Retro der Woche 42/2023

Eines der “Wettbewerbs-Felder” in der Retroanalyse ist die Suche nach Längenrekorden bei Auflöse-Aufgaben: Wie viele eindeutige letzte Züge lassen sich mit einer bestimmten Anzahl an Steinen darstellen? Hierbei wird im Wesentlichen unterschieden zwischen den Typen A (es wird nicht angegeben, wer am Zug ist; kein König steht im Schach), B (es wird angegeben, wer am Zug ist; kein König steht im Schach) und C (ein König steht im Schach); hinzu kommen noch Nebentypen wie Duplex und Färbe-Aufgaben.

Solche Rekord-Aufgaben sind technisch eigentlich immer interessant, aber häufig nicht allzu schwer zu lösen, und so beurteile ich auch das heutige Beispiel vom Typ A (und lade euch damit explizit zum Selbstlösen ein).

Dmitrij Baibikov
Length Records in ‘Last Single Moves?’ Problems 2009
Letzte 28 Einzelzüge? (10+10)

 

Die Broschüre, in der unser heutiges Stück urgedruckt wurde, wird von Dmitrij Baibikov, Alain Brobecker (“Erfinder” der Broschüre) und Thierry Le Gleuher herausgegeben und gelegentlich aktualisiert; die neueste Fassung stammt vom August 2022 und kann kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden. Sehr zu empfehlender Lesestoff!

Wie bei 20 Steinen nicht anders zu erwarten eine relativ lockere Stellung, jedoch mit einem klar gezeichneten Käfig im Westen, den es natürlich aufzulösen gilt, um anschließend zur Partieausgangsstellung zurückspielen zu können.

Alle fehlenden Steine sind durch Bauernschläge erklärt: Schwarz schlug einmal mit einem seiner Bauern auf der b-Linie und zusammen fünfmal mit sBa2 und sBe2 (5+0 mal, wenn sBa2 von f7 kommt, 4+1 mal, wen er von e7 kommt). Bei Weiß sieht man dxc3 sowie gxh sowie vier Schläge eines der beiden weißen Bauern auf der a-Linie, der also [Be2] ist.

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Retro der Woche 40/2023

An diesem Wochenende findet in Einbeck, organisiert von Achim Schöneberg, die diesjährige Schwalbe-Tagung statt. Daher will ich heute eine Aufgabe aus einem Schwalbe-Retroinformalturnier vorstellen, das euch gleichzeitig zum Lösen einladen soll — viel Spaß dabei!

Nikolai Beluchov
Die Schwalbe 2010, 6. Lob
Letzte 31 Einzelzüge? (13+14)

 

Preisrichter Thierry Le Gleuher schrieb dazu: “Ein recht langes Retrospiel (31 Einzelzüge) für ein einfach aussehendes Problem. Das Retrospiel ist nicht sehr kompliziert, aber ansprechend.” Na, wenn solch ein Kommentar nicht zum Lösen verlockt …

Die schwarzen Bauern haben dreimal geschlagen (gxh sowie cxdxe). Der umgewandelte schwarze schwarzfedrige Läufer muss sich also schlagfrei auf a1 umgewandelt haben, was zwei Schläge durch wBB erfordert. Daher kann [Bg2] nicht direkt geschlagen worden sein; er muss sich also ebenfalls schlagfrei auf g8 umgewandelt haben — und zwar in einen Läufer.

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Retro der Woche 33/2023

Ein klassisches Retro mit der Frage nach den eindeutigen letzten Zügen möchte ich euch noch aus der kleinen feenschach-Parade zeigen.

Diese Aufgabenstellung finde ich auch deswegen so attraktiv, weil da ganz genau klar ist, was gefordert ist, ohne dass erst einmal durch die Forderung schon etwas verraten oder auch verschleiert wird.

Gerald Ettl ist in Deutschland ein besonders aktiver Spezialist für diesen Aufgabentyp – dass er das schon lange ist, zeigt er mit dem heutigen Stück.

Gerald Ettl
feenschach 1999, 1. ehrende Erwähnung
Welches waren die letzten 22 Einzelzüge? (13+12)

 

Zunächst stellen wir fest, dass keiner der Könige im Schach steht, wir also auch herausfinden müssen, wer mit der Rücknahme beginnt. Ferner müssen wir berücksichtigen, dass (mindestens) zwei Umwandlungssteine auf dem Brett stehen: eine weiße Dame und ein schwarzer weißfeldriger Läufer – nämlich der auf h1.

