Retro der Woche 30/2016

Im Retro der Woche 17/2016 hatte ich bereits den zweiten Preis des Schwalbe-Informalturniers 2014 vorgestellt. Heute möchte ich mich dem vierten Preis zuwenden, der ebenfalls beeindruckende, moderne Beweispartie-Thematik zeigt.

Nicolas Dupont & Silvio Baier
Die Schwalbe 2014, 4. Preis
Beweispartie in 30 Zügen (12+14)

 

In seiner unnachahmlichen Art bezeichnete Hans Gruber als Kommentator das Stück als „Eine der leichtesten Übungen seit langem!“, was er wie folgt erklärte: „Bei DER Kombination von Autoren kann man die Erwartungen gleich auf ‚Knüller‘ einstellen. Und sie werden nicht enttäuscht. … Grandios!!“

Dann wollen wir uns diesen Knüller doch genauer anschauen, bei dem keine Doppelbauern im Diagramm zu sehen sind, bei dem also die Schlagfälle zunächst gut verborgen sind.

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Retro der Woche 27/2016

Auf das Ergebnis der Kompositionsweltmeisterschft der Jahre 2013-2015 hatte ich in der letzten Woche schon hingewiesen. Eine großartige Leistung ist es von Dmitrij Baibikov, dass er seinen Titel aus den Jahren 2010-2012 verteidigen konnte! Alle seine sechs eingereichten Aufgaben erreichten mehr als 8 Punkte und sind damit bereits für das FIDE-Album qualifiziert –- und sein best-bewertetes Stück kam gar auf die Maximalpunktzahl von 12.

Diese Aufgabe möchte ich heute zeigen; da möchte ich euch empfehlen, sie in aller Ruhe nachzuspielen, auch die Verführungen anzuschauen und genau zu überlegen, warum keine Abweichungen auftreten können.

Dmitrij Baibikov
Phénix 2015
Letzte 60 Einzelzüge? (11+11)

 

Wenn ihr kurz zurückdenkt, erinnert ihr euch vielleicht noch an das Retro der Woche 23/2016: Da hatte ich den bisherigen Rekord der längsten eindeutigen Rückzugfolge ohne Benutzung der 50-Züge-Regel (das waren 55 gewesen), vorgestellt. Damit hatte Pascal Wassong 1994 den bis dahin gültigen Rekord von Hugo August aus dem Jahr 1941 (!) um einen Zug überboten.

Die nunmehrige Überbietung durch Dmitrij um mehr als neun Prozent zeigt schon, dass wir es hier mit einem Bob-Beamon-Sprung zu tun haben!

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Retro der Woche 25/2016

Ein allgemeiner Tipp gefällig? Wenn ihr eine Aufgabe von Rustam Ubaidullajew findet, solltet ihr sie euch anschauen! Sehr viele existieren nicht von ihm: Die PDB enthält 69 Aufgaben von ihm, ausschließlich Beweispartien.

Er zeigt nicht immer unbedingt hochmoderne Inhalte, aber all seine Aufgaben haben, finde ich, das „gewisse Extra“, zeigen stets originelle, ungewöhnliche Thematik — so auch das Stück, das ich für heute ausgewählt habe.

Rustam Ubaidullajew
Phénix 2008, 3. Preis, Michel Caillaud gewidmet
Beweispartie in 20 Zügen (12+12)

 

Natürlich fällt im Diagramm sofort der weiße König auf dem Standfeld seines Kollegen auf: Damit sind schon sieben Züge des Weißen sichtbar. Darüber hinaus sehen wir, dass [Dd1] zwei Züge brauchte, um nach a3 zu gelangen.

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Retro der Woche 20/2016

Für die Pfingsttage habe ich heute ein etwas komplexeres Retro ausgesucht, das eine genaue Beschäftigung verdient. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich gemeinsam mit Ulrich Ring und Hans Gruber (als Ersatzrichter-Trio) den Preisbericht vorbereitet und mich gerade für dieses Stück begeistert hatte. Ich orientiere mich im Folgenden an unseren Kommentaren im Preisbericht.

Andrej Kornilow & Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1999, 1. Preis, A. Kisljak zum 60. Geburtstag gewidmet
Welche Umwandlungen erfolgten? Auf welchen Feldern? (12+11)

 

Sofort sehen wir, dass der letzte Zug ein Abzugsschach des wSf4 gewesen sein muss. Darüber hinaus sind vier weiße und zwei schwarze Bauernschläge sofort offensichtlich.

Nun wollen wir versuchen herauszufinden, wie die Stellung, sprich: der große Knoten im Norden und Osten, aufgelöst werden kann?

