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Gestern ist auf dem Schwalbe YouTube-Kanal Mustermatt (Hier der Link zum Kanal; beachtet bitte die Datenschutz-Regeln, die nicht so streng sind wie die hier im Blog!) hat das nun schon traditionelle vierteilige Weihnachtsrätsel begonnen. Und der erste Teil ist schon spannend:

Wie viele mögliche letzte Züge gibt es für Weiß in dem berühmten Dittmann-Zweikönigs-Anticirce-Proca-Zehnzüger — natürlich unter der Anticirce-Cheylan-Regel.

Regularien und Preise erklärt Johannes Quack in seinem gestern veröffentlichten Beitrag (Nr. 164).

(Ich habe die Kommentarfunktion angestellt, um Spoiler-Kommentare zu vermeiden …)

Retro der Woche 32/2024

Gelegentlich schreibe ich Beiträge für die Retros der Woche „am Stück“, etwa wenn es um die Besprechung mehrerer Aufgaben aus einem Turnier geht. Für heute hatte ich nicht auf Vorrat geschrieben – in der Hoffnung, dass rechtzeitig zumindest einer der Preisberichte zu den beiden Retro-Thematurnieren beim WCCC in Jūrmala fertig würde.

Und die Hoffnung hat nicht getrogen, wie der am Donnerstag veröffentlichte Preisbericht des 7. Murfatlar-Turniers zeigte. Hier waren Beweispartien mit der Bedingung „Anticirce“ gefordert, optional mit einer weiteren Märchenbedingung. Heute möchte ich mit euch die bestplatzierte Aufgabe der „orthodoxen Abteilung“ (für dieses Turnier – keine weiteren Bedingungen) anschauen.

Zur Erinnerung: Bei Anticirce verschwindet das Schlagopfer ganz orthodox; der Schlagtäter hingegen wird gemäß den Circe-Regeln auf seinem Partieursprungsfeld wiedergeboren. Ist dieses besetzt, so ist der Schlag nicht möglich.

Michel Caillaud
7. Murfatlar-Thematurnier 2024, 1. Preis Abt. A
Beweispartie in 12,5 Zügen, Anticirce – 2 Lösungen (12+16)

 

Bei Weiß lohnt es, die Züge zu zählen 0+2+4+3+2+2=13 – alle weißen Züge sind erklärt. Das heißt auf der anderen Seite, dass alle fehlenden weißen Steine, das sind [Ba2], [Bd2], [Be2] und [Bh2], zu Hause geschlagen wurden, da für sie keine Züge zur Verfügung stehen.

Und dann hilft uns auch die Parteianfangsstellung bei Schwarz weiter: Hier können wir nälich erste Überlegungen zu den schwarzen Schlagtätern anstellen.

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7. Murfatlar Turnier

Das 66. WCCC in Jūrmala vom 27.7. bis zum 3.8.2024 (Anmeldung möglichst bis zum 27.5.!!) wirft seine Schatten voraus: Das traditionelle Murfatlar-Retro-Kompositionsturnier ist angekündigt: Gefordert sind Beweispartien mit der Bedingung “Anticirce”. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2024, die Ausschreibung enthält alle wesentlichen Detailinformationen.

Viel Spaß und Erfolg beim Komponieren! Und sicher werde ich auf das Turnier nach Vorliegen des Preisberichts hier eingehen!

Retro der Woche 08/2024

In der letzten Woche hatten wir hier mit einem passenden Stück Karnevals bzw Faschingspause eingelegt, doch nun soll es weitergehen mit unserer Revue des RetroPreisberichts der Schwalbe für das Jahr 2003. So fehlt noch der erste Preis der Abteilung II, der Verteidigungsrückzüger. Richter Josef Kutscher leitete diese Abteilung ein:
„Eine Neuerung der letzten Jahre sind die Anticirce-Procas (bei Anticirce wird ein schlagender Stein nach dem Schlagzug auf sein Ursprungsfeld versetzt – dieses muss vorher frei sein; beim Typ Cheylan darf ein Stein nicht auf sein eigenes Ursprungsfeld schlagen). Die entsprechenden Probleme sind manchmal geradezu atemberaubend (meist jedoch auch von extremer Schwierigkeit). Da aber auch die orthodoxen Procas dieses Jahrgangs mit originellen Darstellungen überzeugen konnten, war die genaue Festlegung der Reihenfolge in dieser Abteilung nicht ganz einfach. Bei zwei der Anticirce-Aufgaben gab es für mich allerdings keinerlei Zweifel; sie zeigen die neuen Retro-Effekte mit hervorragenden Königsmanövern in perfekten Darstellungen.“

Schaue wir uns den ersten Preis vom neben Klaus Wenda (er belegte mit einem seiner Stücke den zweiten Platz) bedeutendsten Komponisten der ersten „AC-Proca-Jahre“ an:

