Retro der Woche 23/2024

Vor ein par Tagen bin ich im Internet, konkret bei facebook in der Gruppe „Chess Endgames and Compositions“ über eine Beweispartie gestolpert, die sich, wie ich meine, hervorragend für unsere Serie eignet: Da kann ich gleichzeitig noch eine Frage „jenseits der eigentlichen Aufgabe“ mit euch diskutieren.

Michel Caillaud
Die Schwalbe 2016, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 22,0 Zügen (14+14)

 

Beginnen wir mit der Analyse der Schlagfälle: Bei Schwaz fehlen [Lc8], der zuhause geschlagen werden musste, sowie [Bh7], der auf der h-Linie sterben musste. Bei Weiß fehlt {Be2], der selbst nicht schlagen konnte, sowie [Dd1], die auf b6 oder b5 vom schwarzen a-Bauern geschlagen wurde.

Das hilft nur bedingt weiter, drum betrachten wir die sichtbaren Züge: Bei Weiß haben wir 3+2+3+3+2+4=17 – erschreckend wenig, gerade weil wir wissen, dass sich kein Bauer umgewandelt haben kann: fünf Züge sind noch frei. Das Zählen bei Schwarz ist aber zunächst noch frustrierender: 4+1+0+1+0+3=9 !!

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Retro der Woche 46/2020

Ein wichtiges Ziel beim Komponieren von Beweispartien ist für viele, in der Diagrammstellung möglichst wenig von Inhalt und Thema zu verraten; dies ist etwa der Hauptgrund für die Beliebtheit von Umwandlungsthemen, bei denen der Umwandlungsstein oder sein „originales Gegenstück“ verschwindet. Ähnlich ist es mit Platzwechseln, Rundläufen und Rückkehren, ähnlich ist es mit „Betrüger-Steinen“, die den (falschen) Anschein erwecken, als stünden sie schon ursprünglich auf diesem Feld (als Bauer: kämen sie von dieser Reihe), kommen aber von einem anderen Feld, einer anderen Reihe.

Wenn ihr die heutige Beweispartie gelöst oder durchgespielt habt, möget ihr doch für euch entscheiden, ob die Autoren beim Komponieren auch dieses Ziel vor Augen hatten — ob sie es dann erreicht haben?

Etienne Dupuis & Michel Caillaud
Probleemblad 2000
Beweispartie in 20 Zügen (13+14)

 

Zählen wir zunächst die sichtbaren Züge, so entdecken wir bei Weiß gerade einmal drei (bxc3 sowie Lf1-h3-g4). Bei Schwarz sind es einige mehr: 1+2+0+1+2+8=14.

Merkwürdige Zählerei bei Schwarz für Läufer und Bauern? Nun, [Lc8] wurde offensichtlich zu Hause geschlagen (dafür brauchen wir natürlich weitere Züge von Weiß!), Le4 ist also ein offensichtlicher Phönix, muss also durch Umwandlung entstanden sein. Und minimal hat er anschließend einen Zug gemacht, um nach e4 zu kommen.

Es fehlt nur ein schwarzer Bauer, der [Lc8] durch Umwandlung ersetzt haben kann: [Bh7].

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Retro der Woche 14/2016

Die Beweispartien des Russen Rustam Ubaidullajew zeigen immer sehr originellen Inhalt fern jeglicher Schablone. Mir persönlich erscheinen sie auch (deswegen??) meist schwer zu lösen.

Heute habe ich ein schon etwas älteres Stück von ihm ausgegraben, an dem ihr meine Thesen selbst überprüfen könnt.

Rustam Ubaidullajew
Schachmatnaja Komposizija 2003
Beweispartie in 23 Zügen (16+16)

 

Überlegungen zur Schlagbilanz etwa anhand von Doppelbauern können wir uns hier natürlich sparen, da ja noch alle 32 Klötze auf dem Brett stehen.

Auffällig an der Diagrammstellung ist sicher besonders wTd7, der ja „irgendwie“ über die achte Reihe auf sein Zielfeld gelangt sein muss. Und wie üblich sind das „Züge zählen“ und mögliche Schlussfolgerungen daraus auch hier eine Grundlage zur Lösung.

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