Juni-2018-Schwalbe

Schon vor einigen Tagen kam das neue Schwalbe-Heft, das neben den insgesamt zehn Retro-Urdrucken auch weiteren spannenden Lesestoff enthält. Wer sich für die Geschichte der PDB interessiert, wird hier fündig (und ist dann vielleicht auch bereit, die Schwalbe beim weiterhin kostenfreien Betrieb dieser so bedeutsamen und wichtigen Informationsquelle zu unterstützen!), und Bruno Stucker stellt ein interessantes Konstruktionsthema vor. Andere Artikel nenne ich nur stichwortartig: Babson, Problemgeschichte, Selbstmatt.

Für uns Retrofreunde wird natürlich alles in den Schatten gestellt von dem Beitrag Thierry Le Gleuhers Jenseits der 100 letzten Einzelzüge mit fantastischen neuen Längenrekorden für die Typen A, B und C. Nach seinen Beiträgen in Phénix und StrateGems hatte ich schon erwartet, dass er seine Rekorde wie weiland der ukrainische Stabhochspringer Sergej Bubka in Zentimeterschritten — pardon: Halbzügen — verbessern wolle. Aber dann hat er in diesem Beitrag die alten Rekorde sofort deutlich überboten: Genuss pur! Auf der Schwalbe-Website findet ihr diesen Artikel übrigens auf deutsch und englisch!

Retro der Woche 11/2018

Das erste Thematurnier, das die noch junge Zeitschrift StrateGems ausrichtete, war das Jubiläumsturnier anlässlich des 50. Geburtstages von Thomas Volet (* 23.10.1949); der Preisbericht erschien im Jahre 2001. Gleich zwei Aufgaben kamen auf den (geteilten) ersten Platz; die zweite werde ich hier auch noch vorstellen.

Andrej Frolkin
Thomas-Volet-50 Turnier 2001, 1.-2. Preis
Letzte 11 Einzelzüge? (15+10)

 

Der riesige Käfig im Südwesten kann nur aufgelöst werden, wenn ein Schild auf d1 es erlaubt, die schwarzen Türme wegzuziehen. Als Schild kommt nur eine weiße Dame oder ein weißer Turm in Frage, denn Läufer oder Springer können, egal welcher Farbe, d1 nicht erreichen.

Daher muss Schwarz das potenzielle Schild so schnell wie möglich entschlagen, da Weiß die Züge auszugehen drohen. Dieser Entschlag kann nur auf f6 erfolgen, da nur ein einziger weißer Stein fehlt.

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Retro der Woche 07/2018

Die heutige Aufgabe passt, so glaube ich, sehr gut zum Karnevals- bzw. Faschingswochenende: Schließlich haben sich alle weißen Steine verkleidet. Und wenn dann die närrische Zahl 11 ihre Finger im Spiel hat …

Andrej Kornilow
Die Schwalbe 1982, 7. Lob
Färbe die Steine. Letzte 11 Einzelzüge? (24)

 

Andrej Kornilow (4.5.1944–14.11.2011) war ein Spezialist für diese Art von Färbeaufgaben; in dieser Rubrik hatte ich schon zwei gezeigt: RdW 47/2014 und RdW 15/2015.

Wie löst man nun solche Aufgaben? Am besten schaut man nach den beiden Königen und betrachtet zunächst die Steine, die einen König oder gar beide der Könige beobachten. Daraus kann man meist schon einige Steine eindeutig färben, oft auch die Könige schon selbst.

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Zufallsfund

Gelegentlich tummele ich mich auf facebook — wegen meines „Zweithobbys“ Fotografieren, aber auch, um mitzubekommen, was sich dort problemschachlich tut.

Die Studienfreunde sind dort sehr aktiv, aus Deutschland besonders Martin Minski, aber es gibt auch Gruppen, die sich mit direkten Schachproblemen beschäftigen: Für mich überraschend mit vielen Aktiven aus Ostasien und arabischen Ländern. hierbei fallen mir viele Nachdrucke neudeutscher Probleme aus deutschen Quellen auf — die dann gelegentlich lustig ins Englische übersetzt erscheinen wie „Saxon Newspaper“ — google translate lässt grüßen!.

Gelegentlich finden sich auch Retros dort zum Lösen: Eine Menge Smullyan-Nachdrucke, aber auch andere Sachen wie Lastmover-Rekorde. Klasse Werbung für Retros, finde ich!

Heute Morgen bin ich beim Frühstück über eine Aufgabe gestolpert, die sich auf meine Nachfrage hin als Urdruck herausstellte — wobei ich offen lassen muss, ob der Autorname echt oder ein Pseudonym ist. Das Stück gefällt mir recht gut, und ich möchte sie sofort hier „nachdrucken“ und euch für „zwischendurch“ empfehlen.