Wolfgang Dittmann
Die Schwalbe 2003, 1. Preis
#1 vor 15 Zügen, VRZ Proca, Anticirce Typ Cheylan (6+8)

 

Überlegen wir zunächst einmal, wie das Matt ausschauen könnte? Wenn a5 geblockt oder gedeckt wäre, hätten wir schon beinahe ein Matt mit Tf3-f4#, denn Tf7xf4?? ist illegal, da das Wiedergeburtsfeld des Schlägers, nämlich h8, besetzt ist. Aber das scheitert noch an Dh8-d4, die Dame verstellt also einfach die Schachlinie. Dagegen müssen wir noch etwas erfinden, denn das Unzugänglich-machen von a5 für den schwarzen König geht recht einfach?!

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Retro der Woche 43/2021

In der letzten Woche hatte ich hier den ersten Preis der Beweispartie-Gruppe im Schwalbe-Informalturnier 2019 vorgestellt, heute geht es um das Pendant aus der Gruppe B „Rückzügr und andere klassische Retroprobleme“. Nein, keine Panik ob der sehr märchenhaften Forderungen, der Preisrichter Thomas Kolkmeyer beruhigt uns schon mit seiner Vorbemerkung zu dieser Aufgabe: „Hier stimmt einfach alles: Das Problem reizt zum Lösen, es ist überschaubar und ganz logisch.“

Andreas Thoma
Die Schwalbe 2019, 1. Preis Gruppe B
#1 vor 28 Zügen VRZ Høeg, Anticirce Cheylan (7+9)

 

Ich lade euch also herzlich ein, das zu erkunden. Aber erst noch einmal zur Forderung: Im Verteidigungsrückzüger (VRZ) hat Weiß das Ziel, nach der abwechselnden Rücknahme der angegebenen Züge (hier also 28 weiße und, da Weiß beginnt, 27 schwarze) die Vorwärtsforderung (hier also #1) zu erfüllen; Schwarz versucht, das abzuwehren. Beim Typ Høeg bestimmt die Gegenseite jeweils, ob und welcher Steih geschlagen wurde — natürlich alles im Rahmen der Legalität. Im Anticirce wird der schlagende Stein auf seinem entsprechenden Feld der Partieausgangsstellung wiedergeboren, das frei sein muss, damit ein Schlag möglich ist. Im Typ Cheylan darf nicht auf das eigene Partieausgangsfeld geschlagen werden, das wird als „besetzt“ angesehen.

Anhand des Kommentars, der Beschreibung von Preisrichter Thomas Kolkmeyer kann man, glaube ich, recht gut der Lösung folgen; ein wenig mit Verteidigungsrückzügern vertraute können danach sicher selbst Löseversuche unternehmen, die anderen sollten sie vielleicht zwei- oder dreimal nachspielen, um dann auch die Feinheiten der Lösung zu entdecken.

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Retro der Woche 37/2021

In der letzten Woche gab es die erste ehrende Erwähnung im Retro-Preisbericht für 2018 von feenschach zu sehen; heute möchte ich euch den ersten Preis aus diesem Turnier zeigen.

Ich habe „zeigen“ geschrieben, weil ich nicht unbedingt davon ausgehe, dass ihr euch selbst aufs Lösen stürzt, obgleich das natürlich klasse wäre. Deshalb verstecke ich wie üblich auch wieder die Lösung — und die kommentiere ich dabei auch noch ein wenig: Ähnlich, wie ich es in dem Preisbericht gemacht habe.

Günther Weeth
feenschach 2018, 1. Preis
#1 vor 10 Zügen, VRZ Høeg, Anticirce (5+13)

 

Beim Verteidigungsrückzüger nach Niels Høeg bestimmt, wir erinnern uns, die Gegenseite, ob und wenn ja was entschlagen wurde. Und bei Anticirce wird der Schläger auf seinem Partieanfangsfeld wiedergeboren; ist das besetzt, so ist der Schlag unmöglich. In der Diagrmmstellung kann also nur der weiße König — er steht als einziger auf seinem Partieanfangsfeld — entschlagen. Im ersten Moment meint man vielleicht, das sei eine deutlich Lösungsvereinfachung? aber das ist es nur bedingt, da der weiße König ja quasi überall auf dem Brett geschlagen haben könnte.

(Ich orientiere mich in der Lösungsangabe und -kommentierung stark an meinem Preisbericht in feenschach 244.)

Günther Weeth hat sich in den letzten Jahren intensiv bemüht, dem Anticirce-Verteidigungsrückzüger weitere interessante Seiten abzugewinnen. Neben seinen „magischen Wandersteinen“ und in letzter Zeit der Verbindung mit Circe sei hier die Untersuchung des Typs Høeg besonders erwähnt, der noch einmal zusätzliche Komplexität bringt: Bei jedem Entschlag müssen die Interessen der Gegenseite berücksichtigt werden.

