Retro der Woche 20/2020

Am letzten Dienstag hatte ich an den zehnten Todestag von Alexander Kisljak (27.12.1938—5.5.2010) erinnert und schon angekündigt, dass ich heute ein weiteres seiner klassischen Retros vorstellen werde.

Dazu habe ich eine Aufgabe herausgesucht, die nun 20 Jahre alt ist; ein feines Widmungs-stück für Hans Gruber, der damals 40 Jahre alt wurde. Und der hat für dieses Jahr ja schon seine Geburtstagsfeier in Andernach angekündigt…

Alexander Kisljak
feenschach 2000, 1. Preis, Hans Gruber zum 40. Geburtstag
Löse die Stellung auf! (14+11)

 

Die Frage, die sich bei Aufgaben dieser Art stets als erste stellt („Wer beginnt mit der Rücknahme?“), ist hier leicht beantwortet: Weiß beginnt, denn der schwarze König steht durch Tg3 im Schach. Dieses Schach kann nur durch einen Entschlag zurückgenommen werden, und damit sind durch die weiteren vier Bauernentschläge von Weiß (axb, exd, fxe, gxf) alle fünf fehlenden schwarzen Steine erklärt.

Bei Schwarz sehen wir einen Bauernschlag [hxg6], der zweite fehlende Stein ist direkt aus dem Diagramm noch nicht zu erklären.

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Retro der Woche 01/2017

Euch allen wünsche ich alles Gute für das neue Jahr 2017, und ich hoffe, ihr bleibt dem Blog gewogen!

Vor 50 Jahren, im Januar 1967 erschien das Stück, das ich für den heutigen Neujahrstag ausgesucht habe. Verfasser ist Luigi Ceriani, einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste Retrokomponist des vorigen Jahrhunderts. In seinem Stück sind nicht alle Züge ganz eindeutig, wohl aber die genaue Struktur der Lösung.

Luigi Ceriani
Europe Echecs 1967 Lob
Löse die Stellung auf (12+13)

 

Beginnen wir wie üblich mit der Analyse der Schlagfälle: wBe6 ist der ursprüngliche [Bh2], womit alle fehlenden schwarzen Steine bereits erklärt sind. Er kann nämlich nicht von c2 kommen: Dann benötigte er zwar nur zwei Schlagfälle, aber dann müssten auch Bb6 und Bc6 je einmal geschlagen haben – das ist aber bei 13 auf dem Brett stehenden schwarzen Steinen unmöglich.

Damit ist auch klar, dass sBb5 bis e5 die [Ba7] bis [Bd7] sind: wBb6 und wBc6 können nicht geschlagen haben, also kann sBe5 nicht [Bg7] (und sBg5 nicht [Bh7]) sein, da dann nicht beide genannten weißen Bauern befreit werden könnten.

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Retro der Woche 02/2016

Der Problemist-Preisbericht 2012 für Retros – dort wird das Informalturnier ja traditionell aufgeteilt in Beweispartien und (andere) Retros – zeigt mehrere Stücke, die nicht nur den Preisrichter Henrik Juel begeisterten, sondern auch mir sehr gut gefallen.

Der junge bulgarische Autor, der sich in den letzten Jahren wohl berufsbedingt sehr rar gemacht hat, zeigt hier eine tolle Kombination von Retroentfesselungen und Schachschilden, die noch durch einige andere Feinheiten gewürzt werden.

Nikolai Beluchow, Alexander Solotarjew gewidmet
StrateGems 2012, 2. Preis
Löse die Stellung auf (14+14)

 

Im Diagramm fallen einerseits die drei schwarzen Läufer auf, so dass einer entwandeln muss, und außerdem, dass der weiße König im Schach steht, so dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss. Um aber die Rücknahme zu planen, überlegen wir zunächst, was wo geschlagen wurde, wie denn die Stellung aufgelöst werden kann, was dafür an Vorbereitungen zu treffen sind.

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Retro der Woche 33/2015

Vielleicht reizt das heiße Wetter ja dazu, nicht allzu hart zu lösen, sondern einmal etwas Anderes im weiten Retro-Land zu genießen?

Aus dem Preisbericht, der schon letzte Woche diese Rubrik gefüttert hatte, habe ich heute den dritten Preis ausgesucht: Er zeigt eine Beweispartie mit der Bedingung „Duellantenschach“. Die ist sehr einfach erklärt: Beide Parteien müssen, so weit es nach den orthodoxen Schachregeln möglich ist, mit dem Stein ziehen, der bereits den letzten Zug vollführt hat.

Ein Beispiel: Nach 1.e4 e6 hat Weiß keine Auswahl, sondern muss 2.e5 ziehen; Schwarz kann nicht mehr mit seinem e-Bauern ziehen, muss nun also einen neuen „Duellanten“ aussuchen und beispielsweise 2.– d5 spielen, wonach der nächste weiße Zug schon wieder feststeht: 3.exd6ep. Spielt Schwarz nun beispielsweise 3.–a6, so muss Weiß wieder mit seinem ehemaligen e-Bauern ziehen: 4.d7+. Das wiederum kann [Ba6] nicht parieren, also wechselt Schwarz wieder den Duellanten, z.B. 4.–Dxd7. Nun erst kann Weiß einen neuen Stein zum Ziehen aussuchen, und Schwarz muss mit seiner Dame weiter ziehen.

Paul Raican, Vlaicu Crisan & Ion Murarasu
Die Schwalbe 2009, 3. Preis
Beweispartie in 34 Zügen, Duellantenschach (15+12)

 

Damit haben wir gesehen: Ein ziehender Stein kann abgelöst werden durch Blockade, durch Schlag, durch ein Schachgebot, das er nicht parieren kann. Dazu kommt noch die Fesselung als Ablösegrund.

Also erfolgen im Duellantenschach ausschließlich orthodox-legale Züge (wie etwa auch bei der Längstzüger-Bedingung), die Bedingung schränkt also „nur“ die legalen Zugmöglichkeiten ein.

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