenschach 144, November-Dezember 2001, S. 275-277) beschäftigte sich Klaus Wenda mit Fragen der Legalität von Stellungen in Märchenschachaufgaben am Beispiel der Anticirce-Bedingung.

Bei Anticirce wird der Schläger (nicht das Schlagopfer wie beim “normalen” Circe)  circensisch auf sein Feld in der Partieausgangsstellung zurückversetzt, der geschlagene Stein verschwindet. Ist dieses Feld besetzt, ist der Schlag nicht möglich. Ein schlagender wK erscheint also auf e1, eine schlagende sD auf d8. Beim Läufer ist das Ursprungsfeld aufgrund seiner Felderfarbe klar, bei Türmen und Springern nimmt man die Farbe des Zielfelds als Kriterium: Schlägt ein sT also nach b3, so wird er auf a8 “wiedergeboren”, bei einem Schlag nach b4 würde er auf h8 wiedererstehen. Für Bauern bestimmt die Reihe ihres Schlages das Wiedererstehungsfeld: Bei e4xd5 kommt der weiße Bauer also nach d2 zurück.

Nach dieser Definition ist unklar, ob ein Stein auf ihr Ursprungsfeld schlagen darf: Ist dies verboten (“Das Ursprungsfeld ist ja besetzt”), so spricht man vom “Typ Cheylan”; ist dies erlaubt (“Das Ursprungsfeld wird durch den Schlag ja frei”), so spricht man vom “Typ Calvet”.

Aus diesen Regeln ergibt sich z.B. dass eine Stellung wBe6, sBe4 illegal ist, d.h. unter Anwendung der Anticirce-Regel nicht erspielt werden kann (warum?).

Für “Vorwärtsspiel”-Aufgaben ist das eigentlich nicht wichtig, da “Legalität” von Stellungen normalerweise bei Märchenaufgaben nicht betracht wird. Anders aber ist es natürlich bei Märchen-Retros! Und dort können solche Fragen gar thematisch werden.

Dies wollte Klaus Wenda in seinem erwähnten Aufsatz an Hand eines “kleinen Schemas” in Form eines Verteidigungsrückzügers vom Typ Proca zeigen.

Klaus Wenda
KW/3v 144 feenschach 2001, Lob
S#1 vor 2 Zügen, VRZ Proca, Anticirce Typ Cheylan (6+3)

sKa1 steht nicht im Schach, da d1 besetzt ist (also kein Dame-Schach) und auch a1 besetzt ist (Typ Cheylan, kein Turmaschach).
Der weiße König ist im Retrospiel auf e1 sehr mächtig, da er überall auf dem Brett einen beliebigen Schlagzug zurücknehmen kann (, nach dem er dann auf e1 gelandet ist).

Nun werden also drei Einzelzüge zurückgenommen (Weiß, Schwarz, Weiß), nach denen Weiß sein Selbstmatt erzwingen will. Und das geschieht so:
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Retro der Woche 51/2012

Klassische Auflöse-Retros und auch Beweispartien sind “Hilfsspiele”, bei denen Weiß und Schwarz zusammenwirken, um das Problemziel zu erreichen. Aber auch bei den Retros gibt es “Verteidigungsspiele”, in denen also Schwarz versucht, das Problemziel, das der Weiße erreichen will, zu verhindern, so wie man es von den klassischen Mattaufgaben kennt.

Bei den Verteidigungsrückzügern (VRZ) nehmen Weiß und Schwarz abwechselnd (selbstverständlich legale!) Züge zurück, wobei Weiß versucht, das anschließende “Vorwärts-Ziel”, meist ein Matt in einem Zug, zu erreichen, Schwarz dies aber durch geeignete Zugrücknahmen zu verhindern sucht.

Beim Rückwärtsspiel können natürlich Entschläge auftreten; man muss also festlegen, wer über einen Entschlag, falls er retroanalytisch zulässig ist, entschiedet. Beim “VRZ Proca” bestimmt die Partei, die den Rückzug gemacht hat, über die Art des Entschlags, beim “VRZ Høeg” die andere Partei. Außerdem kann sich Schwarz, so die Konvention, auch dadurch verteidigen, dass er selbst das Problemziel des Weißen erfüllt, also zum Beispiel mit einem Vorwärtszug matt setzt. Dies kann durch die Angabe “keine Vorwärtsverteidigung” ausgeschlossen werden.

Schauen wir uns also einmal einen “VRZ Proca” eines der größten Experten auf diesem Gebiet an:

Wolfgang Dittmann
Die Schwalbe 1981, Herbert Grasemann gewidmet 2. Preis
#1 vor 3 Zügen, VRZ Proca (7+11)

Weiß möchte die Batterie auf der langen Diagonale feuern; das ginge sofort mit R:1.Le4xSf3 & vor: 1.Txc7# (Hauptplan), scheitert aber an 1.– fxe4. Weiß versucht also, diese Verteidigung auszuschalten, indem er Schwarz zwingt, den Bauern zurück zu ziehen. Das allerdings schaltet (“dresnerisch“, wie die Problemisten sagen) einen Ersatzverteidiger, nämlich sTg5, ein, der dann auch noch ausgeschaltet werden muss.
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