Hans Heinrich Schmitz 100

Heute jährt sich zum hundertsten Male der Geburtstag von Hans Heinrich Schmitz (*12.02.1916, † 04.02.2000).

Von Beruf Musiker (leitete z.B. von 1959 bis 1966 das Sinphonieorchester Jena, die heutige Jenaer Philharmonie) hatte er sich früh für die neudeutsche Schule begeistert, sich dann als eminent starker Löser aber allen problemschachlichen Bereichen gewidmet.

Durch seine ausführlichen, fundierten, sprachlich exzellenten Löser-Kommentare habe ich als junger Retro-Interessierter sehr viel gelernt, seine Überlegungen zur Ästhetik haben viel bewirkt. So forderte er etwa Ende der 70er Jahre heftig die Eindeutigkeit von Beweispartien, auch wenn dann die Anzahl der Themasteine (zu der Zeit waren Rekordkonstruktionen mit dem Ceriani-Frolkin Thema in nicht eindeutigen Beweispartien en vogue) geringer wäre. Zunächst nahm sich Michel Caillaud dieser Gedanken an — der Rest ist Geschichte…

Ich habe Hans Heinrich Schmitz bereits bei meinem ersten Schwalbe-Treffen (1982 in Hennef) kennen gelernt: In der dortigen Sportschule waren wir Zimmergenossen. Im persönlichen Umgang sehr gewinnend hat er mich, auch bei seinen zahlreichen Besuchen des Andernach-Treffens, direkt und indirekt (ob absichtlich oder nicht, mag ich nicht zu beurteilen) immer mehr Richtung Retroanalyse geführt; ich bin ihm dafür sehr dankbar.

Hans Heinrich Schmitz hat nicht viel komponiert; eines seiner bekanntesten Retros (das mit der kuriosen Bepunktung von 4+3+1 den Weg ins Album gefunden hatte), möchte ich hier zeigen.

Hans Heinrich Schmitz
feenschach 1981 (Verbesserung), 2. Preis
Ergänze 24 Steine zu einem Illegal Cluster (1+7)

 

Bei Illegal Clusters wird durch Einfügen der angegebenen Steine in ein unvollständiges Diagramm eine illegale Stellung erzeugt, die nach jeder Entfernung eines beliebigen Steines (außer den Königen) legal wird.

Was kann nun hier die Idee sein, die 24 Steine einzufügen? Zunächst sehen wir, dass die Angabe der Anzahl einzusetzender Steine hier zur deren Eindeutigkeit bereits reicht: Damit stehen in der Lösung 32 Steine auf dem Brett, alles Originalsteine, da kein Schlag stattgefunden hat und damit auch keine Umwandlung möglich war.

Die Grundidee ist, dass eine Seite keinen letzten Zug hat, und auch durch Rücknahme eines Zuges der anderen Partei kein letzter Zug für sie entstehen kann. Entfernt man dann einen Stein, so ist ein letzter Zug möglich.

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f-Geburtstag und für zwischendurch (4)

Nein, nicht feenschach feiert heute Geburtstag, sondern die beiden feenschach-Protagonisten: Herausgeber und Drucker bernd ellinghoven sowie Chefredakteur Hans Gruber feiern heute Geburtstag, wobei beide natürlich u.A. auch in der Schwalbe sehr aktiv sind: Ganz herzlichen Glückwunsch an beide!

Da Hans heute “rundet” (welche Geburtstage gefeiert werden, könnt ihr mit ein wenig Rechnerei dem Beitrag vor zwei Jahren hier im Blog entnehmen!), von ihm auch ein kleiner “Zwischendurch-Beitrag”:

Hans Gruber
Die Schwalbe 1984, 2.-3. Lob
Ergänze sS, sBB zu einem illegalen Cluster, Längstzüger (1+1)

 

Beim Längstzüger muss Schwarz immer den geometrisch längsten Zug ausführen; dies gilt auch für das Retrospiel. Und beim Illegal Cluster werden die angegebenen Steine ergänzt, so dass eine illegal Stellung entsteht, die durch Entfernung eines beliebigen Steins außer der Könige legal wird. Weshalb geht in Hans’ Aufgabe die spiegelsymmetrische Lösung nicht?

