Wunderland der Schachaufgaben

[Werbung] Heute lag bei mir das Dezemberheft der Zeitschrift SCHACH im Briefkasten. Bereits im Oktoberheft hatte Bernd Gräfrath dort einen fünfseitigen Beitrag unter dem Titel „Rätsel und Schachkompositionen oder wie finde ich einen Zugang zum Problemschach?“ veröffentlicht. Hierbei gibt Bernd Literaturempfehlungen zum Einstieg ins Problemschach speziell durch die Partiespieler-Brille.

Im Dezemberheft folgt nun von mir die ebenfalls fünfseitige Fortsetzung „Das Wunderland der Schachaufgaben“. Dabei lege ich den Fokus mehr auf die Inhalte der Probleme, sprich: Auf die ihnen zu Grunde liegenden Ideen. Auch ich mache das anhand von fünf Buchenpfehlungen und stelle daraus jeweils zwei Aufgaben vor. Ich habe versucht, die Aufgaben so zu beschreiben, dass sie das Interesse eines Partiespielers wecken. Dabei vermeide ich „Problemisten-Slang“ und nutze nur ganz vorsichtig einige problemschachliche Begriffe.

Ich kann euch nur empfehlen und bitten: Nehmt beide Aufsätze mit in euren Schachclub, schaut euch zusammen mit ein paar „klassischen Partiespielern“ die eine oder andere Aufgabe an: So könnt ihr prächtig Werbung für euer Lieblings-Hobby betreiben!

Nachbemerkung:
Nein, mein Blog wird auch zukünftig keine bezahlte Werbung enthalten! Auch für den heutigen Hinweis auf die Zeitschrift SCHACH, deren Abonnent ich bin, ziehe ich keine Vorteile für mich. Aber einige Abmahnanwälte haben eine neue „Geschäftsidee“ entwickelt: Blogger kostenpflichtig abzumahnen, weil sie angebliche Werbung in ihren Beiträgen nicht gekennzeichnet haben. Dieses Risiko möchte ich natürlich nicht eingehen.

Lange Abende

Ab kommendem Sonntag werden die Abende wieder deutlich länger, und da passt es gut, dass nun reichlich und reichhaltiger problemschachlicher Lesestoff eintrudelt: Gerade sind das Schwalbe-Heft Oktober 2018 sowie zwei neue Ausgaben von feenschach erschienen!

Sie bieten selbstverständlich wieder interessantes Lesevergnügen nicht nur zur Retroanalyse. Die Schwalbe enthält wieder neun Retro-Urdrucke, die zum Lösen und Kommentieren einladen, und die beiden Geburtstagsbeiträge haben auch teilweise mit Retroanalyse zu tun, ansonsten lädt der ausführliche Märchenschach-Preisbericht 2013 zum Stöbern und Staunen an.

“Am Rande der Retroanalyse” bewegen sich verschiedene Beiträge in feenschach Heft 229, neben den Urdrucken mit acht Retros sowie Lösungsbesprechungen auch ein mysteriöser Geburtstags-Artikel von Bernd Gräfrath für einen mir bisher namentlich überhaupt nicht bekannten Problemfreund, der sich irgendwie auch mit Retroanalyse zu beschäftigen scheint.

Heft 230 schließlich ist speziell der Andernach-Berichterstattung gewidmet, und da wurden ja viele Retro-Vorträge gehalten, die hier, teilweise erweitert, alle nachzulesen sind. Den Abschluss des Heftes bildet die bereits 18. Folge der “Retros und Beweispartien” Abteilung in der “Turnierberichte” Serie.

Da können die Winterabende kaum lang genug sein…

Problemas Oktober 2018

Pünktlich wie immer das die Oktober-2018-Ausgabe von Problemas erschienen; sie kann ebenso wie immer im Internet gelesen oder von dort kostenfrei heruntergeladen werden.

