Zwischendurch 57

Heute beginnen in NRW die Herbstferien – richtig, die Sommerferien sind kaum beendet, da geht es schon wieder los… Da habt ihr vielleicht mal wieder Lust, euch eine kleine Retroaufgabe anzuschauen und zu lösen? Heute gar eine etwas märchenhafte…

Theodor Steudel
feenschach 2006
-S & h=3, Ohneschach (2+4)

 

Hier nimmt also Schwarz einen Zug so zurück, dass anschließend ein Hilfspatt in drei Zügen erspielbar ist. Die Bedingung “Ohneschach” bedeutet, dass nur Schachgebote, die gleichzeitig matt setzen, erlaubt sind. Schwarz am Zug dürfte im Diagramm also z.B. b1=D# spielen. Stünde dort z.B. ein zusätzliche wLh5, wäre dieser Zug nicht zulässig, da Weiß das Schachgebot ja mit Ld1 parieren könnte, also kein Matt vorläge.

Hier zeigte der Altmeister der (nicht nur Retro-) Kleinkunst ein nicht nur bei Retros beliebtes Thema.

Retro der Woche 38/2018

Traditionell hatte Michel Caillaud beim WCCC wieder sein traditionelles Champagner-Turnier ausgerichtet – in diesem Jahr war der Valladão-Task gefordert: In einer Aufgabe kommen alle drei „Sonderzüge“ (Rochade, Umwandlung und en passant Schlag) vor. Das Turnier hatte zwei Gruppen: Beweispartien und andere Retros.

Heute möchte ich eine Aufgabe der „anderen Retros“ vorstellen, in der kommenden Woche kommt eine Beweispartie.

Marko Klasinc
Champagner-Turnier 2018, Abteilung B, 2. Preis
(-w & #2)* (11+12)

 

Die knapp geschrieben Forderung besagt, dass Weiß einen Zug zurücknimmt und dann in zwei Zügen mattsetzt. Dabei gibt es ein Satzspiel, d.h. Weiß kann die Mattforderung sofort erfüllen.

Schnell sieht man dieses Satzmatt 1.Dg8# — und sofort verfällt man auf die Idee, irgendeinen weißen Zug zurückzunehmen, um dann sofort Dg8# vorwärts zu spielen.

Aber so einfach ist das nicht: R 1.f2xXe3 ist illegal, da es die sDh1 einmauern würde, und R 1.d2xYe3? würde a7xZb8=L und c2-c1=L bedingen. Das aber ist illegal, da es zu viele schwarze Schläge erfordern würde: Lc1 und Th1 wurden auf der ersten Reihe geschlagen, und [Bh7] musste umwandeln, um verschwinden zu können, da alle fehlenden schwarzen Steine von Bauern geschlagen wurden.

Also suchen wir nach R 1. X und v: 1.X, droht 2.Dg8# — aber Schwarz kann sich dann mit 1.— OOO retten?!

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Retro der Woche 24/2018

Der hochrangige Stuttgarter Kriminalbeamte Josef Haas (28. Januar 1922 – November 2003) hatte eine besondere Vorliebe für Hilfsrückzüger. Dabei kooperieren, wenn mehrere Rückzüge gefordert sind, Schwarz und Weiß, um eine Stellung zu erreichen, in der die angegebene Vorwärts-Forderung realisiert werden kann.

Josef Haas
Mannheimer Morgen 1973
-1s & h#1 (9+8)

 

Hier nimmt also Schwarz einen Zug so zurück, dass er anschließend einen Hilfszug vorwärts spielt, nach dem Weiß Matt geben kann.

Hilfsrückzüger sind normalerweise nicht allzu schwer zu lösen, so wollt ihr es vielleicht selbst versuchen, bevor ihr weiterlest. Wenn ihr meint, gelöst zu haben, solltet ihr aber noch schauen, ob ihr nicht auf die Verführung hereingefallen seid?

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Für zwischendurch (37)

Im letzten Retro der Woche hatte ich einen Hilfsretraktor vorgestellt, der eine Menge retroanalytische Überlegungen erforderte. Es geht aber auch anders, und solch ein Stück möchte ich heute vorstellen.

Es stammt übrigens von der Autorin des ersten Retro-Buches überhaupt: von Edith Elina Helen Baird, die 1907, also vor 110 Jahren, “The Twentieth Century Retractors” veröffentlichte. Der vollständige Titel lautet übrigens “The Twentieth Century Retractors, Chess Fantasies, and Letter Problems. Being a selesction of three hundres problems. By Mrs. W. J. Baird, Author of ‘Seven Hundred Chess Problems’, Enriched with Shakespearean Quotations”. Allein der Titel zeigt schon, dass dieses Buch auch von hohem bibliophilen Interesse ist.

Mrs. W. J. Baird
British Chess Magazine 1903
-(w & s), dann h#1 (2+2)

 

Weiß und Schwarz nehmen also einen Zug zurück, sodass ein Hilfsmatt in einem Zug möglich wird. Viel Spaß beim Lösen!

Retro der Woche 44/2017

Henry Anthony Adamson (21.01.1871 – 21.08.1941) war ein Autor, der sich im Umfeld des jüngeren Thomas Rayner Dawson (28.11.1889 – 16.12.1951) intensiv mit Retroanalyse beschäftigt hat, auch wenn sein „Output“ nicht riesig ist: Die PDB umfasst nur 21 Retros von ihm.