Retro der Woche 07/2014

Wolfgang Dittmann ist besonders bekannt für seine Verteidigungsrückzüger vom Typ Proca, die er nach vielen Jahren des Dornröschenschlafs quasi wach geküsst und ihnen zu unglaublicher Blüte verholfen hat.

Aber auch in anderen Bereichen der Retroanalyse hat er hervorragende und hoch originelle Aufgaben komponiert, so etwa auch bei den Illegal Clusters: „Das Illegal Cluster ist eine Aufgabenform, in der durch Einfügung bestimmter Steine in ein unvollständiges Diagramm eine illegale Stellung erzeugt werden soll, die nach jeder Entfernung eines beliebigen Steines (außer den Königen) legal wird.“ (Der Blick zurück, S.291)

Wolfgang hat sich immer darum bemüht, die Illegal Clusters nicht zu reinen Konstruktionsaufgaben zu machen, sondern auch hier echten problemschachlichen Inhalt zu zeigen. (Die Besprechung dieser Aufgabe habe ich im Wesentlichen dem „Blick zurück“ entnommen; dort ist das Stück Nr. 99).

 

Wolfgang Dittmann
Die Schwalbe 1976, 1. ehrende Erwähnung
Ergänze wTBBB sTBBB zu einem Illegal Cluster (1+5)

 

Der en-passsant-Schlag ist für Retrofreunde in jeder Hinsicht eine wunderbare Spezialität. So auch im Illegal Cluster. Er eignet sich hier zur Vertiefung der Retropatt-Idee, kann aber auch als selbständiges Motiv verwendet werden; er wirkt besonders effektvoll, wenn er verborgen, d.h. im Rückspiel weiter zurückliegend eingesetzt wird. Im vorliegenden Stück geschieht dies.

Es bieten sich wegen der vielen Steine nur wenige Möglichkeiten, den Lösevorgang zu systematisieren. Es sei wenigstens ein fragmentarischer Ansatz versucht:

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Jorge Joaquim Lois

Herzliche Glückwünsche gehen über den Atlantik, nach Argentinien, nach Buenos Aires, wo heute Jorge Joaquim Lois seinen Geburtstag feiert.
Wir alle kennen Jorge besonders als hervorragenden Beweispartie-Komponisten, vielfach zusammen mit seinem Freund Roberto Osorio, aber heute möchte ich eine andere Aufgabe von ihm vorstellen, in Erinnerung rufen: Sie ist für mich ein Klassiker unter den illegal Clusters (ein “illegal Cluster” ist eine illegale Stellung, die durch Entfernen eines beliebigen Steins außer den Königen legal wird).

 

Jorge Joaquim Lois
feenschach 1976, Peter Kniest gewidmet; 4. Lob
Ergänze sBB und a) wD, b) wT, c) wL, d) wS, e) wB zu einem illegal Cluster (1+2)

 

Nur zu a) gebe ich für diejenigen unter euch, die mit illegal Cluster noch nicht vertraut sind, die Lösung an: Ergänze sBa7a5 und wDa6. Die Stellung ist illegal, da es keinen Damenzug gibt, der das Schachgebot erklären kann, da bei jeden letzten weißen Zug Schwarz schon im Schach gestanden haben muss. Entfernt man nun die wD, ist die Stellung offensichtlich legal, entfernt man einen der schwarzen Bauern, so hat die weiße Dame einen letzten Zug zur Verfügung, der das Schachgebot legal erklärt. Die Lösungen zu den anderen Teilen findet ihr sicherlich selbst!? die Idee ist einheitlich solch ein nicht legal erklärbares Schachgebot.

Die Mehrlingsbildung erinnert an eines der berühmtesten Hilfsmatts, das ich hier (auch ohne Lösung!) zitieren möchte:

 

Henry Forsberg
Pauli-Gedenkturnier 1934-35, 1. Preis
Hilfsmatt in 2 Zügen b) sTa6, c) sLa6, d) sSa6, e) sBa6 (3+2)

 

Nach dem Autor nennt man diese Art der Mehrlingsbildung “Forsberg-Zwillinge”.