Für uns Retrofreunde ist natürlich der mehr als fünf Seiten lange Artikel “Maximal fully determined path – New record type in classical retrograde analysis” von Andrej Frolkin und Yoav Ben-Zvi besonders interessant, aber auch ansonsten bieten die 36 Seiten viel interessanten Lesestoff. Viel Spaß dabei!

ChessBase und Retros

Frederic Friedel, Computerschach-Urgestein und Mitgründer von ChessBase (“Fritz”, Datenbanken) hat kürzlich auf deren Website eine kleinen Einführung in Retroanalyse (Retro chess — simply entertaining) gegeben. Das ist schon bemerkenswert, da Problemschach im Allgemeinen auf der ChessBase Seite keine so große Rolle spielt, sieht man von Weinhachtsrätseln und gelegentlichen Berichten von John Nunn zu Löseturnieren ab.

Noch bemerkenswerter ist, dass diesem Artikel noch eine Rezension des Keym-Buchs “Chess problems out of the box” folgte. Beide Beiträge sind sehr lesenswert!

Und bei entsprechendem positiven Feedback (z.B. durch zahlreiche Klicks…) können wir vielleicht hoffen, dass dort, einer der weltweit bedeutendsten Schachnachrichten-Sites der Welt, in Zukunft häufiger Problemschachbeiträge im Allgemeinen und solche zur Retroanalyse im Besonderen häufiger erscheinen? Das wäre sehr schön!

Retro der Woche 32/2018 — GL70

Am heutigen Sonntag feiert Günter Lauinger seinen 70. Geburtstag, und im Namen aller Leser hier gehen dazu ganz herzliche Glückwünsche nach Ravensburg. Lieber Günter, ich wünsche dir von Herzen alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit, für dein neues Lebensjahr(zehnt)!

Günter ist Rekordhalter der Schwalbe: Weit über 30 Jahre, von Heft II/1977 bis zu Heft IV/2008, war er dort Retro-Sachbearbeiter und hat unglaublich viel zur Popularisierung unserer Lieblings-Problemgattung beigetragen: Durch seine großartig geführte Rubrik mit ausführlichen, sehr lehrreichen Lösungsbesprechungen, die auch Retro-Neulingen zugänglich waren, durch seine vielen Artikel, durch seine hervorragenden Preisberichte. Als ein weit über das Problemschach hinaus interessierter Mensch beschäftigt er sich beispielsweise intensiv mit Astronomie, wozu er auch Fachvorträge hält und auf diesem Gebiet Menschen begeistert.

Über diese vielen Aufgaben – und einen sehr zeitaufwändigen Beruf übte er ja auch noch aus – ist er leider nicht so viel zum Komponieren gekommen. Eine seiner (Gemeinschafts-)Aufgaben möchte ich hier vorstellen.

Günter Lauinger, Wolfgang Dittmann & Bernd Schwarzkopf
Die Schwalbe 1981
Welches war der drittletzte Einzelzug? (15+1)

 

Schauen wir uns zunächst die Schlagbilanz der Bauern an: Da sehen wir insgesamt 14 Schläge, nämlich z.B. [Bb2]-e5 (3), [Bc2]-g6 (4), [Bd2]-h7 (4) und jeweils ein Schlag durch f3, g3 und h4. Darüber hinaus ist einer der schwarzfeldrigen weißen Läufer durch Umwandlung des [Ba2] entstanden. Die Umwandlung muss wegen der Feldfarbe auf b8 erfolgt sein, was einen Schlag erforderte. Damit sind alle fehlenden schwarzen Steine durch Bauernschläge erklärt.

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Retro der Woche 31/2018

Verteidigungsrückzüger bilden bekanntlich die einzige Spezies der Retro-Probleme, bei denen Schwarz und Weiß nicht kooperieren: Hier hat Weiß ein klar definiertes Spielziel (zum Beispiel eine Stellung vor drei Zügen zu erspielen, in der er ein einzügiges Matt geben kann), gegen das sich Schwarz verteidigt.

