Dass ich gelegentlich auf facebook nach Retros schaue und dabei auch schon manchen Zufallsfund gemacht habe, hatte ich hier schon erzählt.
Vom selben Autor ist mir wieder ein nettes Stück über den Weg gelaufen, das ich euch für zwischendurch empfehlen möchte. Der Autor stuft es als mittelschwer ein, ich fand es allerdings recht leicht zu lösen.
Lion Xray facebook, Chess Endgame Studies and Compositions 26.9.2020 Letzter Zug? b) wDe6>g4 (15+10)
Wie ich finde, eine sehr sparsame Themendarstellung in a) Und was haltet ihr von b)?
Natürlich gibt es die Lösung in etwa einer Woche wieder hier! Bis dahin viel Spaß beim Knobeln!
Lösung
a) R 1.0-0-0# Ke4-d3 2.e5xd6ep++ d7-d5 3.a7-a8=L+ etc.: Eine elegante und zeitökonomische Darstellung des Valladão-Task in drei direkt aufeinander folgenden weißen Zügen; hübsch!
b) ist deutlich simpler: R 1.Sd2-f1# Ke2-d3 2.Sf3-g1++ Kd3-e2 etc. Da bin ich mit den beiden Kommentatoren Joost de Heer und Henrik Juel einer Meinung: Das ist sicherlich verzichtbar.
Für den Partiespieler ist es höchst peinlich, ein einzügiges Matt zu übersehen, aber auch unter Großmeistern kommt so etwas gelegentlich – zumindest in Blitzpartien oder in extremer Zeitnot – schon einmal vor.
Problemisten sollten ja noch mehr aufs Mattsetzen konditioniert sein, aber auch die müssen gelegentlich etwas genauer hinschauen. So wie hier zwischendurch einmal?
Karl Fabel Deutsche Schachblätter 1951 #1 (10+4)
Das sieht man doch sofort?! Also braucht ihr in einer Woche kaum die Lösung…
Lösung
Die weißen Bauern schlugen alle fehlenden schwarzen Steine einschließlich des [Lf8]. Also kann Schwarz zuletzt nicht g7-g5 gezogen haben (mit 1.h5xg6ep#) noch g7xXf6.
Also hat Schwarz keinen letzten Zug, ist also selbst am Zug: 0.– g4 1.hxg4#.
Laut Codex soll bei Aufgaben mit nicht-üblichem Anzug (wie hier) dies entweder angegeben werden oder sich durch Retroanalyse eindeutig erschließen lassen. Das lässt es sich hier!
Dass noch Rekorde für das Konstruktionsthema „letzter Zug“ unterboten werden, ist sehr selten, besonders für die Typen A (es wird nicht gesagt, wer am Zug ist, keine Partei steht im Schach) und B (es wird gesagt, wer am Zug ist, keine Partei steht im Schach).
2012 unterbot Andrew Buchanan einen damals 55 Jahre alten Rekord durch Einsparen eines ganzen Steines – das war eine Sensation, und das veranlasste das Richterteam Brand/Gruber/Ring, dafür einen Spezialpreis zu vergeben.
Andrew Buchanan feenschach 2012, Spezialpreis Letzter Zug? Typ B Schwarz am Zug (2+6)
Dieser Typ von Aufgaben ist im Rekordsinne meist schwer zu bauen, aber sehr einfach zu lösen. Das sollte auch hier rasch gehen… Trotzdem bringe ich hier in etwa einer Woche wie gewohnt die Lösung.
Lösung
R 1.Da7-a8
Der König kann nicht zurücknehmen: 1.Kb5-c6? Ba7-a6+ illegale Stellung. R 1.Ba7-a8=D? verhindert eine Öffnung des Nordwestknotens, ebenso Da7xXa8.
Der alte Rekord war:
V. Bartolović, R. Buljan, L. Loewenton, Zd. Maslar problem 1957, 1.-3. Ehrende Erwähnung Letzter Zug? Typ B Schwarz am Zug (7+2)
Heute gehen ganz herzliche Glückwünsche nach Süddeutschland (Bobingen? Regensburg?), wo Hans Gruber heute seinen 60. Geburtstag feiert — leider hat es mit dem gemeinsamen Feiern in Andernach ja wegen Corona nicht geklappt.
