Retro der Woche 46/2014

Der im Jahre 2010 verstorbene Alexander Kisljak (*27.12.1938, †5.5.2010) war ein bedeutender Komponist überwiegend klassischer Retros, auch wenn er beispielsweise eine Serie 64 kürzester Beweispartien veröffentlicht hatte, in denen der schwarze König jeweils auf einem anderen Feld matt gesetzt wurde. Er hat viele interessante Aufsätze veröffentlicht, wobei er immer wieder in Die Schwalbe und feenschach publizierte.

Beim heutigen Stück ist es offensichtlich, dass Schwarz zuletzt gezogen hat, denn der weiße König steht im Schach.

Alexander Kisljak
Uralski Problemist 2000, 1. Preis
Löse die Stellung auf (11+12)

 

Dieses Schach kann nur durch einen Entschlag aufgehoben werden; der letzte Zug muss also Tb7xXb6+ gewesen sein, welcher Stein dort geschlagen wurde, wissen wir noch nicht. Verwundert reiben wir uns die Augen, dass Weiß nun, unabhängig vom Entschlag auf b6, nur einen einzigen letzten Zug hatte: c7-c8=S.

Nach dieser Rücknahme beginnen wir mit unserer Inventur: Mit dem Schlag auf b6 und dem [Lc1], der zu Hause geschlagen werden musste, fehlen noch drei weiße Steine, die alle durch Bauern geschlagen wurden.

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Reto Aschwanden 40

Ganz herzliche Glückwünsche gehen heute in die Schweiz nach Zürich, wo Reto Aschwanden seinen 40. Geburtstag feiert.
Reto ist der jüngste Kompositions-Großmeister; er war bei der Titelvergabe gerade einmal 35 Jahre alt. Er ist einer der besten Beweispartie-Komponisten und hat sich auch als Autor von Märchenschachaufgaben einen hervorragenden Namen gemacht, speziell mit seinen hoch komplexen zyklischen Märchen-Zweizügern.

Hier aber wollen wir uns natürlich eine Beweispartie von ihm anschauen: Ich habe ein schon älteres Stück von ihm herausgesucht, das mir immer wieder hervorragend gefällt.

Reto Aschwanden
Probleemblad 2002
Beweispartie in 18 Zügen (13+13)

 

Lösung:
1.b4 Sa6 2.b5 Sc5 3.b6 Sa4 4.bxc7 b5 5.c4 Lb7 6.c8=S Ld5 7.Sxe7 Sxe7 8.c5 Sg6 9.c6 Df6 10.c7 Df3 11.c8=S f6 12.Se7 Lxe7 13.h4 OOO 14.h5 Tde8 15.h6 Ld8 16.hxg7 h5 17.g8=S h4 18.Se7+ Txe7.

Ceriani-Frolkin-Umwandlungen mit drei Springern sind nicht so ungewöhnlich. Hier jedoch haben wir dreimal das Prentos-Thema (Schlag des Ceriani-Frolkin-Steins durch einen Offizier, nicht durch einen Bauern), und das auf immer dem gleichen Feld durch unterschiedliche Steine.

Unglaubliche Eleganz mit ausschließlich thematischen Zügen bei Weiß!

Leider hat Reto sich in der letzten Zeit am Konstruktionsbrett ziemlich rar gemacht – ich hoffe sehr, dass sich das bald wieder ändern wird!

Retro der Woche 34/2014

Mal wieder ein Blick dreißig Jahre zurück, auf ein klassisches Retro aus der damaligen Sowjetunion. „Wieso Retro, das ist doch eine Vorwärts-Forderung?“ mag der eine oder andere vielleicht fragen.

Richtig, ein einzügiges Matt ist leicht zu finden (Lxf6 bzw. Lg4) –- aber genau das ist der Punkt: Eigentlich können beide Seiten Matt setzen, wenn sie denn am Zug sind. Und das gilt es per Retroanalyse zu klären.

Metschislaw Palewitsch
Shakhmaty v SSSR 1984, 3. Preis
Matt in einem Zug (11+15)

 

Zur damaligen Zeit wurden besonders in der Sowjetunion Retros hinter „Vorwärtsforderungen“ versteckt, wohl um ihre Publikationschancen in den sehr orthodox orientierten Zeitungen zu verbessern, obgleich gerade zu dieser Zeit Retros in der UdSSR eine sehr hohe Qualität und internationale Reputation hatten.

Lassen wir uns also davon nicht irritieren und schauen uns zunächst einmal die Schlagbilanz an:

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Bonavoglia-60 Turnier

Wer heute keine Lust auf Fußball hat oder sich einfach nur entspannt auf das wahrscheinlich hochsommerliche Wochenende einstimmen will, dem empfehle ich, einen Blick in die neueste Ausgabe von Best Problems zu werden: Dort findet ihr u.a. den Preisbericht zum Marco-Bonavoglia-60 Geburtstagsturnier, in dem Beweispartien mit mehreren Lösungen gefordert waren, die zweifarbige Strategie zeigen. Zwar gab es nur 14 Einsendungen, aber der Jubilar, der selbst richtete, ist mit der Qualität sehr zufrieden; er hat immerhin neun Aufgaben ausgezeichnet.

Hier zeige ich den ersten Preis:

Michel Caillaud
Marco Bonavoglia 60 Turnier 2014, 1. Preis
Beweispartie in 12,5 Zügen, 2 Lösungen (15+14)

 

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Retro der Woche 26/2014

Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder im feenschach-Heft 186 (April-Juni 2011) geblättert – ein richtig schönes „Retro-Heft“, das neben einem interessanten Artikel von Bernd Gräfrath (Begründungsstrategien für Schnoebelen-Damen) noch die Retro-Preisberichte von 2003 (Richter: Thierry Le Gleuher) und 2009 (Richter: Günther Weeth) enthält.

Aus dem erstgenannten Preisbericht möchte ich heute eine Aufgabe vorstellen, die, wenn man sie genau betrachtet, nicht ganz orthodox ist. Die Frage der Aufgabenstellung impliziert nämlich eine Auflösung unter der Bedingung, dass die Damenzüge minimal sind. Demnach muss man die Auflösung so gestalten, dass möglichst wenige Damenzüge gespielt worden sind.

Alexander Zolotarew
feenschach 151 (2003), S.57 3. Preis
Minimale Zahl aller Damenzüge? (10+13)

 

Was schreibt der Preisrichter zu dieser Aufgabe? „Ein ausgefeiltes Werk, das … es verdient, in allen seinen Details von den Lösern ausführlich studiert zu werden.“

Dazu lade ich euch nun ein, indem ich zunächst die Lösung und anschließend den gesamten Kommentar von Thierry zitiere: Ich kann euch nur einladen, seiner Empfehlung zu folgen!
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Retro der Woche 25/2014

Ich hatte ja schon darauf hingewiesen, dass ich im Rahmen des Richtens für das FIDE-Album auch eine Menge Aufgaben gesehen habe, die ich noch nicht kannte, weil sie in mir üblicherweise nicht zugänglichen Quellen erschienen waren. Dass das wahrlich nicht bedeuten muss, dass diese Aufgaben vielleicht nicht so gut sind, zeigt sich bei dem heutigen Beispiel schon an den Namen der Autoren.