Schwalbe August 2021

Gestern schon hatte ich das neue Schwalbe-Heft im Briefkasten: Für uns Retrofreunde sticht natürlich besonders der ebenso ausführliche wie fundierte Preisbericht 2019 von Hans Gruber hervor, aber auch die anderen Artikel (und natürlich die wie immer extrem interessanten und lehrreichen Lösungsbesprechungen) bieten tollen Lesestoff.

Die Urdruck-Abteilung der Retros ist aus meiner Sicht sehr abwechslungsreich, da sollte jeder etwas nach seinem Geschmack finden! Beachtet bitte den Druckfehler bei 18682: Auf a1 muss ein kleines p stehen! Und 18687 ist ein Anticirce Calvet.

Viel Spaß beim Schmökern, beim Lesen und Lösen!

Per Olin 70

Heute gehen herzliche Glückwünsche an Per Olin aus Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands direkt westlich von Helsinki. Dort feiert Per heute seinen 70 Geburtstag. Alles Gute für dein neues Lebensjahrzehnt, und heute wünsche ich dir schönes Feiern!

Per hat sehr schöne Beweispartien gebaut (siehe beispielsweise die, die ich zu seinem 65. Geburtstag hier gezeigt hatte), und er hat sich intensiv mit A-nach-B-Schach beschäftigt, besonders aber mit Schach-960 und dort gerade bei Beweispartien sehr interessante Aufgaben komponiert, in denen nicht nur die Zugfolge, sondern auch die Partieanfangsstellung zu finden sind.

Zum Selbstlösen „zwischendurch“ möchte ich euch heute aber ein anderes, nicht so schweres Stück zeigen, das allein schon mit seiner bemerkenswerten Forderung „Hilfsmatt in 2 1/3 Zügen“ auffällt. Was um alles in der Welt hat das denn zu bedeuten? Und wo ist der weiße König geblieben?

Per Olin
MatPlus.Net Forum 19.4.2018
H#2 1/3, b) sKc3>f3 Schach-960 (1+7)

 

Aber vielleicht kennt ihr ja die Empfehlung der FIDE zur Durchführung der Rochade im Schach-960: Den König vom Brett nehmen, den Rochadeturm auf sein Zielfeld stellen, den König auf seinem Rochadefeld wieder einfügen.

Wie immer gibt es in etwa einer Woche hier die Lösung!

Lösung

Der “drittel Zug” entspricht 2/3 des weißen Halbzuges, also dem Versetzen des Turms und Wiedereinsetzen des Königs.

a) 1.– Td1,+wKc1 2.Kb3 Kb1 3.f3 Txd3#
b) 1.– Tf1,+wKg1 2.Ke3 Kg2 3.Sd2 Te1# (Rückkehr)

Eine lustige Sache!

5th Youth Chess Composing Challenge

Nach einem Jahr Pause gibt es wieder ein Jugend-Kompositionsturnier im Zusammenhang mit dem WCCC auf Rhodos. Zwei formale Themen sind ausgeschrieben (#2 und Studie), und dann gibt es noch ein “freies” Thema — da kann eine Originalaufgabe ohne weitere Vorgaben eingschickt werden — warum also nicht auch ein Retro?

Unter Jugend werden hier die Problemfreunde und Problemfreundinnen subsummiert, die Jahrgang 1998 oder jünger sind.

Die genauen Ausschreibungsbedingungen und Einsendeadressen findet ihr in der detaillierten Ankündigung; Einsendeschluss ist der 30. September 2021; die Gewinner sollen schon auf dem Schlussbankett des WCCC bekannt gegeben werden.

Retro der Woche 32/2021

Bärenstark war das Retro-Informalturnier der Schwalbe vor 10 Jahren: (Nicht nur) Preisrichter Günther Weeth war sehr angetan von der Qualität der Aufgaben; 101 nehmen am Turnier teil, von denen hat er 27(!) ausgezeichnet, dabei allein elf Preise vergeben. Aufgeteilt hatte er das Turnier in vier Abteilungen: Auflösungsaufgaben, Beweispartien (71 Aufgaben!!), Verteidigungsrückzüger und sonstige Typen.

Bei den Auflösungsaufgaben ging der erste Preis an eine Aufgabe mit thematischer Verführung — so etwas sieht man eher im direkten Zweizüger…

Andrej Frolkin
Die Schwalbe 2011 (Verb.), 1. Preis
Füge eine weiße Figur auf c7 ein. Wer ist am Zug? (14+13)

 

Schauen wir zunächst nach den Schlägen, die wir aus dem Diagramm ableiten können: Ergänzen wir eine weiße Figur, so sind das dann 15 weiße Steine — der 16. wurde durch cxd beseitigt.

Damit konnten aber die fehlenden weißen Bauern [Bb2] und [Bg2] nicht verschwinden. Die mussten zur Umwandlung jeweils einmal schlagen (bxa/c sowie gxh — nicht gxf, da [Lf8] nicht hat ziehen können). Und damit muss auch [Bf7] schlagfrei umgewandelt haben.

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In neun Wochen

Heute in neun Wochen, am 8. Oktober, beginnt in Wasserburg am Inn das Schwalbe-Jahrestreffen. Letztes Jahr in Chemnitz hatte ich mir nicht vorgestellt, dass auch dieses Jahr Corona es spannend machen würde?! Ich bin aber Optimist, ich freue mich darauf, möglichst viele von euch dort zu treffen!