Das ist also sehr gut vergleichbar mit direkten Mattproblemen. Und damit stellt sich auch schnell dir Frage, ob Verteidigungsrückzüger auch ähnliche Lösungsstrukturen aufweisen können wie direkte Mattprobleme, etwa eine logische Plangliederung. Und ebenso kann man nach dem Hauptgedanken neudeutscher Probleme fragen, nämlich diese Plangliederung „zweckökonomisch“ darzustellen.

Joaquim Crusats & Andrej Frolkin
Phénix 2015
#1 vor 3 Zügen, VRZ Proca (13+12)

 

Dies Fragen wollen wir am heutigen Beispiel einmal diskutieren.

Unter Weglassen allen Retrospiels könnte Weiß versuchen, sofort mit 1.Lxg5+ Matt zu setzen, aber da gibt es die Königsflucht 1.– Kxh3! Dagegen sehen wir vielleicht einen Plan, der diese Königsflucht verhindert? Dafür würde es ja ausreichen, den Springer durch Rücknahme von Zügen zu decken.

Wenn wir nun betrachten, welche Steine bei Schwarz fehlen, so sind dies die beiden Läufer sowie ein Turm und ein Springer. Also könnten wir auf den Vorplan kommen, auf h5 zu entschlagen und dann den Bauern zurück zu ziehen, sodass er dann Sh3 deckt. Das wäre also:

R 1.g4xLh5 (nach Entschlag eines Turms oder Springers kann der wegziehen und damit dem sK das Fluchtfeld h5 geben) beliebig 2.g2-g4 & v: 1.Lxg5# — dagegen kann Schwarz doch nichts machen?

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Märchenschach-Glossar

Am Samstag hatte ich die Juli-Ausgabe des Problemist gleich in zwei Briefkästen: In dem an der Hauswand und in meiner Mailbox. Beiden lag ein 20seiteiges Heftchen “A Glossary of Fairy Chess Definitions” bei, das von Stephen Emmerson, dem Märchenschach-Redakteur des Problemist, zusammen gestellt worden ist und auch für Nicht-Abonnenten des Problemist zum Download bereit steht.

Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ist aber, wie ich finde, gut strukturiert. Und für alle, die offline sind und gerade nicht auf das Märchenschachlexikon der Schwalbe zugreifen können, für alle, die einen knappen Überblick über das Märchenschach suchen, die fix (auch mal für Retros!) Definitionen nachschauen wollen, ist das eine praktische Broschüre, die man auch auf dem Smartphone, dem Tablet immer bei sich haben kann.

Retro der Woche 27/2018

96 Jahre gehen wir heute zurück mit unserem Retro der Woche! Thomas Rayner Dawson (28.11.1889 – 16.12.1951) war nicht nur der bedeutendste Märchenschach-Pionier, sondern auch einer der ganz großen frühen Retrospezialisten, einer der Mitverfasser des bedeutenden, bereits 1915 erschienenen Buches „Retrograde Analysis“. Dazu hatte ich im Jahr 2015 einen Artikel in der Schwalbe veröffentlicht.

Thomas R. Dawson
Cas 1922
Ergänze einen Stein, dann #2 (10+10)

 

Schnell sieht man, dass Weiß auch ohne Ergänzung irgendeines Steins bequem in zwei Zügen matt setzen kann: 1.Se8 und 2.Sc7# ist so schwer nicht zu finden.

Wofür brauchen wir dann noch Holz auf dem Brett? Das brauchen wir also nicht für das Matt, sondern weil der Stein laut Forderung auf dem Brett fehlt – dann wollen wir doch schauen, ob wir mit Retroanalyse dem auf die Schliche kommen können? Die Aufgabe ist nicht allzu schwer zu lösen; wer es selbst versuchen möchte, sollte mit dem Weiterlesen noch warten!

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