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Retro der Woche 19/2016

Letzte Woche hatte ich hier den ersten Preis des Hanspeter-Suwe-60 Turniers vorgestellt, heute kommt wie versprochen der zweite Preis an die Reihe, ebenfalls mit einem bemerkenswerten Wechsel der Forderung

Bernd Gräfrath
6. K&T Thematurnier 2016, 2. Preis
a) Wer darf noch rochieren? b) Beweispartie in 12 Zügen (13+14)

 

Beschäftigen wir uns zunächst mit der ersten Fragestellung. Dem ersten Anschein nach spricht nichts gegen die Möglichkeit beider Parteien, noch zu rochieren. Natürlich fällt bei Schwarz die lange Rochade weg, aber warum sollte die kurze nicht mehr möglich sein? Ebenso spricht zunächst nichts gegen eine weiße Rochade.

Schauen wir allerdings genauer hin, so macht uns sBb5 ein wenig Kopfzerbrechen: Bei Weiß fehlen drei Bauern, welchen sollte er dann geschlagen haben, um von der c-Linie nach b zu kommen? Entweder hat sich [Bf2] umgewandelt und wurde dann auf b5 oder b6 geschlagen, oder dort wurde [Ba2] geschlagen.

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Retro der Woche 17/2016

Im April-Heft der Schwalbe ist bereits der Preisbericht der Retros aus dem Jahre 2014 von Kostas Prentos erschienen; ein Stück daraus möchte ich heute vorstellen.

Silvio Baier
Die Schwalbe 2014, 2. Preis
Beweispartie in 27 Zügen (14+13)

 

Auf beiden Seiten fehlen nur Bauern, und sofort sieht man sowohl für Weiß als auch für Schwarz jeweils zwei Schläge durch Bauern: Weiß hat exf und hxg gespielt, bei Schwarz sehen wir exf6 und dxe6.

Mit diesen vier Schlagzügen können keine Bauern geschlagen worden sein – damit wissen wir schon jetzt, dass es (mindestens) zwei weiße und zwei Schwarze Umwandlungen gegeben haben muss.

Können wir auch schon etwas über den dritten Schlag durch Weiß sagen?

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Retro der Woche 16/2016

Nikita Plaksin ist sicherlich einer der bedeutendsten Komponisten klassischer Retros, der aber auch intensiv im Bereich der Märchen-Retros unterwegs war: Speziell mit Andrej Kisljak zusammen hat er intensiv verschiedene Märchenbedingungen auf Last-mover Rekorde untersucht, bei denen also (zumindest) der letzte Zug eindeutig ist – und das mit möglichst wenigen Steinen.

Heute habe ich aber eine klassische Aufgabe von ihm herausgesucht, die mir immer wieder sehr gut gefällt.

Nikita Plaksin
Schachmati w SSSR 1991, 1. Preis — A. Kisljak gewidmet
#1 durch Schwarz (11+14)

 

Hier sehen wir wieder einmal eine Vorwärtsforderung, die sehr schnell zu lösen ist: Weiß ist am Zug, muss das Schachgebot durch 1.Txg4 parieren, wonach 1.– Sd6# mattsetzt. Aber das ist natürlich nicht der dürftige Inhalt dieser Aufgabe; natürlich geht es um die Stellungsgenese: Wie lässt sich die Diagrammstellung auflösen?

Dazu untersuchen wir wie üblich zunächst einmal die Schläge: Die Konstellation der schwarzen Bauern auf der b- und c-Linie erfordert drei Schläge (axb, bxc, dxc), ferner geschah gxXf6 – und das Schachgebot in der Diagrammstellung konnte auch nur durch Lh3xXg4 gespielt werden, damit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt.

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Retro der Woche 15/2016

Nicht nur die neueste Schwalbe bietet viel Lesestoff für uns Retrofreunde, auch die neue Ausgabe von StrateGems (April-Juni 2016): Neben dem reichhaltigen Urdruckteil gibt es den fünften Teil von Silvio Baier, Nicolas Dupont und Roberto Osorio über Weiterentwicklungen der „future proof games“, bei denen mindestens zwei Themen doppelt gesetzt sind. (Die Fortsetzung dieser Reihe, die für jeden Retrofreund, vor allen Dingen jeden Preisrichter ein „Muss“ ist, wird im Januar 2017 starten.)

Dieser Teil mit insgesamt 23 Aufgaben enthält drei Urdrucke, zwei davon von Nicolas, der in diesem Jahr Beweispartie-Preisrichter bei StrateGems ist; eine davon wollen wir uns heute anschauen.

Nicolas Dupont
StrateGems 2016
Beweispartie in 25,5 Zügen (14+13)

 

Man sieht sofort, dass nur Bauern im Diagramm fehlen, die jeweils beiden Doppelbauern konnten aber nicht durch Schlag dieser fehlenden Bauern entstanden sein. Damit wissen wir schon jetzt, dass wir in der Lösung vier Umwandlungen zu erwarten haben – so überraschend ist dies angesichts des Erscheinungsort dieser Aufgabe im Aufsatz natürlich nicht.

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