Kaum zu glauben, was Hans schon in diese 60 Jahre hineingesteckt hat: Berufliche Karriere (Professor an der Uni Regensburg), sportliche Karriere (einer der besten zumindest bayerischen Langstreckenläufer (>= 10 Kilometer) seiner Altersklasse), musikalische Karriere (Leiter und Dirigent eines Zither-Orchesters). Das würde für sehr viele Menschen schon reichlich reichen.
Und dann gibt es natürlich „nebenbei“ noch seine schachlichen Aktivitäten: Seit über 40 Jahren engagiert bei der Schwalbe (vielfacher Sachbearbeiter vom #3 bis „Bemerkungen und Berichtigungen“), in der Vereinigung (Ehrenvorsitzender nach acht Jahren Vorsitz), Chefredakteur und treibende Kraft hinter feenschach — die andere treibende Kraft, bernd ellinghoven feiert übrigens heute auch Geburtstag, dazu herzliche Glückwünsche nach Aachen! –, Buchautor (mit Chris Feather und mir das Paros-Buch, mit Erich und Elmar Bartel die Umwandlungen in Märchenfiguren, mit Frank Müller und Peter Kniest die s#/r# Miniaturen, um nur die Veröffentlichungen in der FEE=NIX Reihe zu nennen), Artikelschreiber und Preisrichter: Vielleicht der meist beschäftigte auf der Welt, ein unglaublich kompetenter, schneller und präziser Richter; es ist immer ein Vergnügen für mich, wenn wir beide zusammen (häufig noch mit Uli Ring) ein Turnier richten. Allein das würde für fast alle reichlich den Tag, die Woche, das Jahr füllen…
Lieber Hans, für dein neues Lebensjahrzehnt wünsche ich dir alles denkbar Gute, besonders natürlich Gesundheit, Glück und Zufriedenheit – und uns allen, dass du an deinen schachlichen Aktivitäten weiterhin viel Freude hast, dass du dich dort weiterhin für uns alle so toll engagierst!
Natürlich kommt Hans, der die Retroanalyse besonders liebt, viel zu wenig zum komponieren. Hier habe ich eine hübsche kleine Beweispartie von ihm herausgesucht, viel Spaß beim Lösen.
Hans Gruber Schach-Echo 1984, 1. Ehrende Erwähnung Beweispartie in 8,0 Zügen (13+16)
Wie immer findet ihr in etwa einer Woche hier die Lösung — und hier ist sie nun:
Lösung
Sehr frühe und zeitökonomische Darstellung der Pseudo-Rochade.
Heute gehen ganz herzliche Glückwünsche nach Bayerisch-Schwaben, nach Augsburg, wo Erich Bartel seinen 90. Geburtstag feiert.
Erich ist nicht nur ein hervorragender und unglaublich produktiver Komponist – ich habe nicht nachgezählt, aber die Zahl seiner Probleme ist sicher fünfstellig! – sondern auch publizistisch sehr aktiv: Eigene Bücher (z.B. die Krummen Hunde und Umwandlung in Märchenfiguren zusammen mit seinem Sohn Elmar und Hans Gruber), intensive Mitarbeit bei feenschach – und natürlich seine Problemkiste: Entstanden aus der Beilage einer Vereinszeitschrift wurde sie über 210 Ausgaben zu einem „Zentralorgan des Wenigsteiners“, aber nicht nur dafür, sondern eine toll gemachte Märchenschach-Zeitschrift: Schade, dass sie nicht weitergeführt werden kann.
Lieber Erich, von Herzen wünsche ich dir für deine neues Lebensjahr(zehnt) alles denkbar Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit – und heute lass dich toll feiern!
