Vorläufiges Ergebnis

Das vorläufige Ergebnis der Retroabteilung im FIDE Worldcup 2021 ist vor ein paar Tagen veröffentlicht worden — da noch Einsprüche möglich sind, noch ohne die Autorennamen!

Ihr könnt euch die Aufgaben also schon anschauen und das gleichzeitig mit “fröhlichem Komponisten-Raten” verbinden — viel Spaß bei beidem!

Schwalbe August 2021

Gestern schon hatte ich das neue Schwalbe-Heft im Briefkasten: Für uns Retrofreunde sticht natürlich besonders der ebenso ausführliche wie fundierte Preisbericht 2019 von Hans Gruber hervor, aber auch die anderen Artikel (und natürlich die wie immer extrem interessanten und lehrreichen Lösungsbesprechungen) bieten tollen Lesestoff.

Die Urdruck-Abteilung der Retros ist aus meiner Sicht sehr abwechslungsreich, da sollte jeder etwas nach seinem Geschmack finden! Beachtet bitte den Druckfehler bei 18682: Auf a1 muss ein kleines p stehen! Und 18687 ist ein Anticirce Calvet.

Viel Spaß beim Schmökern, beim Lesen und Lösen!

July-September 2021

Genau so pünktlich wie Problemas lag auch wieder das neue Exemplar von StrateGems in meinem Briefkasten. Neben den neun Urdrucken gibt es auch die zwei Preisberichte (“Sonstige Retros” und Beweispartien) zum Jahrgang 2018 von Dmitrij Baibikov, auf die ich noch ausführlich eingehen werde.

Und die direkt anschließende Vorstellung von Franz Pachl mit zwölf Aufgaben solltet ihr auch nicht verpassen!

Julio de 2021

Auch die Ausgabe für das dritte Quartal ist wieder extrem pünktlich (nämlich am 30.6. abends) erschienen: Großartig, wie verlässlich die SEPA (Sociedad Española de Problemistas de Ajedrez) ihre Zeitschrift Problemas herausgibt und im Internet zum freien Lesen und Herunterladen veröffentlicht; der Link zu dieser Ausgabe findet sich wieder auf der PROBLEMAS Hauptseite.

Auf 36 Seiten bietet das Juliheft wieder viel interessanten Problemschach-Lesestoff auf Spanisch, Französisch oder Englisch. Für uns Retrofreunde ist besonders der (englische) Artikel On the numbering of chess retromoves: some thoughts von Joaquim Crusats interessant — über eine Diskussion dazu würde ich mich auch hier im Blog freuen.

Viel Spaß wieder beim Lesen!

63. WCCC 16.-23. Oktober 2021 auf Rhodos

Hoffen wir, dass es “nach Corona” klappt!

Das nächste WFCC (World Congress of Chess Composition) soll einschließlich der 44. Löseweltmeisterschaft (WCSC) vom 16. bis zum 23. Oktober 2021 auf der griechischen Insel Rhodos stattfinden!

Nähere Informationen zu Programm und Anmeldung findet ihr auf der neu gestalteten WFCC-Seite, die weiterhin von Julia Vysotska hervorragend betreut wird — hier lohnt der Besuch allein schon, um sich das neue Look and Feel anzuschauen.

Harry Goldsteen 26.7.1939–5.6.2021

Nachtrag 11.6.21 siehe unten!

Eben erhielt ich von seinem Freund und Unterstützer Aran Köhler die traurige Nachricht, dass Harry Goldsteen in der letzten Nacht nach kurzer Krankheit verstorben ist.

Harry verlor durch den Naziterror quasi seine ganze Familie, wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und konnte sich schon in der Schule besonders durch sein Mathematik-Talent auszeichnen.

Seine problemschachliche Vorliebe galt der Retroanalyse. Er hat nicht viel komponiert, doch all seine Aufgaben sind inhaltlich und konstruktiv hervorragend. Spätestens mit seinem “Superpreis” aus dem Jahr 1989 P0002345 wurde er für seine klassischen Auflöse-Aufgaben weltbekannt.

Zu seinem Gedenken solltet ihr vielleicht noch einmal meinen Artikel “Entschlag auf der Fessellungslinie” im Juniheft 2020 der Schwalbe lesen, in dem diese Aufgabe, aber auch eine hervorragende Überbietung von ihm zitiert ist. Und vielleicht wollt ihr euch nun seine wahrscheinlich letzte Aufgabe, die ich im Dezemberheft 2020 veröffentlichen durfte, anschauen? Ich zitiere dabei aus dem gerade im Erscheinen befindlichen Juni-Heft die Lösungsangabe von Hans Gruber.