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Retro der Woche 09/2021

Vor fast 20 Jahren, Ende 2001, regte Klaus Wenda in seinem feenschach-Aufsatz „Beckmesser versus Stolzing. Reflexionen zur Legalität unter der Anticirce-Bedingung.“ (144 feenschach XI-XII/2001, S.275-277) an, diese Bedingung auch für Verteidigungsrückzüger zu nutzen. Seitdem ist dieser Aufgabentyp in vielen Zeitschriften sehr prominent vertreten, jedoch die Resonanz bei den Lösern bleibt recht gering.

Dies scheint mir mit daran zu liegen, dass bei vielen Aufgaben dieses Typs retroanalytische Ansatzpunkte mehr oder weniger fehlen und auch die Anticirce-Bedingung (aus dem Schwalbe-Lexikon: „Ein schlagender Stein (auch König) wird nach dem Schlag als Teil desselben Zuges auf seinem Partieanfangsfeld wiedergeboren; der geschlagene Stein verschwindet. Ist das Wiedergeburtsfeld besetzt, ist der Schlag illegal. Ein wiedergeborener König oder Turm gilt als neu und darf rochieren. Beim Typ Calvet sind Schläge auf das eigene Wiedergeburtsfeld erlaubt, beim Typ Cheylan nicht.“) bei der ersten Beschäftigung damit ein wenig sperrig wirkt.

In der Tat sind gerade bei vielen steinarmen Anticirce-Verteidigungsrückzügern für die Lösung eher Überlegungen wie im direkten Matt erforderlich; dies wollen wir heute an einem Beispiel betrachten.

Andreas Thoma
Šachová skladba 2014, Lob
-6 #1, VRZ Proca, Anticirce Typ Cheylan (2+2)

 

Wer könnte hier mattsetzen? Kaum vorstellbar, dass der weiße Läufer das schaffen könnte, ebenso kaum vorstellbar, dass ein anderer weißer Stein entstehen kann, der das erledigt: durch Entwandlung des Läufers und Umwandlung z.B. in eine Dame oder durch erzwungenen Entschlag durch Schwarz. Also müssen wir annehmen, dass der weiße König dies erledigt!

Dies ist ja möglich bei direktem Königskontakt, wenn e1 frei (sonst wäre es kein Schach gegen den schwarzen König) und e8 besetzt ist (sonst wäre es ein illegales Selbstschach). Der weiße König steht auf e1 sehr aktiv, da er ja (nur) von hier aus irgendwo auf dem Brett entschlagen kann.

Wenn wir uns nun auf den wK als Mattfigur festgelegt haben, müssen wir uns überlegen, wo er mattsetzen kann und welche Hindernisse dem noch entgegenstehen.

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Retro der Woche 02/2021

Man kann schwerlich an Günther Weeth erinnern, ohne auf seine großartigen, phantasievollen und tiefgründigen Anticirce-Verteidigungsrückzüger einzugehen, die er mit vielen neuen Ideen versah. Meist sind sie von Wagner’scher Komplexität, doch ich habe für heute eine Co-Produktion von Günther Weeth und Klaus Wenda ausgesucht, die laut Preisrichter Thierry Le Gleuher „ausnahmsweise für diese Art von Problemen nicht sehr kompliziert“ ist. Aber elegant und witzig, das kann ich schon versprechen.
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Günther Weeth & Klaus Wenda
Die Schwalbe 2010, Korr.; 1. Lob
#1 vor 9 Zügen, VRZ Proca, Anticirce (4+8)

 

Die Aufgabe, ursprünglich von Günther Weeth im Oktober 2005 in der Schwalbe veröffentlicht, aber noch defekt, wurde dann von ihm zusammen mit dem Wiener Spezialisten komplett überarbeitet; die originell-witzige Idee (die sei hier schon verraten: Komplettverbau einer im Diagramm noch freien Linie) blieb natürlich erhalten.

Wir erinnern uns: Im Verteidigungsrückzüger will Weiß gegen die beste Verteidigung ein Matt vor der angegebenen Zügezahl erzwingen; Schwarz verteidigt sich. Beim Typ Proca entscheidet die Gegenpartei, ob ein Rücknahmezug ein Schlagfall war und welcher Stein entschlagen wurde — alles natürlich nur mit legalen (Rück-)Zügen.

Und bei der Anticirce-Bedingung entsteht der Schläger auf „seinem circensischen Ausgangsfeld“ neu; ist dieses besetzt, ist ein Schlag unmöglich. Für Retros heißt dies u.a., dass ein Stein unter der Anticirce-Bedingung nur entschlagen kann, wenn er auf seinem Partieanfangsfeld steht. Dies schränkt einerseits die potenziellen Schlagsteine ein, für die allerdings gibt es sehr viele Entschlagmöglichkeiten, da der Entschlag ja quasi „überall“ stattfinden konnte.

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