Retro der Woche 38/2024

Bleiben wir heute doch bei den klassischen Auflöse-Aufgaben – heute ein Stück komplexer als in der letzten Woche, ein klasse Task. Nikolai Beluchow hatte das Stück „prinzipiell“ gebaut und dann an Henrik Juel und Andrej Frolkin geschickt, die jeweils ein paar Korrekturen und Verbesserungen vorschlugen – und schwupps war ein bemerkenswertes Drei-Männer-Werk entstanden, das dann im Schwalbe Jahresturnier sehr hoch ausgezeichnet wurde. Und auch der erste Preisträger des Turniers ist einen zweiten Blick wert.

Nikolai Beluchow, Henrik Juel & Andrej Frolkin
Die Schwalbe 2010, 2. Preis
Letzter Zug? (14+12)

 

Sofort fallen einige Umwandlungssteine auf: Zwei weiße Damen sehen wir auf dem Brett, ebenso zwei weißfeldrige weiße Läufer. Und auch der sLa1 muss durch Umwandlung entstanden sein.

Betrachten wir die Schlagbilanz, stellen wir zunächst fest, dass das nahe liegende sBc4xd3 und sBb3xc2 nicht funktionieren kann, da bei Weiß neben einem Springer auch der schwarzfeldrige Läufer fehlt. Also kommt sBc2 von c7. Also schlug Weiß auf c/d überkreuz und sBd3 kommt von e8. Weiß musste dann nach axb in einen Läufer und schlagfrei auf e8 in eine Dame umwandeln. Damit sind zusammen mit gxf7 alle weißen Schläge verbraucht, sodass [Bh7] nur verschwinden konnte, nachdem dieser sich auf g1 umgewandelt hatte – und damit sind auch alle schwarzen Schläge erklärt.

Weiterlesen

Champagne-Turnier

Neben dem Murfatlar-Turnier war beim WCCC in Jūrmala auch das traditionelle Champagne-Turnier ausgeschrieben. Gefordert waren Beweispartien, in denen ein Stein einem der anderen Farbe mindestens zweimal folgt. Der vorläufige Preisbericht (noch ohne Lösungen und Kommentare) von Preisrichter Michel Caillaud ist nun
veröffentlicht.

Der verleitet natürlich besonders zum Schmökern und Lösen! „Für zwischendurch“ möchte ich euch hier das 2. Lob anbieten: Sehr hübsch, wie ich finde!

Igor Wereschtschagin
Champagne-Turnier 2024, 2. Lob
Beweispartie in 7 Zügen (16+11)

 

 

Dass hier in etwa einer Woche die Lösung nachgetragen wird, muss ich gar nicht erwähnen?!

 

Lösung


Eine nette Kleinigkeit, die euch hoffentlich Spaß gemacht hat!

Preisbericht 7. Murfatlar-Turnier

Der Preisbericht des 7. Murfatlar-Turniers, das traditionell zu WCCC ausgeschrieben wird, liegt schon vor!

Alt Thema waren Beweispartien mit der Bedingung “Anticirce” und optional einer weiteren Märchenbedingung (Ausschreibung) bis zum 15. Juli 2024 gefordert. Preisrichter Paul Rãican konnte sich nicht nur über 34 eingesandte Probleme freuen (neuer Rekord für das Turnier), sondern hatte dann natürlich auch viel Arbeit damit, den Bericht innerhalb von zwei Wochen zu erstellen.

Der Preisbericht findet sich seit heute auf der WCCC-Seite; ich werde hier auf das Turnier natürlich noch genauer eingehen.

Retro der Woche 23/2024

Vor ein par Tagen bin ich im Internet, konkret bei facebook in der Gruppe „Chess Endgames and Compositions“ über eine Beweispartie gestolpert, die sich, wie ich meine, hervorragend für unsere Serie eignet: Da kann ich gleichzeitig noch eine Frage „jenseits der eigentlichen Aufgabe“ mit euch diskutieren.

Michel Caillaud
Die Schwalbe 2016, 4. ehrende Erwähnung
Beweispartie in 22,0 Zügen (14+14)

 

Beginnen wir mit der Analyse der Schlagfälle: Bei Schwaz fehlen [Lc8], der zuhause geschlagen werden musste, sowie [Bh7], der auf der h-Linie sterben musste. Bei Weiß fehlt {Be2], der selbst nicht schlagen konnte, sowie [Dd1], die auf b6 oder b5 vom schwarzen a-Bauern geschlagen wurde.

Das hilft nur bedingt weiter, drum betrachten wir die sichtbaren Züge: Bei Weiß haben wir 3+2+3+3+2+4=17 – erschreckend wenig, gerade weil wir wissen, dass sich kein Bauer umgewandelt haben kann: fünf Züge sind noch frei. Das Zählen bei Schwarz ist aber zunächst noch frustrierender: 4+1+0+1+0+3=9 !!