Harry Goldsteen †
18429 Die Schwalbe XII/2020
Matt? (13+13)

 

 

 

Lösung

Ja, es ist matt. Die Stellung ist legal, und die Auflösung hat es in sich: R 1.Th2xDh3# Dh4-h3 2.Lf7-e8 Dh3-h4 3.Ka6-a5 5.Ka8-a7! 8.Kd8-c8 Dh3-h4+ 9.Ke8-d8! 12.Ke5-d6 13.Le8-f7 Dh4-h3 14.Ke4-e5 Dh3-h4+ 15.Kd3-e4! 16.Ke3-d3 17.Lf7-e8 18.Ke4-e3 Dh3-h4+ 20.Kd6-e5 21.Le8-f7 22.Ke7-d6 Dh3-h4+ 23.Kf7-e7 Dh4-h3 24.g5-g6 Sg6-f8 25.c6-c7 Dh3-h4 26.Ke7-f7 Sh4-g6+ 27.Kf7-e7+ Dg4-h3 28.Th3-h2. Im weiteren Verlauf entwandelt sich die freie schwarze Dame auf a1, der schwarze a-Bauer zieht bis mindestens a6 zurück. Dies erlaubt die Rücknahme von wBa5xsSb6 (keine Angst vor Umwandlungsfiguren) und später sBc7xwSb6. Die beiden entschlagenen Springer können den Knoten auf der Diagonalen e8-h5 entwirren, der Rest löst sich dann leicht auf. Ein großartiger, komplexer und sehr origineller Retraktor. Im Wechselspiel mit seinem Läufer muss der weiße König alle Kräfte bündeln, um rechtzeitig auf die Diagonale zu kommen, ohne zwischendurch die schwarze Dame in die Bredouille (retropatt) zu bringen.
(Hans Gruber)

Ich bin stolz und glücklich, dass Harry einige seiner letzten großartigen Aufgaben in Die Schwalbe veröffentlicht hat; ich freue mich, dass ich mit ihm, der keinen Internet-Zugang hatte, der in den letzten Jahren auch unter Augenproblemen litt, über Aran korrespondieren konnte; dafür geht mein herzlicher Dank an Aran Köhler.

Ruhe Harry Goldsteen in Frieden!

Nachtrag 11.6.21: Mir war ein falsches Geburtsjahr mitgeteilt worden; dies habe ich nun korrigiert und auch die URL dieses Artikels angepasst.

Alles andere als Mittelmaß, 2. Auflage

Ein gutes Jahr nach der Erstausgabe hat Werner Keym die zweite Auflage von „Anything but Average“ veröffentlicht: Hierin hat er nicht nur 40 Aufgaben bzw. Stellungen ergänzt, sondern auch die Struktur des Buches optimiert. Dies kann man schon in der wieder sehr umfangreichen Leseprobe erkennen.

Dort findet ihr nicht nur Probleme und Studien, sondern auch bemerkenswerte Partien: Schon in der ersten Auflage war Nimzowitschs „unsterbliche Zugzwangpartie“ zu bewundern, nun ist sie ergänzt durch ein Partiefragment von AlphaZero – quasi Nimzowitsch 2.0.

Das Buch – nun ausschließlich in rotem Leineneinband – stellt 400 Probleme mit insgesamt 630 Diagrammen vor, verweist darüber hinaus vielfach auf Vergleichsstücke in der PDB und kann wieder über die Website des Schwalbe-Bücherwarts erworben werden; die Erlöse kommen wieder vollständig der Schwalbe zugute. Auch dafür gebührt Werner Keym herzlicher Dank!

Zum Zwischendurch-Lösen habe ich den einzigen Urdruck des Buches ausgewählt:

Werner Keym
Anything but Average, 2. Auflage 2021
-1w, dann #1 (15+7)

 

Wie immer findet ihr die Lösung in etwa einer Woche hier!

 

Lösung

[Ba7] und [Bb7] wurden auf ihren Linien geschlagen, [Lf8] zu Hause. Die weißen Bauern schlugen sechs Mal, darunter d3xBc4. Ein weißer Bauer wandelte auf f8 um, und [Bf7] schlug einen weißen Offizier auf der e-Linie. b2-b3 als letzter Zug würde [Lc1] nicht mehr nach Hause lassen, daher nimmt Weiß O-O-O zurück und spielt 1.O-O#. Siehe auch P0002049
(nach WKs englischen Lösungsangaben im Buch).

Rezensionen

Rezensionen sind für mich häufig hilfreich um einzuschätzen, ob es für mich lohnt, ein neues (Schach-)Buch anzuschaffen, zumindest zu lesen. Im Normalfall geben sie mehr Informationen her als die Umschlagstexte der Verlage, gar noch eine persönliche Wertung des Rezensenten — nützliche Gebrauchstexte also.

Gelegentlich finden sich aber auch Rezensionen, die schon als solche interessant zu lesen sind — weit über die Details zum rezensierten Buch hinaus, indem sie etwa Zusammenhänge darstellen, eine Einordnung geben, Parallelen oder Gegensätze aufzeigen, mit anderen Büchern vergleichen. Und wenn sie dann noch sprachlich gut formuliert sind, wird für mich solch eine Rezension selbst schon zum Lesevergnügen, ob mich das dahinter stehende Buch nun direkt interessiert oder nicht.

Solche Schachbuch-Rezensionen hat in den letzten knapp drei Jahren Ralf Binnewirtz immer wieder geschrieben und auf seiner Website zugreifbar gemacht. In den letzten Wochen habe ich gelegentlich dort gestöbert, immer wieder interessanten Stoff gefunden, immer wieder vergnüglich geschmökert. Ich kann euch also, auch zum “Blick über den Zaun”, ein Vorbeischauen dort nur empfehlen!