Neuer IC-Rekord?

Kurz vor Jahresende 2012 hat Dmitri Baibikow ein Neujahrs-Löseturnier veröffentlicht: Bis zum 28. Februar 2013 (Einsendungen an dmitrij_baibikov(at)mail333.com) sollen drei ungewöhnliche Retros gelöst werden; er verspricht für die besten Löser Geld- und Buchpreise.

Besonders interessant ist meiner Meinung nach die dortige Nummer 2: Ein Illegal Cluster (siehe zum Beispiel hier im Blog) mit sieben Steinen, bei dem 25 Steine zu ergänzen sind, so dass die Lösungsstellung den gesamten Figurenkasten benötigt:

Dmitri Baibikow
Neujahrs-Löseturnier, 30.12.2012
Ergänze 25 Steine zu einem Illegal Cluster (1+6)

Die Lösung kann ich natürlich nicht angeben — wenn ihr sie (oder gar eine Nebenlösung!) gefunden habt, schickt sie bitte an Dmitri, aber postet sie wegen des Wettbewerbs nicht hier, danke!

Es ist klar (warum?), dass die Lösungsstellung z.B. keine Doppelbauern enthalten kann, dass alle weißen Bauern “unterhalb” der schwarzen stehen, dass keine Umwandlungssteine auf dem Brett stehen können.

Besonders interessant ist das Stück, weil es bei Korrektheit den mehr als 30 Jahre alten Einfüge-Rekord zum kompletten Figurensatz übertreffen würde:

Hans Heinrich Schmitz
feenschach 1981, 2. Preis
Ergänze 24 Steine zu einem Illegal Cluster (1+7)

Die Lösungsidee ist hier, eine Stellung aufzubauen, in der eine Seite keinen letzten Zug hat und auch die andere Seite mit ihrer Zugrücknahme keinen letzten Zug ermöglichen kann. Das Entfernen eines beliebigen Steins (außer den Königen selbstverständlich) ermöglicht nun letzte Züge.
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IC Wettbewerb

Nach dem letzten Retro der Woche, in dem ich Illegal Cluster vorgestellt hatte, hat mich Mario Richter dankenswerter Weise auf einen kleinen IC-Wettbewerb aufmerksam gemacht, den ich aus welchen Gründen auch immer übersehen hatte: In Julias Fairy Blog hat Seetharaman Kalyan ein Illegal Cluster veröffentlicht, das ebenfalls nur die beiden Könige enthält: Fünf verschiedene Einfügungen sind vorgegeben; der Autor lädt ein, die Lösungen an ihn einzusenden und darüber hinaus weiter zu komponieren: Wer neben den Lösungen noch die beste (d.h. zahlenmäßig größte) korrekte weitere Einfüge-Forderung zu der gegebenen Stellung findet, bekommt einen Buchpreis!

Schaut einmal dort vorbei, und viel Spaß beim Knobeln!

Retro der Woche 48/2012

Im vielfältigen Bereich der Retroanalyse gibt es verschiedene Typen, die den Löser in gewisser Weise direkt in die Konstruktion der gesuchten Stellung involviert.

Hier hatten wir uns schon mit Färbe-Aufgaben beschäftigt. Sehr interessant können auch “Illegal Cluster” (abgekürzt: “IC”) sein, die Definition entnehme ich Wolfgang Dittmanns “Der Blick zurück”, Seite 291:

Das Illegal Cluster ist eine Aufgabenform, in der durch Einfügung bestimmter Steine in ein unvollständiges Diagramm eine illegale Stellung erzeugt werden soll, die nach jeder Entfernung eines beliebigen Steines (außer den Königen) legal wird.

Im September-Heft des Problemist ist ein hübscher Vierling nur mit den beiden Königen im Diagramm erschienen, bei dem jeweils ein schwarzer Bauer, Springer und Turm zu solch einem Illegal Cluster ergänzt werden sollen.

Ian Shanahan
R451 The Problemist September 2012
Ergänze sBST zu einem IC;
b)-d): sK→b5/e4/e1 (1+1)

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