Weiterlesen

Retro der Woche 22/2024

Wie schon angekündigt möchte ich heute noch einmal auf den Retro-Preisbericht Probleemblad 2021-2022 von Hans Gruber und Dirk Borst zurückkommen; vor drei Wochen hatte ich bereits den ersten Preis demonstriert, vor zwei Wochen dann ein Buchstabenproblem – und heute möchte ich auf das zweitplatzierte Stück, wieder eine orthodoxe Beweispartie, eingehen.

Eric Pichouron, Michel Caillaud & Nicolas Dupont
Probleemblad 2021-2022, 2. Preis
Beweispartie in 19,0 Zügen (15+16)

 

Nur [Lf1] fehlt, der offenbar auf a6 geschlagen wurde. Ansonsten fallen im Diagramm besonders die Türme auf der achten Reihe auf: Den weißen auf b8 kann man sich noch gut von h1 kommend vorstellen, wie allerdings Tg8 – wahrscheinlich von a8 kommend – hier gelandet sein könnte, ist nicht so offensichtlich. So viel sei verraten: Das ist das eigentliche Thema dieser Beweispartie.

Doch zunächst zählen wir einmal die sichtbaren Züge von Weiß: 3+2+5+3+0+5=18 – hinzu kommt noch Lf1-a6, sodass alle weißen Züge erklärt sind. Damit ist auch das Zählen von 3+2 Zügen für König und Tc2 korrekt: Mit Rochade würden die beiden Figuren nur 2+2 Züge brauchen, das aber würde Platz machen des Sb1 und dessen Rückkehr, also in Summe einen Zug mehr, erfordern.

Weiterlesen

Retro der Woche 19/2024

Vor ein paar Tagen hatte ich die April-Juni 2024 Ausgabe von Probleemblad, der Zeitschrift des Nederlandse Bond van Schaakproblemvrienden, im Briefkasten, und das Heft enthält den Retro-Preisbericht für die Jahre 2021 und 2022. Bis auf eine Ausnahme, auf die ich an dieser Stelle in der kommenden Woche eingehen werde, hätte man auch „Beweispartie-Preisbericht“ drüber schreiben können …

Wie bei den beiden nicht anders zu erwarten haben die Richter Hans Gruber und Dirk Borst einen ausgewogenen, sehr plausibel und gut begründeten Bericht vorgelegt.

Beginnen wir heute mit dem Turniersieger:

Silvio Baier
Probleemblad 2021-2022, 1. Preis
Beweispartie in 32,0 Zügen (14+11)

 

Beim Blick auf das Diagramm fallen gleich die beiden Umwandlungsläufer auf, die uns sicherlich beim Zählen der weißen Züge helfen werden: 2+2+4+4+10+5+5=32 – das geht auf! Hierbei habe ich gleich die zehn Bauenzüge zu den Umwandlungen mitgerechnet und für Läufer möglichst wenige Züge angesetzt – das ist auch richtig und wichtig, wie das Aufsummieren zeigt.

Und damit können wir auch gleich die Umwandlungsfelder der Läufer identifizieren: b8 für Lf4 und g8 für Lc4. Damit aber können wir noch weiter gehende Überlegungen anstellen – nämlich zu den möglichen Schlägen auf dem Weg zu den Umwandlungsfeldern: Das wird dadurch besonders wertvoll für die Lösungsfindung, da bei Schwarz nur Bauern fehlen.

Weiterlesen

Retro der Woche 06/2024

Bleiben wir noch beim Retro-Preisbericht 2003 der Schwalbe –- gehen wir wieder zurück zu den Beweispartien. Vor zwei Wochen konnten wir den ersten Preisträger bewundern; die zweitplatzierte Beweispartie hatte ich hier schon als RdW 45/2018 vorgestellt, kommen wir also zum drittplatzierten Stück.

Reto Aschwanden
Die Schwalbe 2003, 3. Preis
Beweispartie in 19 Zügen (13+14)

 

Kann uns hier das Züge-Zählen weiterbringen? Bei Weiß im ersten Schritt offenbar nicht, da sind wir auch sehr schnell fertig. Bei Schwarz vielleicht – also zählen wir: 1+2+5+3+4+4=19, und damit sind alle schwarzen Züge erklärt.

Das hilft uns fürs Lösen schon eine Menge weiter:

Zunächst einmal wissen wir, dass Schwarz lang rochiert hat: Anders kann der schwarze König nicht in einem Zug nach c8 gekommen sein.

Weiterlesen

Ergebnisse 11. SVW-Wettbewerb

Der 11. Problemschach-Wettbewerb des Schachverbandes Württemberg beschäftigte sich mit einer Sonderform von Springer-Routen, nämlich der interessanten “Hürde”, dass die Routen von einem bewegungslosen König beeinflusst werden.

Vor ein paar Tagen sind die Ergebnisse veröffentlicht worden — das ist höchst interessante Lektüre für jeden, der sich der Magie solcher Springer-Touren nicht entziehen kann. Viel Freude beim Studium!