Auf der Schwalbe-Seite findet ihr nun die Einladung zur Mitgliederversammlung und die vorgesehene Tagesordnung. Ich vermute mal, dass Kurzentschlossene auch noch ein Zimmer finden können; alle wichtigen Infos findet ihr auch auf der Schwalbe-Seite.

Und nun heißt es Daumen drücken…

Retro der Woche 31/2021

Bleiben wir mit dem heutigen „Retro der Woche“ noch ein wenig in den Niederlanden! Da möchte ich euch eine ziemlich aktuelle Beweispartie (erschienen im letzten Probleemblad Heft 2020, die Version, die keine Korrektur, sondern eine „Verschönerung“ der Diagrammstellung beinhaltet, in Proobleemblad 2/2021) vorstellen, die sicher zum Lösen anregt.

Peter van den Heuvel
Probleemblad 2020 (Version)
Beweispartie in 20,5 Zügen (15+14)

 

Zunächst einmal stellen wir fest, dass bei Weiß nur ein Turm fehlt, der auf der a-Linie geschlagen wurde. Bei Schwarz fehlen ein Turm und [Lc8], die sich beide auf der g-Linie opfern mussten: wegen der Felderfarbe der Läufer auf g4, der Turm also auf g3. Und egal, welcher der beiden schwarzen Türme sich nun auf g3 opferte: Er musste zur Minimierung seiner Züge über g6 kommen.

Und damit wissen wir, dass die schwarzen Türme mindestens fünf Züge gemacht haben – und dass zuerst der Turm und anschließend der Läufer geopfert wurden.

Das merken wir uns für später; zunächst wollen wir einmal die sichtbaren Züge zählen.

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Bernd Schwarzkopf 75

Heute gehen herzliche Glückwünsche in den Rheinkreis Neuss, wo Bernd Schwarzkopf seinen 75. Geburtstag feiert.

Viele kennen Bernd, den es wie mich aus Westfalen ins Rheinland gezogen hat, sicher von Schwalbe- und Andernach-Treffen, wo er quasi nie fehlt, kennen ihn als jemanden, der in seinen zahlreichen Kompositionen (die PDB enthält fast 1400 von ihm, davon mehr als ein Viertel Retros) seine Meisterschaft in der Kleinkunst beweist, der in Aufsätzen tiefsinnig Themen ausschöpft, der gern Text- und Konstruktionsaufgaben erfindet und mit unglaublichem Eifer an einer möglichst knappen und eindeutigen Formulierung der Forderungen feilt.

Und wir alle haben schon von seiner gründlichen, präzisen und unglaublich schnellen Arbeit „im Hintergrund“ profitiert: Als „Dschungelbuch“-Sammler, langjähriger Bücherwart der Schwalbe, besonders aber als Jahrzehnte langer Ersteller der unglaublich hilfreichen, weil akkuraten und ausführlichen, Inhaltsverzeichnisse für Schwalbe, feenschach und die Problemkiste. Für seine Verdienste um die Schwalbe wurde ihm im Jahre 2006 die Goldene Ehrennadel verliehen.

Ich wünsche dir für den heutigen Tag schönes Feiern, für das nächste Vierteljahrhundert alles denkbar Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit unserem gemeinsamen Lieblingshobby.

„Für zwischendurch“ habe ich ein sehr nettes Asymmetrie-Stück herausgesucht: Viel Spaß beim Knobeln! Die Lösung findet ihr wie immer in etwa einer Woche hier.

Bernd Schwarzkopf
Problemkiste 09/2013
-1, dann =3 (4+3)

 

 

 

Lösung

R: 1.Ke1-d1 & vor: 1.0-0-0+! Ke2 2.Tgf1 c2 3.Kxc2=

Da ist auch sofort klar, warum nicht “zur anderen Seite hin” zurückgenommen werden kann!

Retro der Woche 30/2021

Harry Goldsteen hat relativ wenig komponiert, aber fast all seiner Stücke sind von herausragender Qualität (Beispiele findet ihr als Retro der Woche 11/2015 oder 49/2020) — und das zählt ja viel mehr als pure Quantität. Gelegentlich tat er sich zum Komponieren mit Guus Rol (*26.8.1949) zusammen, und dabei sind einige echte Meisterwerke entstanden.

Guus Rol & Harry Goldsteen
Probleemblad 1998, 1. Preis
Schwarz gewinnt (13+13)

 

Die Aufgabe, die ich für heute herausgesucht habe, ist solch ein Meisterwerk. Und schwer ist sie auch: Der starke Löser Joost de Heer schrieb in der PDB dazu: „Marvellous composition, one of the most difficult retros ever, I think.“ Dennoch wollen wir einmal versuchen, die prinzipielle Auflösung zu erarbeiten.

Bevor wir es vergessen, erledigen wir zunächs fix die offensichtliche (und eigentlich überflüssige) Vorwärtsforderung: 1.Txe3 Dxd2#, und nun betrachten wir die Schlagbilanz: Schwarz schlug offensichtlich in seinem letzten Zug Ld3xXc2+, offensichtlich ist auch der Schlag e3xYf2. Damit ist klar, dass sBa3 und sBb2 maximal einmal geschlagen haben können. Also ist sBa3 der [Ba7] — und damit mussten alle drei weißen Schläge durch die drei weißen Bauern auf der a- und b-Linie erfolgen!

Daraus können wir ableiten, dass Schwarz den [Bg2] verschwinden lassen musste (hxBg), und damit sind alle Schläge erklärt. Die zwei fehlenden schwarzen Bauern konnten nicht direkt geschlagen werden; sie müssen also auf c1 bzw. g1 umgewandelt haben.

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