Lion Xray
Chess Puzzles and Problems facebook-Gruppe 11.12.2017
a) #1, b) letzter Zug? c) 0-0-0 zulässig? (15+10)

 

Na ja, a) ist nicht so schrecklich schwer, beweist aber, dass Weiß am Zug ist. Aber zumindest der c)-Teil erfordert für die Argumentation vielleicht schon genaueres Hinsehen… Viel Spaß!

Retro der Woche 36/2017

Nachdem ich in der letzten Woche eine Beweispartie aus dem FIDE-Album 2010-2012 quasi als „Appetithäppchen“ für das Album vorgestellt hatte, soll heute nun ein klassisches Retro folgen.

Nikolai Beluchow ist mit 15 (!) klassischen Retros (davon vier Koproduktionen) im Album vertreten, und bei seinen Aufgaben kann man immer von hoher Qualität ausgehen. So auch bei dem Stück, das ich für heute ausgewählt habe.

Nikolai Beluchow
StrateGems 2011
Letzte 40 Einzelzüge? (14+12)

 

Ein paar Fragen lassen sich aus dem Diagramm rasch klären: So hat Schwarz offensichtlich zweimal mit seinen Bauern geschlagen (fxe und hxg); damit sind die fehlenden weißen Steine erklärt.

Die weißen Schläge ergeben sich nicht ganz so offensichtlich durch Doppelbauern: Damit sBc3 und sBd2 ihre Position schlagfrei erreichen konnten, müssen [Bc2] und [Bd2] überkreuz geschlagen haben. Irgendwie muss auch [Ba7] verschwunden sein. Er kann nicht selbst geschlagen haben, muss also auf der a-Linie selbst geschlagen worden sein.

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Retro der Woche 31/2017

Preisrichter Thierry Le Gleuher war von der durchschnittlichen Qualität der Nicht-Beweispartien im Jahrgang 2015 von StrateGems weniger überzeugt als von der der Beweispartien. Daher vergab er nur einen Preis; der allerdings ist, wie ich meine, sehr sehenswert.

Andrej Frolkin
StrateGems 2015, Preis
Ergänze wS auf der 1. Reihe. Letztes notwendiges Schachgebot? (13+12)

 

Wenn wir nun die Analyse möglicher Schläge vornehmen, müssen wir berücksichtigen,dass Schwarz nur zwei Steine hat schlagen können – im diagramm fehlt ja noch der zu ergänzende weiße Springer.

Offensichtlich ist, dass Schwarz exd gespielt hat. Da Schwarz ja nur zwei Mal schlagen konnte, stammen alle anderen schwarzen Bauern von ihrer Reihe – nur bei sBg3 ist nicht klar, ob er von der g- oder der h-Linie stammt.

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Retro der Woche 25/2017

Heute möchte ich mit euch einen Blick in die Geschichte der Retroanalyse werfen; begeben wir uns gedanklich also 45 Jahre zurück.

Die heutige Aufgabe muss damals wie eine Bombe eingeschlagen sein – warum?

Nikita Plaksin
Sowjetskaja Moldawija 1972, 1. Preis
Welches war der letzte Zug? (11+13)

 

Betrachten wir zunächst wie üblich die Schlagbilanzen: Schwarz muss in seinem letzten Zug mit der Dame geschlagen haben, denn anders ist das Schachgebot im Diagramm nicht zu erklären. Darüber hinaus stammt sBa5 von c7, sBd2 von e7 sowie sBg6 von h7 – damit sind alle fehlenden weißen Steine erklärt.

Auch die Schlagfälle durch Weiß können wir rasch erkennen: [Lc8] wurde zu Hause geschlagen, [Bb2] hat auf die c-Linie geschlagen. Schwarz kann [Bf2] nicht direkt geschlagen haben, er muss sich also umgewandelt haben – das kann nur auf der e-Linie erfolgt sein, und damit ist auch der dritte fehlende schwarze Stein erklärt.

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Retro der Woche 20/2017

Am letzten Freitag konnte Andrej Frolkin seinen 60. Geburtstag feiern, und deshalb habe ich natürlich für heute eine weitere Aufgabe von ihm herausgesucht. Sie ist exakt 30 Jahre alt und hat sogar inhaltlich ein wenig mit dem am Freitag vorgestellten Stück zu tun.

Andrej Frolkin
Die Schwalbe 1987, 3. Preis
Letzte 34 Einzelzüge? (15+10)

 

Ein paar Details der Stellung sieht man recht schnell:

Der fehlende weiße Springer wurde mittels axb geschlagen; zwei Schläge durch Weiß (dxc, cxb) sind ebenfalls sofort sichtbar.

Und klar ist, dass Schwarz mit der Rücknahme beginnen muss, denn der weiße König steht im Schach. Da sBd3 nicht entschlagen kann, haben wir schon 1/34 der Lösung: R: 1.d4-d3+.

Dann wird es aber ein wenig komplizierter, wenn wir uns überlegen, wie der Knoten im Westen aufgelöst werden kann.

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