Schwarz benötigt für seine Bauernstruktur alle drei Schläge, sodass die weiße Bilanz ausgeglichen ist. Weiß benötigt zwei Schläge, um den [Ba7] nach a3 oder a2 zu lassen – deswegen kann wBd6 auch nicht der [Bh2] sein. Der hingegen muss sich in die zweite weiße Dame umgewandelt haben, wofür er einen Schlag brauchte. Er musste ja an [Bh7] vorbeikommen. Damit bleibt Weiß noch ein Schlag übrig, den er z.B. nutzen kann, um Schwarz Züge zu ermöglichen.

Damit sind wir dann auch schon bei der Frage nach dem Anzug, nach der generellen Auflöse-Strategie.

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Retro der Woche 26/2023

Bleiben wir noch etwas bei den Jahrtausendwechsel-Schwalbe-Retros, den Berichten zu den Jahrgängen 1999 bis 2001.

Gerade der Jahrgang 1999 war etwas für die Anhänger der klassischen Retros: Wir Preisrichter Hans Gruber, Uli Ring und ich haben klassische Aufgaben auf die ersten sechs(!) Plätze gesetzt; das 1. Lob war dann gleichzeitig die bestplatzierte Beweispartie.

Den ersten Preisträger von Andrej Kornilow und Andrej Frolkin hatte ich bereits im Retro der Woche 20/2016 vorgestellt, heute möchte ich euch das drittplatzierte Stück zeigen.

Michel Caillaud
Die Schwalbe 1999, 3. Preis
Löse die Stellung auf (Letzte 33 Einzelzüge?) (13+13)

 

Offensichtlich muss Schwarz mit der Rücknahme in Form eines Entschlags auf b3 beginnen. Zusammen mit den schwarzen Doppelbauern auf der c- und der f-Linie sind damit alle fehlenden weißen Steine erklärt.

Auch bei Weiß sehen wir zwei Doppelbauern, nämlich auf der b- und der g-Linie. Damit [Be2] verschwinden konnte, musste er schlagen: entweder, um sich auf d8 unzuwandeln, oder, um sich auf der f-Linie zum Schlag anzubieten. Damit sind auch alle fehlenden schwarzen Steine erklärt — und das schließt ein, dass [Bh7] schlagfrei auf h1 umgewandelt hat, um verschwinden zu können.

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Retro der Woche 20/2023

In der letzten Woche war ich hier auf die bestplatzierte Beweispartie des Retro-Turniers für die Jahre 1999-2000 des Problemist eingegangen.

Nun möchte ich mit euch das vom Ersatzrichter Cedric Lytton auf den ersten Platz gesetzte Stück, eine ganz klassische Auflöse-Aufgabe des Ukrainers Alexander Kisljak (27.12.1938–5.5.2010) genießen.

Alexander Kisljak
The Problemist 1999-2000 (7/2000), 1. Preis
Legales Matt? Letzte 34 Einzelzüge? (12+13)

 

Offenbar hat Weiß soeben mit Txg3+ geschlagen, hat ebenso exd und auch [Th8] geschlagen, der nicht aus dem Nordost-Käfig entkommen konnten, was alle fehlenden schwarzen Steine erklärt. Folglich ist einer der schwarzen Türme durch Umwandlung entstanden. Weiß hat auch einen Bauern in Läufer umgewandelt, der nicht von g8 hätte entkommen können, also wurde er auf a8 schlagfrei umgewandelt.

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Retro der Woche 51/2022

In meiner Kurz-Rezension des FIDE-Albums 2016–2018 hatte ich Thierry Le Gleuher erwähnt. Er hat nicht nur die Lösungen der Retro-Abteilung gestaltet, sondern ist auch mit fünf Aufgaben (davon einer Gemeinschaftproduktion mit Tom Volet) im Album vertreten. Eines dieser Stücke, das über das WCCI ins Album gekommen war, möchte ich hier vorstellen; es hatte mich schon bei der Publikation in der Schwalbe sehr gut gefallen. Bei den Angaben zur Lösung stütze ich mich fast komplett auf die Angaben des Preisrichters Hans Gruber ab.

