Christmas puzzles

Auf der Chessbase Website ist am Silvestertag ein Retro-Weihnachtspuzzle erschienen, in dem Frederic Friedel hauptsächlich Hilfsrückzüger vorstellt. Das ist auf dieser von Partiespielern stark frequentierten Website wieder einmal tolle Werbung für Retros — und der Beitrag ist lesenswert!

Nachtrag 2. Januar 2019:
Heute erschien ein weiterer Artikel auf der Seite: Problem chess with Noam Elkies. Dabei geht es auch um die Schwalbe und die PDB — auch sehr lesenswert!

ChessProblems.ca

Die von Cornel Pacurar herausgegebene kanadische Online-Zeitung ChessProblems.ca beschäftigt sich überwiegend mit Serienzügern, bietet aber uns Retrofreunden auch immer wieder interessante Beiträge.

In der neuesten Ausgabe finden sich auf 45 Seiten unter Anderem Aufsätze über Anticirce-Verteidigungsrückzüger mit der (recht wilden) Zusatzbedingungn “Assassin” von Vlaicu Crişan sowie drei “Neujahrs-Rebusse” (ja, ich habe extra im Duden nachgeschaut: Der Plural von “Rebus” ist wirklich “Rebusse” …) von Jeff Coakley und Andrej Frolkin.

Viele Spaß beim Lesen und Lösen!

Constraints

Prüfprogramme für Beweispartien haben besonders dann große Probleme, in überschaubarer Zeit ein Prüfergebnis zu liefern, wenn sowohl bei Weiß als auch bei Schwarz “freie”, also nicht aus dem Diagramm ableitbare Züge vorhanden sind: Beim “Brute Force” Rechnen, also der Berücksichtigung aller theoretisch möglichen Züge, führt dies schnell zu extremen Prüfzeiten, die etwa exponenziell mit der Anzahl der freien Züge wächst. Wie sagte mal ein Professor während meines Studiums? “Nichts wächst so schnell wie exponenziell.” (Schaut euch mal die Ackermannfunktion an, wenn ihr sehen wollt, wie schnell “exponenziell” wachsen kann!)

Kann man einem Prüfprogramm nun “menschliche Erkenntnisse” zum Beispiel zu Reihenfolgen von Zügen oder zur Mindest- und Höchstzahl von Zügen eines Steins mitteilen, so kann man damit die Prüfzeiten drastisch verkürzen — man muss sich dabei “nur” darüber im Klaren sein, dass dies keine vollständige Computerprüfung darstellt, denn wenn die Überlegungen zu möglichen Einschränkungen (englisch: “constraints”) des Suchbaums einen Denk- oder Notationsfehler enthalten, kann das Ergebnis unseres Rechenknechts (englisch: “computer”) natürlich nicht korrekt sein.

Natch und Euklide enthalten rudimentäre Möglichkeiten, solche “constrains” einzugeben und zu nutzen; diese wurden bei Jacobi noch erweitert. In dem interessanten Artikel “Solving program Jacobi equipped with constraints — a new tool to check proof games” haben nun Michel Caillaud, Nicolas Dupont und François Labelle anhand von jeweils drei orthodoxen und Märchen-Beweispartien die Möglichkeiten ausführlich dargestellt. Dieser lesenswerte Artikel kann auf Julias Fairy-Seite als pdf-Datei gelesen bzw. direkt heruntergeladen werden.

Sehr empfehlenswerte Lektüre!

Wunderland der Schachaufgaben

[Werbung] Heute lag bei mir das Dezemberheft der Zeitschrift SCHACH im Briefkasten. Bereits im Oktoberheft hatte Bernd Gräfrath dort einen fünfseitigen Beitrag unter dem Titel „Rätsel und Schachkompositionen oder wie finde ich einen Zugang zum Problemschach?“ veröffentlicht. Hierbei gibt Bernd Literaturempfehlungen zum Einstieg ins Problemschach speziell durch die Partiespieler-Brille.

Im Dezemberheft folgt nun von mir die ebenfalls fünfseitige Fortsetzung „Das Wunderland der Schachaufgaben“. Dabei lege ich den Fokus mehr auf die Inhalte der Probleme, sprich: Auf die ihnen zu Grunde liegenden Ideen. Auch ich mache das anhand von fünf Buchenpfehlungen und stelle daraus jeweils zwei Aufgaben vor. Ich habe versucht, die Aufgaben so zu beschreiben, dass sie das Interesse eines Partiespielers wecken. Dabei vermeide ich „Problemisten-Slang“ und nutze nur ganz vorsichtig einige problemschachliche Begriffe.

Ich kann euch nur empfehlen und bitten: Nehmt beide Aufsätze mit in euren Schachclub, schaut euch zusammen mit ein paar „klassischen Partiespielern“ die eine oder andere Aufgabe an: So könnt ihr prächtig Werbung für euer Lieblings-Hobby betreiben!

Nachbemerkung:
Nein, mein Blog wird auch zukünftig keine bezahlte Werbung enthalten! Auch für den heutigen Hinweis auf die Zeitschrift SCHACH, deren Abonnent ich bin, ziehe ich keine Vorteile für mich. Aber einige Abmahnanwälte haben eine neue „Geschäftsidee“ entwickelt: Blogger kostenpflichtig abzumahnen, weil sie angebliche Werbung in ihren Beiträgen nicht gekennzeichnet haben. Dieses Risiko möchte ich natürlich nicht eingehen.