Adamson hat sich speziell mit „Hilfsretraktoren“ beschäftigt: es werden Züge zurückgenommen (Weiß und Schwarz kooperieren, wenn mehrere Züge zurückgenommen werden sollen), anschließend muss eine Vorwärtsforderung erfüllt werden. Bei den komplexen Retraktoren von Adamson gilt es dabei, die möglichen Lösungen retroanalytisch zu untermauern, bzw, auszuschließen. Ein reines Auflöse-Retro von Adamson findet ihr als Retro der Woche 52/2012.

Schauen wir uns nun einen seiner Hilfsretraktoren an:

Henry Adamson
The Fairy Chess Review 1938
Schwarz nimmt 1 Zug zurück, dann h#1 (15+13)

 

Der fehlende weiße Stein wurde mittels g7xf6 geschlagen, ferner sehen wir sofort zwei weiße Schlagfälle: dxe3 und hxg3. Auch den dritten können wir schnell klären, wenn wir betrachten, welcher weiße Stein fehlt: Das ist [Ba2], der aber nicht direkt auf f6 geschlagen werden konnte. Also musste er sich umwandeln, um entweder selbst geschlagen zu werden oder das Schlagopfer zu ersetzen. Als dritten weißen Schlag haben wir also axb7, damit sich [Ba2] auf b8 umwandeln konnte.

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Für zwischendurch (32)

Genau ein Vierteljahr ist es her, dass ich hier die letzte “Für zwischendurch” Aufgabe vorgestellt hatte. Heute nun eine neue, die allerdings auch schon 48 Jahre alt ist…

Josef Kricheli
FEENSCHACH 1969, Lob
-(w+s), dann h=1; 2 Lösungen (1+1)

 

Weiß und Schwarz nehmen also jeder einen Zug zurück, und dann erfolgt im Vorwärtsspiel ein Hilfspatt in einem Zug. Dass man bei den Rücknahmen nicht komplett entschlagfrei vorgehen kann, ist sicher sofort einsichtig?

Viel Spaß beim Knobeln!

Bernd Schwarzkopf 70

Heute gehen herzliche Glückwünsche zum “runden” Geburtstag nach Neuss, wo Bernd Schwarzkopf seinen 70. Geburtstag feiert.

Bernd ist gebürtiger Westfale aus Wickede an der Ruhr und entstammt einer dortigen “Schach-Dynastie”, von denen ich selbst einige kennen gelernt hatte, als ich eine Zeit lang im Schachbezirk Iserlohn Partieschach gespielt hatte — lang ist’s her… Beruflich zog es ihn dann nach Düsseldorf, als er an der dortigen Universität im Rechenzentrum gearbeitet hat.

Schon früh fand Bernd vom “Partyschach” zur Problemwelt (er ist seit 50 Jahren Schwalbe-Mitglied!) und war schon in jungen Jahren ein begeisterter Retro-Freund, wie die Aufgabe zeigt, die er vor genau 44 Jahren veröffentlicht hat.

Bernd Schwarzkopf
feenschach Juli 1972
-(w&s), dann ser-h#2, 2 Lösungen (1+1)

 

Neben fleißigem Komponieren, Lösen und Artikel schreiben macht sich Bernd im Hintergrund sehr um das Problemschach, seine Publikationen verdient: Wisst ihr, dass quasi alle Inhaltsverzeichnisse, die ihr von deutschen Problemschachzeitungen kennt, von Bernd mit bemerkenswerter Akribie erstellt werden?

Alles Gute, lieber Bernd, für das kommende Lebensjahrzehnt!

R: 1.Kb6:Ta6 Ta8:Ta6 & vor: 1.0-0-0 2.Td7 Ta8#
R: 1.Kb7:Ta6 Te6:Da6 & vor: 1.Kd8 2.Te8 Dd6#

Retro der Woche 47/2015

Vor zwölf Jahren, im November 2003, starb der Stuttgarter Retrokomponist Josef Haas (*28. Januar 1922), der etwa 250 Retros komponiert hat, mit Karl Fabel, Luigi Ceriani und auch Werner Keym in engem Kontakt gestanden hatte. Beruflich war er Kriminalist beim LKA in Stuttgart, ein Spezialist für die kriminialtechnische Erfassung und Identifizierung von Schreibmaschinentypen und -schriften — also ziemlich nahe an der Retroanalyse!

Seine Spezialität waren Rücknahme-Retros mit folgendem Vorwärtsspiel, die häufig sehr verführungsreich und auch retroanalytisch sehr tief waren. Das Stück, das ein prominenter Möchte-gern-Löser mit „Ich sehe nur Verführungen, aber keine Lösung“ kommentierte, das der Autor als seine wahrscheinlich beste Rücknahmeaufgabe ansah, wollen wir uns nun anschauen und systematisch versuchen zu lösen.

Josef Haas
Die Schwalbe 1996, 4. ehrende Erwähnung
Weiß nimmt einen Zug zurück, dann #2 (15+9)

 

Leicht ist zu sehen, dass sBg5 den einzig fehlenden weißen Stein, einen Springer, geschlagen haben muss. Bei Weiß meint man im ersten Moment, dass er vier Mal geschlagen haben muss (bxcxd, gxf3, hxg3), aber das kann nicht stimmen, denn dann hätte Lg1 niemals auf dieses Feld ziehen können.

Also kommt Bg3 von g2, und die weißen Schläge waren etwas komplizierter, nämlich bxcxd, exf3 und hxgxfxe, also sechs weiße Bauernschläge.

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