Retro der Woche 46/2022

Vor vier Wochen habe ich hier das Sahnestück der Retro-Abteilung im 11. WCCT vorgestellt, das Siegerstück von Silvio Baier. Dort hatte ich auch das von der Ukraine vorgeschlagene Thema erläutert — vielleicht schlagt ihr dort noch einmal nach?

Heute will ich auf die zweitplatzierte Aufgabe eingehen; auch da bin mir sicher, dass sie euch gefallen wird.

Dirk Borst
11. WCCT, Abteilung H, 2. Platz
Beweispartie in 29,5 Zügen (14+14)

 

Betrachten wir zunächst die möglichen Schlagfälle. Sofort entdeckt man die beiden weißen Schläge: einmal mit dem [Bd2], einmal mit dem [Bf2] jeweils auf die e-Linie. Dabei können sie die fehlenden Steine [Bc7] und [Bg7] nicht beide direkt geschlagen haben: Einer wäre möglich, der dann zweimal zur Mitte hin hätte schlagen müssen.

Weiterlesen

Retro-Turniere beim WCCC

Das 64. WCCC vom 12. bis zum 19. November in Fujairah, Vereinigte Arabische Emitrate, wirft seine Schatten voraus — auch in Form von Retro-Turnieren, die auch für Nicht-Teilnehmer offen sind; Teilnahme dann per E-Mail.

Das traditionelle Champagne-Turnier, organisiert von Michel Caillaud, fordert in diesem Jahr zum Gedenken an den kürzlich verstorbenen Unto Heinonen Retros mit Allumwandlung.

Das auch schon regelmäßige Murfatlar-Turnier verlangt in diesem Jahr Beweispartien mit der Märchenbedingung “Knightmate”, wo Springer durch nicht-königliche Könige und die Könige durch königliche Springer ersetzt werden.

Details zu Bedingungen, Preisen und Einsendeschluss (für beide Turniere Mitte November) entnehmt ihr bitte den Ausschreibungen; viel Spaß und Erfolg beim Komponieren!

Retro der Woche 41/2022

Preisrichter Kostas Prentos war vom Gesamtniveau des 10. FIDE-World Cup nicht begeistert, das erstplatzierte Stück allerdings ist schon sehr attraktiv, wie auch ich finde, obgleich das eine oder andere Motiv nicht mehr ganz neu ist. Aber welche Beweispartie ist heute schon vollständig „neu“? In meinem Text orientiere ich mich an Kostas‘ gründlicher Besprechung dieser Aufgabe.

Velmurugan Nallusamy
10. FIDE-World Cup, 1. Preis
Beweispartie in 20 Zügen (12+15)

 

Alle 20 schwarzen Züge sind sichtbar: 3+2+7+0+0+8=20. Dabei müssen wir bei sTe1 unterscheiden, ob dies der Originalturm (dann benötigt er 3 Züge, der sSg8 zusätzliche 2) oder ein Umwandlungsbauer ist — dann wurde [Th8] zu Hause geschlagen.

Weiterlesen

10. FIDE World Cup

Die Ergebnisse des 10. FIDE World Cup liegen nun vollständig vor; den Preisbericht der Retro-Abteilung (in diesem Jahr waren nur orthodoxe Beweispartien zugelassen) von Kostas Prentos könnt ihr euch schon anschauen.

Natürlich werde ich in der nächsten Zeit noch näher auf dieses wie stets hoch dotierte Turnier eingehen.

11. WCCT — Ergebnisse

Nun sind die Ergebnisse des 11. WCCT (erst einmal nur die Punkte-Vergabe; die Aufgaben werden Mitte Oktober nachgereicht) veröffentlicht — mit großartigen deutschen Ergebnissen!

Hinter der Slowakei und der Ukraine — beiden ganz herzliche Glückwünsche! — belegt Deutschland den tollen dritten Platz. In allen acht Abteilungen war das Ergebnis gut bis sehr gut, in zweien herausragend: Bei den Mehrzügern erreicht Deutschland den geteilten ersten Platz, bei den Retros mit recht deutlichem Abstand gar den alleinigen ersten Platz.

Das ist das ausschließliche Verdienst von Silvio Baier, der damit seine Weltmeister-Titelverteidigung noch einmal bestätigen konnte. Die Aufgaben belegen Platz 1, Platz 3-4 und Platz 6-8, womit das letztere Stück schon das Streichresultat bildet: Drei Aufgaben durften pro Abteilung eingereicht werden, die zwei besten wurden gewertet.

Wenn die Aufgaben in der Broschüre veröffentlicht sind, werde ich hier natürlich darauf zurückkommen!

Retro der Woche 37/2022

Das am besten bewertete Stück des Zweitplatzierten beim aktuellen WCCI, Dmitrij Baibikov, hatte ich bereits als Retro der Woche 32/2020 vorgestellt. Aber auch die Aufgabe, die ich nun ausgesucht habe, gefällt mir außerordentlich gut.

Dmitrij Baibikov
9. FIDE World Cup 2021, 1. Preis
Ergänze Steine und löse auf (11+12)

 

Vier Schachgebote gegen die Könige, von denen nur eines nicht durch Zwischenstellen von Steinen abgedeckt werden kann: Der letzte Zug führte also den schwarzen Springer nach d2, und um die Stellung legal zu machen, müssen wir (mindestens) auf g2, g3 und g5 Steine einfügen. Konzentrieren wir uns also zunächst darauf herauszufinden, welche Steine wir ergänzen können.

Weiterlesen

Retro der Woche 36/2022

In meinem Bericht letzte Woche vom Ergebnis der Retro-Kompositions-Weltmeisterschaft WCCI hatte ich bereits angekündigt, darauf noch intensiv zurück zu kommen; das will ich nun tun.

Natürlich beginne ich mit einer Aufgabe des alten und neuen Weltmeisters — das ist übrigens das im Wettbewerb mit Abstand am höchsten bewertete Stück, das in höherem Sinne Silvio Baier die Titelverteidigung sicherte.

Silvio Baier
Die Schwalbe 2020, 2. Preis
Beweispartie in 26 Zügen (12+14)

 

Auffällig an der Diagrammposition ist natürlich die weiße Homebase, die das übliche Züge-Zählen für Weiß sofort ad absurdum führen würde. Und der zweite Blick lässt uns als potenzielle Löser vielleicht gar verzweifeln: Nicht ein einziger Schlag ist sichtbar, da bei Schwarz kein Doppelbauer zu sehen ist.

Aber vielleicht hilft hier das Zählen der sichtbaren schwarzen Züge? Gehen wir zunächst einmal davon aus, dass wir keine schwarzen Bauernschläge einrechnen; das hat dann speziell Auswirkungen auf die Turmwege.

Weiterlesen

Beweispartien in Variantim

Variantim, das Bulletin der israelischen Schachkompositions-Vereinigung richtet ab sofort ein Informalturnier für (orthodoxe und heterodoxe) Beweispartien; das erste Turnier umfasst die letzte Ausgabe 2022 sowie den Jahrgang 2023.

Sehr erfreulich, dass nach der Ankündigung des Endes auch für uns Retrofreunde wichtiger Problemschachzeitungen (StrateGems) auch mal die Nachricht kommt, dass eine neue Beweispartie-Abteilung entsteht.

Schickt eure Beiträge an Ofer Comay (ofercomay(at)gmail.com); der Preisrichter wird kurzfristig bekanntgegeben.

Den israelischen Problemfreunden wünsche ich ganz viel Erfolg mit der neuen Rubrik!