Lange Abende

Ab kommendem Sonntag werden die Abende wieder deutlich länger, und da passt es gut, dass nun reichlich und reichhaltiger problemschachlicher Lesestoff eintrudelt: Gerade sind das Schwalbe-Heft Oktober 2018 sowie zwei neue Ausgaben von feenschach erschienen!

Sie bieten selbstverständlich wieder interessantes Lesevergnügen nicht nur zur Retroanalyse. Die Schwalbe enthält wieder neun Retro-Urdrucke, die zum Lösen und Kommentieren einladen, und die beiden Geburtstagsbeiträge haben auch teilweise mit Retroanalyse zu tun, ansonsten lädt der ausführliche Märchenschach-Preisbericht 2013 zum Stöbern und Staunen an.

“Am Rande der Retroanalyse” bewegen sich verschiedene Beiträge in feenschach Heft 229, neben den Urdrucken mit acht Retros sowie Lösungsbesprechungen auch ein mysteriöser Geburtstags-Artikel von Bernd Gräfrath für einen mir bisher namentlich überhaupt nicht bekannten Problemfreund, der sich irgendwie auch mit Retroanalyse zu beschäftigen scheint.

Heft 230 schließlich ist speziell der Andernach-Berichterstattung gewidmet, und da wurden ja viele Retro-Vorträge gehalten, die hier, teilweise erweitert, alle nachzulesen sind. Den Abschluss des Heftes bildet die bereits 18. Folge der “Retros und Beweispartien” Abteilung in der “Turnierberichte” Serie.

Da können die Winterabende kaum lang genug sein…

Problemas Oktober 2018

Pünktlich wie immer das die Oktober-2018-Ausgabe von Problemas erschienen; sie kann ebenso wie immer im Internet gelesen oder von dort kostenfrei heruntergeladen werden.

Für uns Retrofreunde ist natürlich der mehr als fünf Seiten lange Artikel “Maximal fully determined path – New record type in classical retrograde analysis” von Andrej Frolkin und Yoav Ben-Zvi besonders interessant, aber auch ansonsten bieten die 36 Seiten viel interessanten Lesestoff. Viel Spaß dabei!

ChessBase und Retros

Frederic Friedel, Computerschach-Urgestein und Mitgründer von ChessBase (“Fritz”, Datenbanken) hat kürzlich auf deren Website eine kleinen Einführung in Retroanalyse (Retro chess — simply entertaining) gegeben. Das ist schon bemerkenswert, da Problemschach im Allgemeinen auf der ChessBase Seite keine so große Rolle spielt, sieht man von Weinhachtsrätseln und gelegentlichen Berichten von John Nunn zu Löseturnieren ab.

Noch bemerkenswerter ist, dass diesem Artikel noch eine Rezension des Keym-Buchs “Chess problems out of the box” folgte. Beide Beiträge sind sehr lesenswert!

Und bei entsprechendem positiven Feedback (z.B. durch zahlreiche Klicks…) können wir vielleicht hoffen, dass dort, einer der weltweit bedeutendsten Schachnachrichten-Sites der Welt, in Zukunft häufiger Problemschachbeiträge im Allgemeinen und solche zur Retroanalyse im Besonderen häufiger erscheinen? Das wäre sehr schön!

Retro der Woche 32/2018 — GL70

Am heutigen Sonntag feiert Günter Lauinger seinen 70. Geburtstag, und im Namen aller Leser hier gehen dazu ganz herzliche Glückwünsche nach Ravensburg. Lieber Günter, ich wünsche dir von Herzen alles Gute, vor allen Dingen natürlich Gesundheit, für dein neues Lebensjahr(zehnt)!

Günter ist Rekordhalter der Schwalbe: Weit über 30 Jahre, von Heft II/1977 bis zu Heft IV/2008, war er dort Retro-Sachbearbeiter und hat unglaublich viel zur Popularisierung unserer Lieblings-Problemgattung beigetragen: Durch seine großartig geführte Rubrik mit ausführlichen, sehr lehrreichen Lösungsbesprechungen, die auch Retro-Neulingen zugänglich waren, durch seine vielen Artikel, durch seine hervorragenden Preisberichte. Als ein weit über das Problemschach hinaus interessierter Mensch beschäftigt er sich beispielsweise intensiv mit Astronomie, wozu er auch Fachvorträge hält und auf diesem Gebiet Menschen begeistert.

Über diese vielen Aufgaben – und einen sehr zeitaufwändigen Beruf übte er ja auch noch aus – ist er leider nicht so viel zum Komponieren gekommen. Eine seiner (Gemeinschafts-)Aufgaben möchte ich hier vorstellen.

Günter Lauinger, Wolfgang Dittmann & Bernd Schwarzkopf
Die Schwalbe 1981
Welches war der drittletzte Einzelzug? (15+1)

 

Schauen wir uns zunächst die Schlagbilanz der Bauern an: Da sehen wir insgesamt 14 Schläge, nämlich z.B. [Bb2]-e5 (3), [Bc2]-g6 (4), [Bd2]-h7 (4) und jeweils ein Schlag durch f3, g3 und h4. Darüber hinaus ist einer der schwarzfeldrigen weißen Läufer durch Umwandlung des [Ba2] entstanden. Die Umwandlung muss wegen der Feldfarbe auf b8 erfolgt sein, was einen Schlag erforderte. Damit sind alle fehlenden schwarzen Steine durch Bauernschläge erklärt.

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