2024

Allen Retrofreunden wünsche ich
ein gutes und friedliches neues Jahr 2024!

Traditionell möchte ich auch an diesem Neujahrstag mit euch zusammen in der Geschichte der Retroanalyse 100 Jahre zurück blicken.

Dabei ist das neue Jahr speziell für die deutschen Retrofreunde ein ganz besonderes: Vor 100 Jahren, am 10. Februar 1924, wurde in Essen die Schwalbe gegründet; sie feiert in diesem Jahr also ihren hundertsten Geburtstag. Dazu sind bereits einige spezielle Veranstaltungen und Aktionen geplant, über die ich auch hier berichten werde; zentraler Anlaufpunkt ist allerdings die Schwalbe-Seite.

Im August 1924 erschien die erste Ausgabe der Schwalbe-Zeitschrift. Schon früher im Jahr hatte Franz Palatz (18.7.1896–1945), der in den folgenden Jahren die Schwalbe in unterschiedlichen Funktionen unterstützte ein hübsches Retro-Rätsel publiziert, das ich euch “für zwischendurch” ans Herz legen möchte.

Franz Palatz
Deutsches Wochenschach 15.1.1924
Schwarz nimmt seinen letzten Zug zurück und zieht so, daß Weiß s#2 erzwingen kann. (5+3)

 

In etwa einer Woche werde ich hier wie üblich die Lösung nachreichen.

 

Lösung

Zurück: h2xLg1=T; stattdessen h1=L Dann 1.Kh5 Kh3 2.Df3+ Lxf3#.

Sehr hübsch, wie ich finde!

Uli Ring 80

Herzliche Glückwünsche gehen nach Roßdorf bei Darmstadt zu Uli Ring, der heute sein achtes Lebensjahrzehnt vollendet.

Bereits mit zwanzig Jahren übernahm er von Hermann Albrecht die Zweizüger-Abteilung der Schwalbe, machte sich später auch als bedeutender Hilfsmatt- und Retro-Spezialist einen Namen; besonders bei der frühen Entwicklung der Beweispartien war er sehr aktiv und erfolgreich. Einige Beispiele findet ihr mithilfe der Suchfunktion hier im Blog. Vielen von euch ist Uli ja auch von seiner regelmäßigen Teilnahe an den Andernach-Treffen persönlich bekannt; dort oder wo auch sonst immer genieße ich das Zusammensein, die Gespräche mit ihm.

Lieber Uli, ich wünsche dir von Herzen alles Gute für dein neues Lebensjahrzehnt: Gesundheit, Glück, Zufriedenheit — alles, was du dir selbst wünschst. Und heute lass dich toll feiern!

Gelegentlich hat Uli auch Märchen-Retros gebaut; ich lade euch ein, mit dieser Kleinigkeit “zwischendurch” seinen Geburtstag mitzufeiern — die Lösung findet ihr wie immer in etwa einer Woche hier.

Ulrich Ring
Diagramme und Figuren 1969
-(w+s) & h#1, Circe (1+1)

 

Soo schwer war das sicherlich nicht?!

 

Lösung

R: 1.Kd1xTc1 Tc8xDc1, dann 1.Tg8 Dh6#

Retro der Woche 18/2023

Vor zwei Wochen hatte ich hier eine Aufgabe von Josef Haas (28.1.1922 – 11.11.2003) vorgestellt; heute soll eine weitere folgen. Ich finde seine Aufgaben deshalb sehr schön und werbewirksam, weil die Diagrammstellungen meist recht einfach erscheinen, aber die Lösungen dennoch eine Menge retroanalytischen Tiefgang besitzen.

Josef Haas
feenschach 1971, 2. Preis
Weiß nimmt einen Zug zurück, dann #2 ; b) sBc7>d5, dann #3 (11+9)

 

So ist es hier auch, wie ich finde: eine recht offene Stellung, die aber nette Schlussfolgerungen erfordert, um die Lösungen zu finden.

Überlegen wir aber zunächst, wie wir prinzipiell die Vorwärtsforderung erfüllen können. So kann Weiß in a) 1.Kxg7 und 2.Tf8# spielen — wenn Schwarz nicht mehr rochieren darf.

Die Diagrammstellung lässt sicherlich die schwarze lange Rochade zu — wir müssen also eine Rücknahme finden, nach der die Rochade nachweisbar illegal ist.

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Retro der Woche 16/2023

Bei Aufgaben mit einer Forderung wie beim heutigen Stück oder auch ähnlichen kann es einfach um das Finden desjenigen Zugs gehen, der im Sinne der Vorwärtslösung zurückgenommen werden muss, ohne dass das mit retroanalytischen Überlegungen verknüpft ist — oder es geht um echte Retroanalyse.

Steht über dem Diagramm der Name des Kriminalbeamten Josef Haas (28.1.1922 – 11.11.2003), so könnt ihr euch sicher sein, dass dann eine Aufgabe des zweiten Typs vorliegt, so auch heute.