Auch wenn Erich nicht speziell als Retro-Fan bekannt ist – seine Prioritäten liegen schon lange im Märchenschach – hat er auch eine Menge meist kleiner, eleganter und werbewirksamer Retros gebaut. Zu seinem 85. Geburtstag hatte ich schon einen sehr kleinen Hilfsrückzüger (nur zwei Steine) vorgestellt, heute geht es etwas gewichtiger weiter:
Erich Bartel Feladvanykedvelök Lapja 1973 -1(w+s), dann h=1 (13+6)
Wie immer findet ihr die Lösung in etwa einer Woche hier; viel Spaß beim Beschäftigen mit dieser hübschen, aber sicher nicht schwer zu lösenden Aufgabe!
Im Jahr 1907 veröffentlichte Edith Elina Helen Baird (damals als “Mrs. W. J. Baird” zitiert nach dem Namen ihres Ehemannes) nicht ihr erstes Problemschachbuch (das war “Seven Hundred Chess Problems” aus dem Jahr 1902), aber das erste Retrobuch überhaupt: “The Twentieth Century Retractor”, ein wunderschön gestaltetes Buch, das beinahe an mittelalterliche Handschriften erinnert. Darin stellte sie überwiegend Hilfsretraktoren vor, wo also Weiß und Schwarz (im Gegensatz zu den erst 15 Jahre später erfundenen Verteidigungsrückzügern) kooperieren, dass Weiß die Vorwärtsforderung erfüllen kann.
Im heutigen Beispiel kann man kaum von schwarzer Hilfe sprechen, da er gar nicht zieht, hier haben wir also ein Beispiel vor uns, in dem allein Weiß aktiv ist.
Edith E. H. Baird British Chess Magazine 1902 Weiß nimmt zurück, dann #1 (7+6)
Wie üblich bringe ich hier die Lösung in etwa einer Woche!
… Und die sollte nicht allzu schwer gewesen sein?!
Lösung
Weiß nimmt Lh4xBg5 zurück, und nun sieht man, dass Schwarz zuletzt g7-g5 gezogen haben muss: Dies ist offensichtlich der einzig mögliche Zug des [Bg7] und alle anderen schwarzen Steine können nicht zurücknehmen; der sK deswegen nicht, da die Schachgebote gegen ihn nicht zurückgenommen werden könnten.
Nicht nur SCHACH veranstaltet ein Corona-Turnier (siehe hier die Ausschreibung), sondern auch von den Organisatoren des abgesagten Sachsen-Treffens wurde ein solches organisiert: Gefordert war ein „C“ im Diagramm in den Rubriken Matt, Selbstmatt und Hilfsmatt.
Das allein das „C“ nicht ausreichte, um thematisch zu sein, musste Bernd Gräfrath erfahren: Wie aber sollte man seine „Ergänze zu einer Beweispartie“ Aufgabe (siehe dazu die Februar- und April-Hefte 2020 der Schwalbe) etwa mit den eingesandten Selbstmatts vergleichen?
So kam er auf die gute Idee, die Aufgabe hier als Urdruck zu veröffentlichen – das solltet ihr euch „zwischendurch“ mal genau anschauen!
Bernd Gräfrath Urdruck Ergänze zu einer Beweispartie in 7 Zügen (1+4)
Es ist schon verblüffend, dass diese fünf Steine ausreichen, um die Beweispartie eindeutig zu determinieren.
Viel Spaß beim Lösen; die Lösung kommt hier wie immer in etwa einer Woche.
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Lösung
Das hat Bernd mit Jacobi geprüft mit der Vorgabe, dass Th8-h6 geschah.
Im Oktober letzten Jahres hatte ich auf 562 Parties Justificatives Homebase von Christian Poisson hingewiesen, in dem er Homebase-Beweispartien mit verschiedenen Märchenbedingungen vorstellte –- hauptsächlich, um WinChloe zu testen.
Eine Beweispartie möchte ich euch heute “zwischendurch” zeigen; wie üblich reiche ich in etwa einer Woche hier die Lösung nach.
Christian Poisson 87 Nouvelles Parties Justificatives Homebase 2020 Beweispartie in 4,5 Zügen, Kannibalenschach (13+13)
Kannibalenschach ist im Schwalbe-Lexikon so definiert:
„Jede Partei schlägt nur eigene Steine (außer ihren König), nicht die gegnerischen, verfügt aber weiterhin über die “normale” Schachwirkung ihrer Steine auf den gegnerischen König.“