Retro der Woche 8/2013

Die Autoren des heutigen “Retro der Woche” sind den meisten sicher besonders als Studien-Verfassern bekannt; die Endspielspezialisten unter euch kennen bestimmt die bahnbrechenden Analysen von Troizkj zum Endspiel KSS-KB, aber beide haben auch Retros komponiert: Korolkow gelegentlich (in der PDB finden sich 45 Aufgaben von ihm), während Troizkj einer der ersten bedeutenden Retro-Komponisten überhaupt war: Er ist bereits mit 14 Aufgaben im 1915 von Dawson und Hundsdorfer herausgegebenen Buch “Retrograde Analysis” vertreten und hat auch später noch einige Retros gebaut.

Das Stück, das ich heute ausgesucht habe, ist recht leicht zu lösen, aber sehr hübsch.

Andrej Troizkj & Wladimir Korolkow
problem 1957, 1. Preis
Ist die Stellung legal? (9+12)

Offensichtlich ist der weiße König im Feindesland eingeklemmt; ihn gilt es herauszuholen. Dem steht aber der schwarze Turm auf f7 entgegen: Der muss erst nach draußen gebracht werden, bevor der König über h7 wieder ins Freie kommen kann. Ein sofortiges 1.– Tf8-f7 nebst Th8-f8 und Th-h8 funktioniert nicht, da Weiß dann keinen Retrozug hat. Geht aber etwa 1.– Kf8xSe8 ? Um das zu beantworten, schauen wir uns die Stellung genauer an:
Weiterlesen

Retro der Woche 1/2013

Das Retro der Woche 1/2013 erscheint schon im Jahr 2012 — macht der Retroblogger nun den verrückten Ehrgeiz vieler Zeitschriften-Herausgeber mit, möglichst früh da zu sein, das Januarheft Ende November, spätestens Anfang Dezember erscheinen zu lassen? (Gut, dass von diesem Bazillus Die Schwalbe und feenschach nicht befallen sind…)

Nein, wir wollen ja mit dem Retro der Woche in die neue Woche starten, und daher richte ich mich nach der Kalenderwochen-Zählung der kommenden Woche, und die orientiert sich bekanntlich am Donnerstag.

Zum Ende des Jahres möchte ich gern die Diskussion zum Ende der Beweispartie aufgreifen, die Bernd Gräfrath mit seinem Vortrag beim Schwalbetreffen in Göttingen (siehe 252 Die Schwalbe Dez. 2011, S.343ff und 254 Die Schwalbe Apr. 2012, S.439ff) angeregt hat und dabei nicht, wie wir es schon oft beim #2 und dem Hilfsmatt erlebt haben, über das “Ende durch Ausschöpfung” einer Gattung schwadroniert, sondern die wichtige ästhetische Frage stellt, wie wir es mit dem “Ankleben” von weiteren Zügen halten, nachdem das eigentliche Thema dargestellt ist.

Für mich ist das auch eine Frage der Ökonomie; dieser Begriff bedeutet für mich mehr als reines Steine-Zählen, sondern auch z.B. die Frage der Zeit-Ökonomie. Aber die Ökonomie ist für mich kein absoluter Wert, sondern muss immer im Kontext der konkreten Aufgabe und ihrer Darstellung gesehen werden. Da halte ich es mit Herbert Grasemann: “Ökonomisieren heißt Haare schneiden, nicht skalpieren.”

Thomas Brand
Probleemblad 2004 (nach E. Dupuis)
Beweispartie in 16 Zügen (14+13) Co+

Ich stand bei der heutigen Aufgabe auch vor der Frage, noch ein Zugpaar “anzukleben”, obgleich das eigentliche Thema schon nach 15 Zügen dargestellt ist. Allzu schwer sollte das Stück nicht zu lösen sein, wenn man darüber nachgedacht hat, wie fehlende Steine verschwinden konnten.
Weiterlesen

Retro der Woche 37/2012

Während der olympischen Spiele in London, nun auch während der Paralympics werden wir im Internet höchst aktuell durch Eilmeldungen über Medaillen deutscher Athleten informiert. Aber gerade zu dieser Zeit gab es Olympiamedaillen zu vermelden, über die in den Medien überhaupt nicht, geschweige denn so herausragend berichtet wurde: Zwei goldene und eine silberne Medaille gingen beim Olympia-Kompositionsturnier an deutsche Autoren! In der Selbstmatt-Abteilung belegte Torsten Linß den zweiten Platz, bei den Mehrzügern gewann Marcel Tribowski die Goldmedaille ebenso wie Silvio Baier bei den Retros.

Weiterlesen