Josef Haas
Die Schwalbe 1973, 2. Preis
Weiß nimmt einen Zug zurück und setzt in einem Zug matt (13+8)

 

In der Diagrammstellung sehen wir bereits einen Mattzug, nämlich 1.Kc2#, quasi ein „Satzmatt“, denn Weiß muss ja zuvor noch einen Zug zurücknehmen.

Wieso kann das nicht ein fast beliebiger weißer Zug sein (Läufer oder Dame bleiben auf ihrer Diagonale, Te1-d1 oder irgendwelche anderer)?

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2023

Allen Retrofreunden wünsche ich
ein gutes und friedliches neues Jahr 2023!

Wie in den letzten Jahren möchte ich auch an diesem Neujahrstag mit euch zusammen in der Geschichte der Retroanalyse 100 Jahre zurück blicken.

Im Jahr 1923 taucht Thomas Rayner Dawson in der Liste der meist publizierenden Retro-Autoren wieder einmal ganz vorn auf, aber auch Niels Høeg und Hans Klüver, über den ich im letzten Jahr an dieser Stelle gesprochen hatte, veröffentlichten fleißig.

Dennoch zitiere ich von keinem der drei eine Aufgabe, denn das sicherlich bekannteste Retro des Jahres 1923, eines der bekanntesten Retros überhaupt, stammt vom Spanier Julio Sunyer (11.4.1888–27.11.1957).

Julio Sunyer
The Chess Amateur
Weiß und Schwarz nehmen je 1 Zug zurück, dann h#1. (1+1)

 

Diese Aufgabe erschien im Mai; im September veröffentlichte der Däne Knud Hannemann (16.2.1903–1.5.1981) in Skakbladet quasi einen Zwilling mit dem weißen König auf h6 und identischer Forderung.

In einer Woche werde ich hier die Lösungen bringen.

Lösung

Sunjer: R 1.Kg6xTh5 Th8xDh5 & vor: 1.O-O Dh7#
Hannemann: R: 1.Kg7xTh6 Td6xDh6 & vor: 1.Td8 De6#
(auf den Vorgänger hatte Werner Keym imn seinem Kommentar bereits hingewiesen.)

Klaus Wenda 80

Auf den Kreuzberg in Österreich gehen heute ganz herzliche Glückwünsche: Dort hat Klaus Wenda zusammen mit seiner Frau Doris schon lange sein Sommerdomizil aufgeschlagen, dort feiert er — unglaublich! — heute seinen 80. Geburtstag.

Eigentlich muss ich sicher nicht viel über Klaus erzählen: Früherer PCCC-Präsident (1986-1994, heutiger Ehrenpräsident der Nachfolge-Organisation WFCC), noch immer WFCC-Delegierter Österreichs, ein begnadeter und vielseitiger Komponist („natürlich“ Kompositions-GM) auf allen Gebieten, nur eine Studie kenne ich nicht von ihm, Verfasser und Herausgeber zahlloser Bücher und Aufsätze, Spiritus Rector von feenschach, ein unglaublich liebenswürdiger und stets hilfsbereiter Mensch — habe ich etwas vergessen? Ja klar, seinen Einfluss auf die „modernen Retros“.

Sein Aufsatz „Beckmesser versus Stolzing. Reflexionen zur Legalität unter der Anticirce-Bedingung“ in feenschach, November – Dezember 2001, Nr. 144, S. 275–277 hat den Verteidigungsrückzüger mit der Anticirce-Bedingung wenn nicht erfunden, so aber als unglaublich vielseitige Möglichkeit, höchst komplexe, interessante und gleichzeitig sparsame Verteidigungsrückzüger zu bauen, ins Bewusstsein auch anderer Komponisten gebracht; hier seien nur Wolfgang Dittmann, Günther Weeth und Andreas Thoma aus dem deutschsprachigen Raum genannt. Wer hierzu einen Überblick sucht, dem sei immer noch Dittmanns „Der Blick zurück“ empfohlen — oder der Blick in beliebige Retro-Preisberichte der letzten 15 Jahre! Diese Entwicklung wäre ohne Klaus nicht ansatzweise vorstellbar gewesen.

Lieber Klaus, im Namen aller Leser hier im Blog wünsche ich dir für dein neues Lebensjahr(zeht) alles denkbar Gute: Gesundheit, Glück, Zufriedenheit, weiterhin viel Freude, viel Erfolg bei unserem Lieblingshobby. Und für heute wünsche ich dir, dass du zusammen mit deinen Lieben einen wunderschönen Tag verbringen kannst — lass dich feiern!