Thierry Le Gleuher
Die Schwalbe 2018, 2. ehrende Erwähnung
Letzte 47 Einzelzüge? (14+12)

 

Die schwarzen Bauern auf a2 und b2 können nicht die beiden fehlenden weißen Läufer durch Kreuzschlag axb/bxa auf Feldern verschiedener Farbe geschlagen haben. Der Versuch, die Stellung rasch mit e7xLf6+ aufzulösen, erfordert die Rücknahme sBcxwLb und einen schlagfreien Marsch des [Ba7] nach a2; Weiß musste daher axb und bxa schlagen; da von den fehlenden schwarzen Bauern aber nur einer ohne Schlagfall umwandeln konnte und ein Schlagobjekt auf g6 benötigt wird, wäre dies illegal.

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Retro der Woche 49/2022

In der letzten Woche sind (endlich mal wieder) zwei Hefte feenschach erschienen, die Hefte 246 und 247. Die Urdrucke — 151 an der Zahl, davon 20 Retros — waren schon Ende 2021 ins Netz gestellt, sodass die Lösefrist schon abgelaufen ist.

Noch nicht im Internet waren hingegen die Lösungen der Urdrucke des Heftes 242 erschienen — und die Kommentare der Löser dazu. In dem Heft gab es 16 Retro-Originale.

Wie nur noch in Die Schwalbe werden in feenschach die Lösungen sehr ausführlich dargestellt; hier lohnt es für uns Retrofreunde regelmäßig, die Lösungen gründlich durchzuarbeiten. Ich kann kaum beschreiben, wie viel ich aus den Löserkommentaren eines Hans-Heinrich Schmitz, eines Michael Pfannkuche, eines Thomas Kühn, um nur wenige zu nennen, besonders über Retroanalyse gelernt habe!

Aus Heft 242 möchte ich ein Stück vorstellen, das mir sehr gut gefallen hat.

Gerald Ettl
feenschach 2020
Letzte 20 Einzelzüge? (14+13)

 

Der weiße König steht im Schach, das kann nur durch die Rücknahme von Lf8xXg7+ aufgehoben werden. Zusammen mit d7xYe6 sind die fehlenden weißen Steine erklärt.

Als weißen Schlag sieht man gleich axb. Die beiden anderen muss Weiß auf dem rechten Flügel gemacht haben, denn sBh2 hat mangels Schlagopfer nicht geschlagen. Also noch hxg und gxh — ob überkreuz oder ob beide Schläge vom [Bh2] erfolgten, können wir noch nicht sagen.

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Längenrekorde

Dmitrij Baibikov, Alain Brobecker & Thierry Le Gleuher haben eine aktualisierte Übersicht über die “letzte Züge?” Längenrekorde veröffentlicht, die ihr z.B. hier herunterladen könnt.

Das sind 30 Seiten sehr erbauliche Lektüre; die Rekorde werden nach Steinezahl und Typ (etwa Typ A: Kein König im Schach, es wird nicht gesagt, wer am Zug ist) sortiert; neben den Lösungen finden sich noch interessante Informationen zu Computertests, Lösungen, Updates zur vorherigen Übersicht, zu Referenzen, Namensindex und Retro-Internet-sites.

Natürlich lasse ich euch eine Aufgabe zum Lösen hier: Interessant, dass dieser 15-Steiner vom Typ A gleich 17 eindeutige letzte Einzelzüge zeigt, während der Rekorsd bei 14-Steinern vom Typ A bei sechs (!) liegt. Das sollte doch euren Ehrgeiz wecken?!

Dmitrij Baibikov
Length records, April 2009
Letzte 17 Einzelzüge? (7+8)

 

Natürlich gibt es hier in etwa einer Woche hier wieder die Lösung — viel Spaß!

 

Lösung

R: 1.Sd7-b8 h4-h3 2.Sf6-d7 h5-h4 3.Sg8-f6 h6-h5 4.g7-g8=S h7-h6 5.h6:Sg7 Se6-g7 6.h5-h6 Sc5-e6 7.h4-h5 Sa4-c5 8.h3-h4 Kb5-a5 9.h2-h3