Der erwähnte Artikel war aber nicht seine erste Beschäftigung mit Märchen-VRZ: Auch einige schöne Madrasi-Aufgaben hat er gebaut, von denen ich eines meiner Lieblingsstücken hier vorstellen möchte:

Wolfgang Dittmann & Klaus Wenda
Die Schwalbe 1986 (VV)
#1 vor 3 Zügen VRZ Proca Madrasi (12+9)

 

 

 

Lösung

R 1.Te4-h4? d4-d3! Weiß ist in Zugzwang; 2.b4-b5 oder 2.f4-f5 verhindern den Vorwärts-e.p.-Schlag, da der Doppelschritt des Bd7 nicht mehr nachweisbar ist; 2.a4-a5? Kb8-c8! 3.b5xLb6 erzwungen. 2.b5xLa5? 3.Kc7-d6 wird illegal, d7d5 verbietet sich, da auch Tf8 noch einen Entschlagstein benötigt.
R 1.Tc4-h4! [2.b4xSc5 & vor: 1.Txc5#] 0-0-0! 2.Te4-c4 B~d3 3.Kc7-d6 & vor: 1.e5xd6e.p.#

(Die Lösung habe ich aus Dreiklang (Johandl, Wenda, Chlubna) zitiert; dort ist noch eine inkorrekte Fassung abgedruckt.)

Das solltet ihr genauer anschauen, das lohnt wirklich zu verstehen, wie der Zugzwang von Weiß auf Schwarz wandert.

Aber natürlich soll es auch noch etwas „für zwischendurch“ zum Lösen geben: Klaus hat sich intensiv mit „Spiegelzwillingen“ beschäftigt, vielfach im Zusammenhang mit Circe. Hier nun ein orthodoxer Hilfsrückzüger:

Klaus Wenda
problem 1976, 1. Preis
-s, dann h#1; b) gespiegelt an der Mittelsenkrechten (sTa8) (11+4)

 

 

Wie immer gibt es in etwa einer Woche hier die Lösung!

Lösung

a) R: 1.Te8xDh8 & vor: 1.Kc8 Dxe8#
b) R: 1.Ke8-e7 & vor: 1.O-O-O a8=D#

Bernd Schwarzkopf 75

Heute gehen herzliche Glückwünsche in den Rheinkreis Neuss, wo Bernd Schwarzkopf seinen 75. Geburtstag feiert.

Viele kennen Bernd, den es wie mich aus Westfalen ins Rheinland gezogen hat, sicher von Schwalbe- und Andernach-Treffen, wo er quasi nie fehlt, kennen ihn als jemanden, der in seinen zahlreichen Kompositionen (die PDB enthält fast 1400 von ihm, davon mehr als ein Viertel Retros) seine Meisterschaft in der Kleinkunst beweist, der in Aufsätzen tiefsinnig Themen ausschöpft, der gern Text- und Konstruktionsaufgaben erfindet und mit unglaublichem Eifer an einer möglichst knappen und eindeutigen Formulierung der Forderungen feilt.

Und wir alle haben schon von seiner gründlichen, präzisen und unglaublich schnellen Arbeit „im Hintergrund“ profitiert: Als „Dschungelbuch“-Sammler, langjähriger Bücherwart der Schwalbe, besonders aber als Jahrzehnte langer Ersteller der unglaublich hilfreichen, weil akkuraten und ausführlichen, Inhaltsverzeichnisse für Schwalbe, feenschach und die Problemkiste. Für seine Verdienste um die Schwalbe wurde ihm im Jahre 2006 die Goldene Ehrennadel verliehen.

Ich wünsche dir für den heutigen Tag schönes Feiern, für das nächste Vierteljahrhundert alles denkbar Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit unserem gemeinsamen Lieblingshobby.

„Für zwischendurch“ habe ich ein sehr nettes Asymmetrie-Stück herausgesucht: Viel Spaß beim Knobeln! Die Lösung findet ihr wie immer in etwa einer Woche hier.

Bernd Schwarzkopf
Problemkiste 09/2013
-1, dann =3 (4+3)

 

 

 

Lösung

R: 1.Ke1-d1 & vor: 1.0-0-0+! Ke2 2.Tgf1 c2 3.Kxc2=

Da ist auch sofort klar, warum nicht “zur anderen Seite hin” zurückgenommen werden kann!

Noch ein Wenigsteiner

Vor etwa zwei Wochen hatte ich hier einen Wenigsteiner von Peter Kniest vorgestellt, in dem nach der Rücknahme eines Zuges und vorwärts nach einem Matt und Hilfsmatt der rücknehmenden Partei gefragt war.

Ein weiters Beispiel möchte ich euch — witzigerweise mit demselben Material — zeigen:

Hansjörg Schiegl
feenschach 1984, Lob
a) Weiß -1, dann #1 & h#1 b) Duplex (2+2)

 

Wiederum wünsche ich euch viel Spaß damit; wie immer findet ihr in etwa einer Woche hier die Lösung.

 

Lösung

a) Weiß zurück Kc7xLc8 & v: (#1) Da8# und (H#1) 1.Kd8 Dd7#
b) Schwarz zurück Kb6xSa6 & v: (#1) De8# und (H#1) 1.Da5 Db7#